Ernährung, Fitness, Gesundheit | Autor/in: Andra Riehl |

Ernährungsfachkräfte in Unternehmen: Gesundheitspotenziale nutzen

Um betriebliche Möglichkeiten im Bereich 'Gesunde Ernährung am Arbeitsplatz' aufzuzeigen, sind qualifizierte Ernährungsfachkräfte für viele Unternehmen heute wichtiger denn je. Sie sorgen für eine professionelle Umsetzung innerhalb des Betriebs, sodass die Gesundheit der Mitarbeitenden nachhaltig unterstützt werden kann.

Qualifizierte Ernährungsfachkräfte unterstützen die Gesundheit der Mitarbeitenden

Leistungsdruck, Stress oder gar eine ausgeprägte körperliche und geistige Erschöpfung gehören für immer mehr Beschäftigte zum 'normalen' Arbeitsalltag. Bei vielen bleibt oftmals kaum mehr Energie übrig, sich angemessen um eine gesunde Ernährung und ausreichende körperliche Bewegung zu kümmern.

Doch Fehlernährung, Dauersitzen und die stetig zunehmenden beruflichen Belastungen stellen auf lange Sicht eine ernst zu nehmende Gefahr für die Gesundheit von Beschäftigten dar und verursachen lebensstilbedingte Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes (Froböse & Wallmann-Sperlich, 2021).

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Auch aus unternehmerischer Sicht sind gesundheitlich angeschlagene Mitarbeitende besorgniserregend: Eingeschränktes Leistungspotenzial, Personalfluktuation, Vorruhestand und ein Anstieg der Gesundheitskosten haben gewichtige Konsequenzen für Betriebe (Drewnowski, 2020).

Eine gesundheitsförderliche Ernährung ist daher eine zentrale Stellschraube für das körperliche und geistige Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Arbeitnehmern. Grund genug für immer mehr Unternehmen, die gesunde Ernährung ihrer Angestellten im Betrieb bewusst in den Fokus zu rücken und diese mit aktiven betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen zu fördern und zu erhalten.


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Doch welche Handlungsspielräume in der Betriebsverpflegung haben Unternehmen? Welche Ausgangsvoraussetzungen sind vielleicht schon erfüllt und können noch optimiert werden? Welche innovativen Ernährungskonzepte passen zum Betrieb und vor allem, wie gelingt die langfristige Umsetzung?

An dieser Stelle ist das professionelle Know-how von externen oder betriebsinternen Ernährungsexpertinnen und -experten gefragt, deren Tätigkeit ein spannendes Berufsfeld mit großem Gestaltungspotenzial bietet.


Über die Autorin

Andra Riehl ist Ernährungswissenschaftlerin (M. Sc.) und seit 2015 als Dozentin, Autorin und Tutorin für die Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG)) sowie die BSA-Akademie im Fachbereich Ernährung tätig.


Eine ausführliche betriebliche Ernährungsberatung und -betreuung bewirkt nicht nur, dass die Ernährung der Mitarbeitenden während ihrer Arbeitszeit im Unternehmen positiv beeinflusst wird, sondern sie unterstützt darüber hinaus grundsätzlich bei eigenverantwortlichen und gesundheitsbewussten Ernährungsentscheidungen im Alltag.

Betriebliche Voraussetzungen erkennen und schaffen

'Ernährung im Betrieb' wird von den meisten sicherlich mit dem Mittagessen assoziiert, denn dies ist in der Regel die zentrale Mahlzeit während der Arbeitszeit. Ist in Unternehmen bereits eine Kantine mit einem Getränke- und Speisenangebot vorhanden, dann ist hier der geschulte Blick von Ernährungsberatern mit dem Schwerpunkt 'Gemeinschaftsverpflegung' hilfreich.


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In einem Kantinencheck ermitteln diese den Status quo und gleichen ab, wie sich die bisherige Mitarbeiterverpflegung zum Beispiel mit den offiziellen Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) für ein gesundes und nachhaltiges Verpflegungsangebot in Betrieben deckt (DGE, 2022).

Des Weiteren kann geprüft werden, inwiefern ein neues gesundheitsförderliches 'Update' der Speisepläne über die Ernährungsfachkraft notwendig ist.

Auch in Unternehmen ohne Kantine können betriebliche Ernährungsberater mit kreativen Alternativideen auf verschiedensten Wegen für eine vollwertige und gesunde Mittagsverpflegung der Mitarbeitenden sorgen: Ist vielleicht ein tägliches Catering zielführend, lohnt es sich extra eine Kochkraft einzustellen oder bieten umliegende Restaurants ein ansprechendes Mittagsmenü?


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Über das Mittagessen hinaus lässt sich zudem über die kostenfreie Bereitstellung von Obstkörben und ungesüßten Getränken (z. B. Wasser, Kaffee) oder ein sinnvoll bestücktes Cafeteriasortiment das gesunde Getränke- und Speisenangebot in einem Unternehmen erweitern.

Im Zuge dessen sollten die betrieblichen Ernährungsprofis die weiteren Rahmenbedingungen genauer unter die Lupe nehmen. Angenehme Pausen- und Essensräume, die eine entsprechende Ausstattung (z. B. Kühlschrank, Mikrowelle) aufweisen, um das Mitbringen von Speisen zu ermöglichen, sowie allgemeine Regelungen wie Pausenzeiten und Öffnungszeiten der Kantine können überprüft und bei Bedarf angepasst werden.

Berufsbedingte Besonderheiten, wie z. B. körperlich anstrengende Tätigkeiten vs. Vielsitzen, Außendienst oder Schichtarbeit sollten ebenfalls im Hinblick auf die damit verbundenen Anforderungen an die tägliche Ernährung (z. B. Energiegehalt, Nährstoffverhältnis, Mahlzeitentiming) berücksichtigt werden.

Mehr Ernährungswissen und Motivation

Ein gesundes Ess- und Trinkangebot während der Arbeitszeit zu schaffen und den dafür notwendigen unternehmerischen Rahmen zu gestalten, ist ein wichtiger Aufgabenbereich von betrieblichen Ernährungsfachkräften.

Ihre Expertise ist aber auch dann von großer Bedeutung, wenn es darum geht, die Angestellten in einem Betrieb mithilfe von Informationen, Bildung sowie Interventions- und Aufklärungsmaßnahmen dazu zu motivieren, (überhaupt erstmal) ein gesundheitsförderliches Ernährungsverhalten zu entwickeln und dieses dann möglichst dauerhaft beizubehalten.

In Impuls- und Informationsvorträgen können regelmäßig wichtige allgemeine Ernährungsgrundlagen vermittelt werden oder aktuelle Ernährungsthemen (z. B. Vitamin D, Darmgesundheit) aufgegriffen und wissenschaftlich fundiert und laienverständlich an die Zielgruppe weitergegeben werden.


Lesetipp: Stichwort Darmgesundheit – Erfahren Sie mehr in Anika Dornbergs Fachartikel 'Optimiertes Darmmikrobiom: Ernährung für einen gesunden Darm'


Des Weiteren erfreuen sich betriebsinterne Wettbewerbe und Mitmachkampagnen einer großen Beliebtheit und können von Ernährungsberatern organisiert und begleitet werden: In der Gemeinschaft (z. B. in einer Abteilung) pfiffige Ideen zu entwickeln, wie sich einfach und lecker mehr Gemüse und Obst in den Büroalltag integrieren lassen, und dabei gleichzeitig andere Abteilungen freundschaftlich zu übertrumpfen, sorgt nicht nur für jede Menge Spaß, sondern fördert zusätzlich das Bewusstsein für gesunde Lebensmittel.

Die Veranstaltung von Aktions- und Gesundheitstagen bietet Ernährungsfachkräften eine weitere Gelegenheit, um ernährungsrelevanten Input für die Beschäftigten eines Unternehmens projektbezogen aufzubereiten.

Neben allgemeinen Informationen über eine geeignete Ernährung bei Stress oder häufigen Infekten bietet es sich an, die eigene Ernährung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in interessanten Experimenten (z. B. zum unbewussten Zuckerkonsum) greifbar zu machen.

Wird die Ernährung hierbei in einem interdisziplinären Setting mit anderen Lebensstilbereichen wie Bewegung, Stressmanagement und Schlaf eingebunden, entsteht ein wertvolles ganzheitliches Gesundheitsangebot für die Betriebe und ihre Mitarbeitenden.

Gesundheitsnewsletter sind für Ernährungsfachkräfte eine zusätzliche Option, um in regelmäßigen Abständen über aktuelle, spannende Erkenntnisse aus der Ernährungswissenschaft und dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement zu berichten oder vollwertige, schmackhafte 'Meal-Prep'-Rezepte für das nächste Mittagsessen im Büro zu teilen.

Doch nicht nur die Angestellten eines Unternehmens können von der betrieblichen Ernährungsberatung profitieren, sondern auch weitere Zielgruppen, wie z. B. das Küchenpersonal der Kantine.


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Für diese können fachkundige Ernährungsprofis beispielsweise Schulungen über kantinentaugliche Mahlzeitenkreationen für gestresste Dauersitzer oder die nährstoffschonende Zubereitung von Lebensmitteln durchführen oder auch wichtige Aufklärung über Allergene und andere potenziell kritische Lebensmittelinhaltsstoffe leisten.

Hier lässt sich was bewirken

Ob intern eingebettet im Rahmen eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements oder als externe Spezialisten für Mitarbeiterernährung in verschiedenen Unternehmen – hier eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten für Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater, aktiv zu werden.

Sie stellen eine immens wichtige Schnittstelle dar, die alle Beteiligten zum Thema 'Ernährung am Arbeitsplatz' an einen Tisch bringt. So gelingt es im Team, Lösungsansätze herauszuarbeiten, die zum jeweiligen Betrieb passen und bei denen die Zielvorstellungen der Geschäftsführung mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter bestmöglich miteinander vereint werden, sodass die Ernährung und Gesundheit der Beschäftigten nachhaltig in eine positive Richtung gelenkt werden können.


Fazit

Gesunde Ernährung im Betrieb funktioniert – und zwar in erster Linie dann besonders gut und nachhaltig, wenn zugleich unterschiedliche Interventionsstrategien, wie z. B. ein hochwertiges, gesundes Lebensmittel- und Getränkeangebot sowie Mitarbeiterinformation, -bildung und -motivation miteinander verknüpft werden (Naicker Shrestha, Joshi, Willett & Spiegelman, 2021).

Qualifizierte Ernährungsfachkräfte spielen dabei eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Ernährungsmaßnahmen in einem Unternehmen.


Literaturliste

DGE. (2022). DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Betrieben. Zugriff am 04.07.2023.

Drewnowski, A. (2020). Impact of nutrition interventions and dietary nutrient density on productivity in the workplace. Nutrition Reviews, 78 (3), 215–224.

Froböse, I. & Wallmann-Sperlich, B. (2021). Der DKV-Report 2021. Wie gesund lebt Deutschland? Zugriff am 24.08.2022.

Naicker, A., Shrestha, A., Joshi, C., Willett, W. & Spiegelman, D. (2021). Workplace cafeteria and other multicomponent interventions to promote healthy eating among adults: A systematic review. Preventive Medicine Reports, 22, 1–29.

Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:

Riehl, A. (2023). Ernährungsfachkräfte in Unternehmen. fitness MANAGEMENT international, 5 (169), 110–112.

 

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