Athletiktraining bildet im Leistungssport eine fundamentale Basis und gilt daher als wichtige sportartübergreifende Ergänzung. Etwa leistet es einen großen Beitrag zur Verletzungsprophylaxe – ein Beitrag von Prof. Dr. Christoph Eifler.
Lesezeit: 4 Minuten
Athletiktraining bildet im Leistungssport eine fundamentale Basis zur Verbesserung der Belastbarkeit der Athleten sowie zur Ausschöpfung der Leistungsressourcen und gilt daher als wichtige sportartübergreifende Ergänzung zum sportartspezifischen Training. Neben der erhöhten Leistungsfähigkeit wird durch das Athletiktraining zudem eine Verletzungsprophylaxe erzielt und damit das immens wichtige Kapital „Sportlergesundheit“ geschützt.
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Spätestens seit der Fußballweltmeisterschaft 2006 hat sich Athletiktraining als sportartübergreifende Trainingsmaßnahme im Leistungs- und Spitzensport etabliert. Nach wie vor existieren jedoch viele unterschiedliche Interpretationen über die Inhalte sowie die Ablaufprozesse des Athletiktrainings. In einer Untersuchung von Hornberger (2013) zum Stellenwert des Athletiktrainers im Leistungsfußball konnte festgestellt werden, dass zwar alle Mannschaften der 1. Fußball-Bundesliga mit Athletiktrainern arbeiten, jedoch keine homogenen Anforderungsprofile und Tätigkeitsfelder für die Athletiktrainer existieren.

Irrige Ansichten bestehen

Insofern ist es nicht verwunderlich, wenn hinsichtlich der Ziele, Inhalte sowie der Ablaufprozesse im Athletiktraining des Leistungssports teilweise irrige Ansichten unter den Trainern bestehen. So existieren z. B. die falschen Annahmen, dass Athletiktraining stets ein sportartspezifisches Training darstellen muss und dass mit Hochleistungsathleten stets ein hoch intensives Training durchgeführt werden kann. Im Folgenden sollen die Kernziele des Athletiktrainings nochmals hervorgehoben und im Kontext eines Phasenmodells systematisiert werden.

Inhalte des Athletiktrainings

Im Fokus des Athletiktrainings stehen Trainingsmaßnahmen zur Verbesserung der athletischen bzw. konditionellen Fähigkeiten sowie grundlegender motorischer Bewegungshandlungen. Die spezifische Akzentuierung dieser Komponenten orientiert sich an dem Anforderungsprofil der jeweiligen Sportart sowie an den individuellen Bedürfnissen, Stärken und Defiziten der Sportler. Athletiktraining zielt dabei auf die Verbesserung der Belastbarkeit bei sportartübergreifenden Bewegungshandlungen ab. Trainingsmaßnahmen zur Verbesserung der funktionellen Belastbarkeit (Basistraining) sowie der funktionellen Leistungsfähigkeit (Leistungstraining) bei sportartübergreifenden Bewegungshandlungen sind die zentralen Inhalte des Athletiktrainings.

Belastbarkeit = Verletzungsprophylaxe

Athletiktraining beginnt aber bereits vor einem Basis- oder Leistungstraining. Die motorischen Anforderungen des Leistungs- und Hochleistungssports sind sehr speziell und teilweise auch einseitig. Trotz individueller Höchstleistungen in einer Sportart weisen viele Leistungssportler Defizite bei grundlegenden Bewegungsmustern sowie Stabilitäts- und Mobilitätsdefizite in bestimmten Muskel-Gelenk-Systemen auf. Diese Defizite zeigen sich jedoch nicht zwangsläufig in Leistungseinbußen. Vielmehr stellen diese Defizite ein verstecktes Verletzungsrisiko dar und müssen daher identifiziert und korrigiert werden, bevor hoch intensive Trainingsmaßnahmen zur Verbesserung der Leistungsressourcen folgen können.

Ziel: Indirekte Leistungsförderung

Ungeeignete Trainingsmaßnahmen zum falschen Zeitpunkt können als Katalysator für die Entstehung von Verletzungen fungieren. Athletiktraining muss grundsätzlich seine originäre Zielsetzung erfüllen, verletzungsprophylaktisch und damit indirekt leistungsfördernd wirken. Belastbare Athleten verfügen über höhere Leistungsressourcen. Damit das Athletiktraining nicht die Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Sportlers gefährdet, müssen die Trainingsmaßnahmen einer durchdachten Systematik folgen (geeignete Trainingsformen zum richtigen Zeitpunkt) und zielgerichtet in das komplexe System der Wettkampfperiodisierung der jeweiligen Sportart eingegliedert werden.

Phasen des Athletiktrainings

Athletiktraining im Leistungssport muss als ein systematischer und zielorientierter Prozess verstanden und umgesetzt werden. Die Trainingsinhalte dürfen nicht planlos aufeinander folgen, sondern müssen systematisch miteinander verzahnt sein. Im Leistungssport arbeitet der Athletiktrainer mit Sportlern, die im Training sowie im Wettkampf Spitzenleistungen erbringen, weshalb die Fähigkeit, die daraus entstehenden mechanischen Belastungen auf die Körpersysteme zu kompensieren, essenziell ist. Um das Ziel der verbesserten Belastbarkeit der Sportler zu erreichen, muss das Athletiktraining einem Phasenmodell folgen, das dem Athletiktrainer als Orientierung zur Planung der Trainingsinhalte dienen kann.

In einer ersten Phase geht es darum, Bewegungsdefizite in Form von Einschränkungen bei funktionellen Bewegungsmustern zu identifizieren und durch Korrekturübungen gezielt zu beseitigen. In der folgenden Phase besteht das Ziel darin, die Stabilität und Mobilität der involvierten Muskel-Gelenk-Systeme zu verbessern. Die Verbesserung der funktionellen Belastbarkeit ist zentraler Punkt der dritten Phase. Hier steht das allgemeine Training der konditionellen Fähigkeiten, insbesondere der Kraft und Ausdauer, im Fokus der Trainingsmaßnahmen, jedoch eher allgemein und weitgehend ohne sportartspezifischen Bezug.

Transfer der Trainingsmaßnahmen

Zunächst soll die motorische bzw. konditionelle Basisleistung verbessert werden. In einer letzten Phase erfolgt ein Transfer der Trainingsmaßnahmen auf die sportartspezifische Leistungserbringung. Hier besteht das Ziel darin, die funktionelle Leistungsfähigkeit der Sportler unter sportartspezifischen Rahmenbedingungen weiter auszubauen oder zu stabilisieren. Die dargestellten Phasen des Athletiktrainings stellen allerdings kein starres Ablaufschema dar. Sie können durchaus auch parallel verlaufen. Das Phasenmodell definiert lediglich die Schwerpunkte einer Trainingsphase, wobei es andere Trainingsinhalte nicht ausschließt. So können z. B. auch in der Phase mit dem Schwerpunkt der Verbesserung der funktionellen Leistungsfähigkeit zusätzlich Basisübungen integriert werden, die der Stabilisierung der motorischen Fähigkeiten im Allgemeinen dienen.

Fazit

Gezielte Screenings nötig

Zur Einordnung in den Ablaufprozess des Athletiktrainings sind zunächst die individuellen Leistungsdaten des Sportlers entscheidend. Daher sollten Trainingsmaßnahmen im Athletiktraining auch nicht unreflektiert oder „aus dem Bauch heraus“ erfolgen, sondern aus den Ergebnissen eines gezielten Assessments/Screenings der Sportler abgeleitet werden. Können z. B. keine Bewegungsdefizite identifiziert werden, so kann diese erste Phase des Phasenmodells übersprungen werden.

Spezielle Kompetenzen erforderlich

Im umgekehrten Fall wäre es jedoch nicht zielführend oder sogar gefährlich, in das Athletiktraining mit einem intensiven Basistraining der konditionellen Fähigkeiten einzusteigen, wenn noch individuelle Defizite in grundlegenden Bewegungsmustern sowie Einschränkungen der Stabilität und Mobilität von Muskel-Gelenk-Systemen bestehen. Anhand der aufgezeigten Komplexität des Athletiktrainings kann geschlussfolgert werden, dass Athletiktrainer im Leistungssport über spezifische Kompetenzen verfügen müssen, die deutlich über das Anforderungsprofil des Fitnesstrainers hinausgehen.

Über den Autor
Prof. Dr. Christoph Eifler leitet den Fachbereich Trainings- und Bewegungswissenschaft der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie den Fachbereich Fitnesstraining der BSA-Akademie. Bei der DHfPG erfüllt er zudem das Amt des Prorektors für Forschung.

Literatur
Hornberger, R. (2013). Der Athletiktrainer im Leistungsfußball – Eine empirische Untersuchung zur Ausbildungssituation in Deutschland. Leistungssport, 43 (2), 27-31.

taispo

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