Ein 'Held des Alltags' als Inspiration in schwierigen Zeiten: Dimitrios Lagkadinos

7,9 Mio Schwerbehinderte bewältigen tagtäglich enorme Herausforderungen. Albert Busek stellt uns einen wahren 'Helden des Alltags' vor: Dimitrios Lagkadinos.
Lesezeit: 3 Minuten
Held des Alltags: Dimitrios Lagkadinos
Held des Alltags: Dimitrios Lagkadinos
In Deutschland leben laut Statistischem Bundesamt 7,9 Millionen Schwerbehinderte. In der Debatte um Corona-bedingte Einschränkungen wurde leider oft vergessen, dass viele Menschen jenseits von Corona tagtäglich Herausforderungen bewältigen, die die Vorstellungskraft der meisten Menschen übersteigen. Albert Busek stellt uns einen wahren 'Helden des Alltags' vor: Dimitrios Lagkadinos.

Maskenpflicht, Impfzwang – in Zeiten von Corona wird darüber heftig diskutiert und diese Themen polarisieren. Schlussendlich geht es aber darum, in unserer freiheitlichen Grundordnung den richtigen Weg zu finden. Und das ist, wie wir in den letzten eineinhalb Jahren feststellen mussten, verdammt schwer.

Egal, welche Meinung man bei diesem komplexen Thema vertritt – es kommt letztlich auf das Verhalten eines jeden Einzelnen an. Die Wahrheit zu erkennen und sich dann auch entsprechend zu verhalten ist essenziell. Verdrängen hilft ebenso wenig wie Jammern.

In den meisten Diskussionen dieser Art wird geflissentlich vergessen, dass viele Menschen jenseits von Corona tagtäglich in verschiedener Weise in höchstem Maße gefordert sind. Diese Menschen haben bereits verinnerlicht, dass sie ihre Situation nur durch Taten verbessern können, auch wenn sie noch so gering erscheinen mögen. Dazu eine Zahl: 7,9 Millionen Schwerbehinderte leben in Deutschland (Statistisches Bundesamt, 2020).

Als Inspiration für uns alle möchte ich einen bemerkenswerten Menschen vorstellen, der für mich ein wahrer „Held des Alltags“ ist.


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Eine Wahnsinnstat verändert alles

Der 26. September 1980 änderte das Leben des damals 17-jährigen Lehrlings Dimitrios Lagkadinos für immer. Am Eingang zum Oktoberfest in München explodierte eine Bombe. „Dimi“ und seine vor ihm stehende Freundin Gabriele waren in nächster Nähe. Dimi wurden beide Beine zerfetzt und er hatte am ganzen Körper Verletzungen. Gabriele war sofort tot. Während eines sehr langen Krankenhausaufenthalts mussten Dimi schließlich beide Beine oberhalb der Knie amputiert werden. Was folgte, ist eine der ganz großen Alltagsgeschichten.


Der Wunsch, stärker zu werden, und die positive Lebenseinstellung

Als 20-Jähriger kam Dimi 1983 in mein Sportcenter mit dem Wunsch, Muskeln aufzubauen und stärker zu werden, vor allem auch um seinen Rollstuhl sicherer bewegen zu können.

Seine Lehre als Automechaniker konnte Dimi nicht fortführen. Stattdessen ließ er sich zum Zahntechniker ausbilden. Ein Beruf, in dem er seither höchst erfolgreich arbeitet. Die Leidenschaft für Autos hat er auch immer noch. Vieles an seinem Porsche schraubt er selbst zusammen. Was er inzwischen alles mit seinem Rollstuhl bewältigt, ist teilweise zirkusreif. Überragend jedoch ist seine im Laufe der Jahre gewachsene positive Lebenseinstellung. Wesentlich dazu beigetragen hat seine Ehefrau Vicky. Sohn Sandro machte dieses Glück perfekt.

Die Familie Lagkadinos steht als herausragendes Beispiel dafür, dass man auch unter schwierigsten Umständen ein erfülltes und glückliches Leben führen kann.

Sandro, Vicky und Dimitrios Lagkadinos

Kreatives Training für Fitness und Psyche

In die Studios kommen leider immer noch viel zu wenige behinderte Menschen, dabei ist gerade für sie regelmäßiges Körpertraining äußerst wichtig, sowohl für die Fitness als auch für die Psyche.

Bezüglich der Trainingsprogramme sind kompetente und vor allem kreative Trainer gefragt. Das Ausbildungsprogramm der BSA-Akademie bietet vielfältige Möglichkeiten, um Trainer in unterschiedlichen Bereichen weiterzubilden (www.bsa-akademie.de).

Für Dimi habe ich mir damals ganz neue Übungen ausgedacht. Ein Beispiel: An einem „Flügel“ der liegenden Nautilus-Fliegende-Maschine hat Dimi – quer zur Auflage sitzend –
mit seinem Oberschenkel Beinheben mit Belastung ausgeführt. Wir wurden ein großartiges Team, woraus eine bis heute bestehende Freundschaft entstand. Vieles ist möglich, wenn man es nur wirklich will und in die Tat umsetzt.

Studios sind viel mehr als ein Ort zum Trainieren

Selbstverständlich musste auch Dimi immer wieder Tiefs überwinden. Die üblichen kleinen und größeren Verletzungen sowie gesundheitliche Probleme blieben im Laufe der Jahre auch für Dimi nicht aus.

Insgesamt wurde das sehr individualisierte, partielle Körpertraining für Dimi zu einem für ihn nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil des Lebens und zu einer Grundlage, um rein physisch den Alltag besser zu bewältigen. Zurzeit trainiert Dimi überwiegend in einem EMS-Studio zur Erhaltung seiner in vielen Jahren entwickelten Muskelsubstanz.

Dimi ist zwar ein herausragendes Beispiel für das, was man unter schwierigsten Bedingungen erreichen kann, doch es gibt unzählige solch großartiger Geschichten in den fast 10.000 Fitness- und Gesundheitsanlagen in Deutschland. Die Studios sind sehr viel mehr als ein Treffpunkt für Fitnessenthusiasten, oder, wie mancher Politiker meint, Freizeiteinrichtungen – Studios tragen seit Jahrzehnten in hohem Maße zur Verbesserung der Volksgesundheit bei. Lange Zeit – meiner Meinung nach zu lange – durften die Studiomitglieder gemäß behördlicher Anordnungen ihr gewohntes Training nicht durchführen. Dimi hatte Glück, denn EMS-Studios durften schon sehr viel früher wieder öffnen.

Einschränkungen mit Freude überwinden

Ja, es gibt immer noch Einschränkungen, aber entscheidend ist, dass man die umfassenden und letztlich unvergleichlichen Möglichkeiten eines Trainings im Studio wieder nutzen kann.

Wenn man die Bilder der Familie Lagkadinos betrachtet, sollte es leicht fallen, jegliche noch bestehende Einschränkung beim Studiobesuch mit Freude zu überwinden.

Auf geht’s. Machen.

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