Hintergrund
Mehr als sechs Millionen Menschen sind derzeit in Deutschland an Osteoporose erkrankt (Bartl, 2021). Es handelt sich hierbei um eine ernstzunehmende systematische Skeletterkrankung, die durch eine Verringerung der Knochendichte und -stabilität infolge von Veränderungen des Knochengewebes gekennzeichnet ist (Hadji et al., 2013, S. 52).
Der Abbau des Knochengewebes verläuft in den meisten Fällen zunächst symptomfrei und wird deshalb selten frühzeitig erkannt (Bartl, 2021). Insbesondere in den langen Röhrenknochen und Wirbelkörpern ist hierbei eine fortschreitende Degeneration zu beobachten. Dadurch werden Betroffene anfälliger für osteoporotische Frakturen und sie leiden langfristig unter einer verringerten Lebensqualität (Platen, 2001).
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Ca. 20 Prozent aller Männer und 30 Prozent aller Frauen erkranken an Osteoporose (Bartl, 2020). Die Aktivität von Zellen, die für den Aufbau (Osteoblasten) und Abbau (Osteoklasten) von Knochengewebe verantwortlich ist, wird unter anderem durch den Hormonhaushalt gesteuert. Dass Frauen häufiger unter dieser Krankheit leiden, liegt darin begründet, dass sich der weibliche Hormonhaushalt während der Menopause (auch Wechseljahre genannt) verändert. (Auch interessant: 'Ernährung und Osteoporose')
Im Kontext des Knochenstoffwechsels steht bei Frauen das Hormon Östrogen, das die Osteoklastenaktivität hemmt und somit für einen geringen Knochenabbau sorgt, im Vordergrund. Kommt eine Frau in die Wechseljahre, wird die Östrogenproduktion erheblich gedrosselt. Das führt zu einer vermehrten Aktivität der Osteoklasten und entsprechend zu einem erhöhten Osteoporoserisiko.
Um dem entgegenzuwirken, sollten Maßnahmen ergriffen werden, die den Knochenabbau hemmen und den Knochenaufbau fördern. Hierfür wird meist Krafttraining empfohlen. Dabei sollte allerdings berücksichtigt werden, dass nur dann eine Adaption des Knochengewebes durch Krafttraining erzielt werden kann, wenn die Belastungsreize die gewöhnlichen Alltagsbelastungen deutlich übersteigen (Dietger, 2009, S. 50). Darüber hinaus sollte bei der Übungsauswahl darauf geachtet werden, dass insbesondere axiale Gewichtsbelastungen zum Aufbau der Knochenmasse führen (Zimmer & Appell, 2020, S. 20).
Welche Effekte Krafttraining auf die Knochendichte bei Frauen nach den Wechseljahren haben kann, wurde in der Master-Thesis an der DHfPG in Form einer systematischen Übersichtsarbeit untersucht.
Methodik
Die Grundlage zur Beantwortung der Forschungsfrage bildete eine systematische Recherche nach Primärstudien in der biomedizinisch orientierten Meta-Datenbank PubMed.
Durch die angewendeten Suchbefehle wurden zunächst 191 Treffer generiert. Nach Abgleich der Ergebnisliste mit den zuvor formulierten Ein- und Ausschlusskriterien wurden letztlich acht Studien zur weiteren Betrachtung in die Untersuchung einbezogen. Im Anschluss daran folgte eine detaillierte Analyse und Interpretation der Studien sowie ihrer Ergebnisse hinsichtlich der definierten Forschungsfrage.
Ergebnisse
In fünf der acht Studien wurde Krafttraining als alleinige Intervention durchgeführt. In den restlichen drei Studien erfolgten ergänzende Interventionen. Alle acht Studien wiesen mindestens eine Kontrollgruppe auf, wobei diese in fünf von acht Studien kein Training und in den restlichen drei Studien eine andere Trainings- oder Bewegungsart absolvierten.
In sechs von acht Studien konnte eine signifikante Steigerung der Knochendichte durch Krafttraining nachgewiesen werden. In den verbleibenden beiden Studien führte das Krafttraining zu einer signifikanten Verringerung des Knochenmasseverlustes.
Die Kontrollgruppen zeigten in allen betrachteten Studien nach Ablauf der jeweiligen Untersuchungszeiträume im Vergleich dazu deutlich niedrigere Knochendichtewerte.
Nach Auswertung und Interpretation aller betrachteten Studien kann die Forschungsfrage abschließend damit beantwortet werden, dass sich Krafttraining bei postmenopausalen Frauen positiv auf die Knochendichte auswirkt.
Fazit
Die Ergebnisse des systematischen Reviews haben deutlich gezeigt, dass Krafttraining einen positiven Effekt auf die Knochendichte von Frauen nach den Wechseljahren hat. Als praxisrelevante Schlussfolgerung lässt sich daraus ableiten, dass sowohl zur Prophylaxe als auch zur Behandlung von Osteoporose ein Krafttraining klar zu empfehlen ist, sofern keine schwerwiegenden medizinischen Gründe dagegensprechen. Fitnessstudios bieten mit ihrer professionellen Trainingsbetreuung und Infrastruktur die optimalen Rahmenbedingungen, um aktiv etwas für die Knochengesundheit zu tun.
Über die Autorin
Melissa König
Alter: 26 Jahre
Abschluss: M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement
Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:
König, M. (2021). Krafttraining bei postmenopausaler Osteoporose. fitness MANAGEMENT international, 6 (158), 120–121.