Update aus der Ukraine: Showroom des Fitnessgeräteherstellers Inter Atletika in Kyiv zerstört

Der Ukraine-Krieg war nicht nur auf der FIBO 2022 in Köln präsent. Nach der Rückkehr in ihr Heimatland schickt Export Managerin Yuliya Kravchenko Worte der Hoffnung.
Lesezeit: 4 Minuten
Krieg in der Ukraine: Das zerstörte Gebäude mit dem Showroom des Geräteherstellers Inter Atletika in Kyiv.
Krieg in der Ukraine: Das zerstörte Gebäude mit dem Showroom des Geräteherstellers Inter Atletika in Kyiv.
Wo bleibt die Hoffnung? Im Showroom des ukrainischen Fitnessgeräteherstellers Inter Atletika in Kyiv bietet sich den Mitarbeitenden ein verheerendes Bild der Zerstörung. Sie sind zuversichtlich, nach dem Krieg die Produktion wieder aufzunehmen und Fitnessgeräte in die ganze Welt zu liefern. Export Managerin Yuliya Kravchenko berichtet aus der Ukraine.

„Wir hatten so viele Menschen am Stand, das gibt uns Hoffnung“, sagte Yuliya Kravchenko, Export Managerin von Inter Atletika in unserem Exklusiv-Interview auf der FIBO 2022. (Lesen Sie jetzt weiter: 'FIBO 2022: Farben der Solidarität')

Unterstützung aus Deutschland

Sie ergänzte: „Menschen, die uns zuvor nicht kannten, haben hier an unserem Stand etwas Besonderes gesehen. Also sind sie stehengeblieben. Denn sie wollten wissen, wie es uns geht und was in der Ukraine gerade passiert.“


„Viele wollen nun mit uns zusammenarbeiten, um uns zu unterstützen.“
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Yuliya Kravchenko, Export Managerin Inter Atletika


DHZ Fitness Europe Geschäftsführer David von Hase fügt hinzu: „Wir wollten unseren Partner in der Ukraine, bei dem wir seit vergangenem Jahr Outdoorgeräte kaufen, irgendwie helfen, also haben wir die Geräte für den Stand selbst geliefert.“


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Die Solidarität mit der Ukraine ist riesengroß, das zeigte sich auch in der Vorbereitung auf die FIBO. Als bekannt wurde, dass Inter Atletika – seit 2004 bei jeder FIBO dabei – es 2022 nicht schaffen würde, eigene Geräte nach Köln zu bringen, entstand die gemeinsame Aktion von FIBO und DHZ Fitness Europe.

Bilder aus der Ukraine: Vom Krieg gezeichnet

So wurden auch die Augen der Fitnesswelt auf den Ukraine-Konflikt gelenkt. Ein blau-gelber Teppich als Zeichen der engen Verbundenheit mit dem seit dem russischen Überfall vom Krieg gezeichneten Land.

Das durch den Ukraine-Krieg zerstörte Büro im Showroom des Geräteherstellers Inter Atletika in Kyiv.

Von dort berichtet Yuliya Kravchenko uns nach ihrer Rückkehr nun in einer E-Mail: „Ich lebe und arbeite in Butscha, wo sich die Zentrale von Inter Atletika befindet. Es ist ein nettes, gemütliches Städtchen direkt neben dem Luftwaffenstützpunkt Hostomel – der später zum Schauplatz von Aktionen wurde, die die ganze Welt vor Terror erzittern ließen.“

Nachdem sie am frühen Morgen des 24. Februar 2022 in den Nachrichten gelesen hatte, dass Putin eine „besondere Militäroperation“ in der Ukraine angekündigt hatte, sei ihr sofort klar geworden, dass sie so schnell wie möglich abreisen musste.

Flucht gen Westen

„Also packte ich so schnell wie möglich einen Koffer, stieg in ein Auto und fuhr an die Westgrenze der Ukraine. Unterwegs überlegte ich mir, wo ich unterkommen würde. Da ich einen Nachbarn wie Russland habe, der seit 2014 die Gebiete Donbas und Krim besetzt hält, weiß ich, wozu dessen Regierung und Militär fähig sind“, schreibt Yuliya Kravchenko weiter.


„Ich hatte keine Zeit zu zögern.“
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Yuliya Kravchenko, Export Managerin Inter Atletika


Sie fügt hinzu: „Als ich in den folgenden Tagen die weiteren Entwicklungen der Nachrichten verfolgte, wurde mir klar, dass mein Unternehmen einem großen Risiko ausgesetzt war.“

Standorte in Butscha, Kyiv & Chernihiv

Denn Inter Atletika hat drei Hauptstandorte: seinen Hauptsitz in Butscha, einen Showroom in Kyiv und eine Fabrik in Chernihiv. Alles Orte im Norden der Ukraine, wo die russische Armee in der ersten Phase die härtesten Angriffe unternahm.

Yuliya Kravchenko: „Nachdem die Russen den Kyiver Fernsehturm getroffen hatten und die ersten Bilder in den Nachrichten auftauchten, sah ich, dass unser Showroom, der sich ganz in der Nähe befindet, fast vollständig zerstört wurde und niedergebrannt war.“

Hier ist kein Training mehr möglich: Der durch den Ukraine-Krieg zerstörte Showroom des Fitnessgeräteherstellers Inter Atletika in Kyiv.

Die Kommunikation mit Chernihiv, nur 100 km von der russischen Grenze entfernt, sei mehrere Wochen lang fast unmöglich gewesen, da die Stadt ständig beschossen und mit Artillerie angegriffen wurde.


„Alles, was wir wussten, war, dass die Fabrik offenbar nicht zerstört war und dass auch Zivilisten das Gelände als Versteck nutzten.“
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Yuliya Kravchenko, Export Managerin Inter Atletika


Yuliya Kravchenko weiter: „Bereits im März stand jedoch fest, dass die FIBO 2022, auf die wir uns nach der zweijährigen COVID-Pause so sehr gefreut hatten, für uns unmöglich sein würde.“

Daher stornierte Inter Atletika seinen Stand. Dann geschah das, worüber wir in unserem Artikel 'Farben der Solidarität' und Video-Interviews berichtet haben.

„Dank der großartigen Unterstützung konnten wir uns trotz des Krieges präsentieren. Inter Atletika ist für diese Gelegenheit sehr dankbar“, schreibt Yuliya Kravchenko.

Männer kämpfen für ihr Land

Bei all der Zerstörung bleibt also dennoch Hoffnung: Fitnessgeräte für die Welt, lautet das Ziel der Mitarbeitenden von Inter Atletika. Doch auch einige Männer von Inter Atletika sind der Armee beigetreten, „um für unser Land zu kämpfen und den Aggressor aus unserem Land zu vertreiben.“

Auslieferung läuft wieder

Aber: „Nachdem die ukrainischen Streitkräfte die Russen aus den nördlichen Regionen der Ukraine vertrieben hatten, konnten wir die Auslieferung der Aufträge wieder aufnehmen, die vor dem 24. Februar hergestellt worden waren und glücklicherweise den Angriff überstanden haben.“

Außerdem gebe es seit etwa einer Woche eine Behelfsbrücke in der Nähe von Chernihiv, über die Lastwagen in die Stadt fahren können.

Yuliya Kravchenko: „Es fehlt aktuell an Menschen und Maschinen, um die Trümmer aus der Stadt zu beseitigen und zu versuchen, sie wieder zum Leben zu erwecken.“

Überfluss an Motivation

Aber: „Was wir jedoch im Überfluss haben, ist unsere Motivation, jeden Winkel des ukrainischen Landes wiederherzustellen und es noch blühender zu machen als zuvor.“

Der nächste Schritt von Inter Atletika sei nun die Wiederaufnahme der Produktion, um die Fitnessgeräte für neue Aufträge herzustellen und sie in die ganze Welt liefern zu können.

Keine Bodenkämpfe im Norden der Ukraine

„Natürlich ergreifen wir Vorsichtsmaßnahmen, denn der Krieg in der Ukraine ist noch lange nicht vorbei“, erklärt Yuliya Kravchenko. Jeden Tag finden vor allem im Süden und Osten des Landes militärische Aktionen statt, auch wenn es im Norden der Ukraine derzeit keine Bodenkämpfe gebe.

Die Mitarbeiter von Inter Atletika seien bestrebt, das Geschäft so schnell wie möglich wieder in Gang zu bringen und zu einem normalen Betrieb zurückzukehren.


Solidarität mit & Spenden für die Ukraine

Unterdessen gibt es auch weitere Solidaritätsaktionen aus der Fitness- und Gesundheitsbrache, so stattet Concept2 etwa den ukrainischen Ruder-Nachwuchs in Vorbereitung auf die Europameisterschaften in Varese mit Ruderblättern aus.


Lesen Sie jetzt weiter: 'Blau & Gelb im Wasser'


Das Unternehmen:

Inter Atletika ist eine Unternehmensgruppe, die vor 29 Jahren in der Ukraine gegründet wurde. Im Jahr 2001 eröffnete das Unternehmen seine erste eigene Fabrik und produzierte wandmontierte Leitern. Ab 2002 entwickelte und produzierte Inter Atletika seine erste Produktlinie von Kraft- und Fitnessgeräten für den Home-Fitnessmarkt.

Seit 2004 war Inter Atletika stets als Aussteller auf der FIBO dabei. Im Jahr 2005 begann das Unternehmen mit der Produktion von Outdoor-Sportgeräten. Mittlerweile bietet Inter Atletika die gesamte Palette an Geräten für die Einrichtung eines Fitnessstudios, eines Outdoor-Trainingsbereichs oder eines Heimtrainingsraums, entweder selbst her oder importiert sie.

Der ukrainische Marktführer in der Fitnessbranche unterhält Geschäftsbeziehungen zu fast 50 Ländern auf der ganzen Welt, aktuell gibt es sieben Kraftgeräte-Linien und mehr als tausend weitere Artikel im Produktionsprogramm.

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