Benni Held im Interview: „Standardisieren und vereinfachen mittels digitaler Prozesse“

Zeit und Papierkram sparen. Im Interview zeigt Benni Held, wie Digitalisierung einfach und effektiv in der Physiotherapiebranche umgesetzt werden kann.
Lesezeit: 3 Minuten
Benni Held im Interview über die Digitalisierung in der Physiotherapie
Benni Held im Interview über die Digitalisierung in der Physiotherapie
Anamnese, Dokumentation, Patientenaufnahme und Behandlungsverträge – alles digital. Benni Held, Geschäftsführer vom PHIVE Gesundheitszentrum, berichtet im Interview von seinen Erfahrungen mit der Digitalisierung in seinem Betrieb.

Benni Held: Nach seinem Studium zum Fitnessökonom an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) gründete Benni Held 2014 PHIVE Fitness & Gesundheit in Nürtingen. 2016 eröffnete er einen zweiten Standort in Neckartenzlingen.

2021 erweiterte er das Unternehmen durch eine Physiotherapie und weitere Angebote zu einem Gesundheitszentrum.

mfhc: Von welchen digitalen Optionen profitiert Ihr Unternehmen am meisten?

Benni Held: Neben der digitalen Anamnese und Dokumentation spart auch die digitale Patientenaufnahme Zeit. Hier nutzen unsere Patienten z. B. die Möglichkeit, ihr Rezept direkt über unsere Homepage einzureichen. Digitale Behandlungsverträge sparen uns dabei viel Papierkram. Über digitale Feedbackbögen erhalten wir ein Stimmungsbild über die Zufriedenheit unserer Patienten mit der Behandlung.

Durch das Standardisieren und Vereinfachen mittels digitaler Prozesse ist es uns gelungen, dass im Prinzip jeder Mitarbeiter – auch Minijobber im Fitnessbereich – von einer vollständigen Patientenaufnahme bis hin zu einer korrekten Durchterminierung alles durchführen kann. (Lesen Sie auch: 'Auf dem Laufenden bleiben')

Für die Zukunft planen wir, ein Terminierungssystem zu integrieren, in dem die Patienten selbst die Möglichkeit haben, Behandlungstermine zu buchen. Es wird möglich sein, auch mehrere Standorte mit lediglich einer Rezeption betreuen zu können.

Konnten Sie bei der Umstellung auf digitale Tools vom Know-how und Engagement Ihrer Mitarbeitenden profitieren? In welchen Bereichen hat es sich am stärksten bemerkbar gemacht?

Dadurch, dass wir ein sehr junges Team beschäftigen, fällt es den Mitarbeitern relativ leicht, sich mit den digitalen Prozessen vertraut zu machen. Das ist eine optimale Voraussetzung, um diese Prozesse auch gemeinsam weiterzuentwickeln. Vor allem im Bereich Social Media bringen sich die jungen Mitarbeiter gerne ein.


An der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) werden zukunftsgerichtete Studiengänge angeboten: So bildet der B. A. Sport- und Bewegungstherapie gezielt Fachpersonal für sporttherapeutische Tätigkeiten in Rehabilitation und Prävention aus.

Im B. Sc. Sport-/Gesundheitsinformatik werden Fachleute für die technische Entwicklung von digitalen Trainings-, Assistenz- und Datenverarbeitungssystemen im Fitness- und Gesundheitsbereich ausgebildet. (Lesen Sie mehr: 'Professionalisierung der Bewegungsförderung')


Kommt dieses Bildungsangebot zur richtigen Zeit? Wie wird die Branche vom Fachwissen dieser neuen Berufsbilder profitieren?

Wir bilden eine Studentin im Studiengang Gesundheitsinformatik aus und versprechen uns hiervon einen Benefit. Für die weiter voranschreitende Digitalisierung in unserer Branche sind das genau die richtigen Studienschwerpunkte.

Wie können digitale Tools dabei helfen, den Fachkräftemangel in den Unternehmen der Branche zu kompensieren?

Ich denke, es muss sich in unserem Gesundheitssystem insgesamt einiges tun. Die einzige Chance, allen therapiebedürftigen Menschen auch eine adäquate Behandlung anbieten zu können, ist, wenn diese Menschen in Eigenverantwortung handeln.

Damit meine ich die Möglichkeit, an einer aktiven Trainingstherapie teilzunehmen, egal ob diese dann off- oder online genutzt wird. Ein Therapeut kann in der aktiven Trainingstherapie schließlich mehrere Patienten gleichzeitig therapieren, während die Physiotherapie im klassischen Sinne eins zu eins durchgeführt wird.

Inwieweit erwarten Patienten in Therapieeinrichtungen heute digitale Optionen, weil sie diese mittlerweile z. B. aus dem Fitnessstudio gewohnt sind?

Die Patienten begrüßen es sicher, wenn sie auch digitale Möglichkeiten nutzen können. Während der Corona-Zeit haben wir ein wenig Erfahrung mit Trainingstherapie per Videoschalte gesammelt. (Auch interessant: 'Gamification in der Fitness- und Gesundheitsbranche')

Bis die Patienten in relevantem Umfang hier so weit sind, wird sicher noch einige Zeit vergehen. Bei der Trainingstherapie in der Einrichtung selbst wird es wahrscheinlich vonseiten der Patienten erwartet, zum Teil an digitalisierten Geräten zu trainieren.


Auch interessant: Weitere Interviews & Hintergründe

In weiteren Interviews sprechen Thomas Kämmerling, Christopher Pfeiffer und Andreas Lutter über die Bedeutung Digitalisierung in der Physiotherapie. Lesen Sie außerdem unseren Artikel 'Digitale Physiopraxen' als Einstieg zu den Interviews.

Indem Sie auf das entsprechende Bild oberhalb dieses Textes klicken, gelangen Sie direkt zum jeweiligen Artikel.

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