fM: Als der DSSV e. V. 1984 mit sieben Mitgliedern gegründet wurde, waren Sie die Pioniere der Branche. Was gab den Impuls zur Gründung eines Verbands für Sportstudios?
Birgit Schwarze: Im Januar 1984 fingen wir bei null an. Es war eine einmalige Situation, heute könnte man nicht mehr so handeln. Damals gab es in der öffentlichen Wahrnehmung nur Sport als Domäne des Deutschen Sportbundes. Training im Fitnessstudio wurde belächelt.
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Wir glaubten fest an das Potenzial der Fitnessbranche, wollten die Branche vereinen, den Qualitätsanspruch untermauern und sie weiterentwickeln. Deswegen haben wir den Verband gegründet und Ausbildungen für Trainer ins Leben gerufen.
Die Idee zur Gründung des DSSV e. V. – Deutscher Sportstudio Verband – stammte von Refit Kamberovic. Nur mit größtem persönlichem Einsatz sind wir dahin gekommen, wo wir heute sind. Unser Weg war: Ziele setzen, positiv denken und arbeiten, arbeiten, arbeiten.
Welche Innovationen konnte der DSSV e. V. der Fitness- und Gesundheitsbranche bieten?
In knapp 40 Jahren haben wir sehr viel erreicht: Als der Verband 1984 gegründet wurde, gab es ca. 300.000 Mitglieder in Fitnessstudios.
Heute sind es über 10 Millionen. Der DSSV e. V. gehört heute aufgrund der hohen Zahl seiner Verbandsmitglieder zu den Top Ten der Verbände in Deutschland. Mit einer freiwilligen Mitgliedschaft, was bemerkenswert ist! Wir haben nie an unserer Mission gezweifelt und als treibende Kraft im Markt Optimismus verbreitet.
Die ersten Seminare zum Fitnessmarkt der Zukunft haben wir schon veranstaltet, als es noch die DDR gab. Die Zahl der Fitnessstudios ist stetig gewachsen, insbesondere durch die Wiedervereinigung.
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Anfang der 90er-Jahre berieten wir als Verband fast 80 Prozent aller Existenzgründer, wie man ein Studio eröffnet, z. B. zu Datenschutz, Dienstleistungsverträgen und Verbraucherschutz.
Der Markt entwickelte sich, besonders durch unsere Interessenvertretung, sehr dynamisch. Vieles, was heute als selbstverständlich erscheint, haben wir erreicht: Schon 1987 wurden GEMA-Vereinbarungen zugunsten der Fitnessbranche ausgehandelt.
Seit 2016 können Fitnessanlagen auf der Basis unserer Gespräche mit dem GKV-Spitzenverband Präventionskurse anbieten, die über die Krankenkassen abgerechnet werden.
Jahrelang haben wir allein die Öffentlichkeitsarbeit für die Fitnessbranche gemacht. Schon vor 33 Jahren veröffentlichte der DSSV e. V. zum ersten Mal die 'Eckdaten der deutschen Fitnesswirtschaft'.
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Das Ziel war damals wie heute die Schaffung von mehr Transparenz in der Politik, im deutschen Gesundheitssystem, bei Banken und in der Öffentlichkeit. Die Ergebnisse der wirtschaftlichen Darstellung unserer Branche nützen heute der ganzen Gesellschaft.
Was waren die größten Highlights in der Geschichte des DSSV e. V.?
Als Vertreter der inhabergeführten Fitnessstudios wurden wir 1999 Mitglied in der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und setzen uns seitdem als Sozialpartner für die Belange der Fitnesswirtschaft ein.
Und bereits nach 15 Jahren Verbandstätigkeit wurde der bzw. die 'Sport- und Fitnesskaufmann/-frau' als Lehrberuf anerkannt. Andere Wirtschaftszweige brauchen dafür deutlich länger.
Im Jahr 2002 wurde der erste branchenspezifische duale Studiengang Diplom-Fitnessökonom durch unseren Bildungspartner, die DHfPG, ins Leben gerufen (Anm. d. R.: heute Bachelor of Arts Fitnessökonomie). Das waren Meilensteine.
Wo lagen die Stolpersteine?
Das größte Problem bestand leider immer in der mangelnden Anerkennung durch die Gesellschaft. (Lesen Sie weiter: 'Muskelkult wird Volkssport')
Fitnessstudios mussten lange gegen das Image einer 'Muckibude' ankämpfen, obwohl es schon seit den 90er-Jahren die gesundheitsorientierte Bewegung im Fitnessstudio gibt, lange bevor Vereine das Thema Gesundheit für sich reklamieren wollten.
Welche Branchengrößen haben bei Ihnen einen besonderen Eindruck hinterlassen?
Für mich gibt es vier sehr wichtige Persönlichkeiten in unserer Branche: Die Ikone der Fitnessbewegung ist Arnold Schwarzenegger. Ohne ihn wäre Bodybuilding und Fitnesstraining nie so populär geworden.
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Hinzu kommen Werner Kieser, Albert Busek und Paul Eigenmann; sie waren die Branchenpioniere, haben sehr viel zur Anerkennung unserer Branche beigetragen und die Arbeit des DSSV e. V. damit unterstützt.
Nach etlichen Jahren haben Sie 2023 Ihr Amt übergeben. Wie fühlt sich das an?
Ich freue mich sehr, mein Amt nun in so fachkundige Hände zu legen, und bin fest davon überzeugt, dass die Branche positiv in die Zukunft blicken kann. (Auch spannend: 'Jahresfazit 2022')
In knapp vier Jahrzehnten haben wir großartige Aufbauarbeit geleistet und das Standing des DSSV e. V. geprägt. Auf dieser Basis können der Verband und sein neuer Vorstand die Branche nun weiter voranbringen.
Ich freue mich sehr über den erweiterten Vorstand aus gestandenen Studiobesitzern und den beiden neu gewählten Mitgliedern Professor Dr. Thomas Wessinghage und Ralf Capelan.
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Beide sind außerordentliche Fachleute: Professor Dr. Wessinghage ist weltweit als Sportler, Facharzt und Rehaspezialist anerkannt und unterstützt den DSSV e. V. seit vielen Jahren im politischen Berlin.
Er bringt genau die richtige Expertise mit, um uns auf politischer Ebene und als Gesundheitsbranche weiter voranzubringen. Ralf Capelan ist als Unternehmensberater ein ausgezeichneter Fachmann für alle wirtschaftlichen Aspekte und durch seine langjährige Mitarbeit bei den Eckdaten und deren Präsentation bestens als kompetenter Experte bekannt.
Natürlich werde ich weiterhin viele Leute treffen, freue mich aber auch auf die vielen schönen Reisen, die ich geplant habe!
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Weitere Kommentare von Birgit Schwarze
Während ihrer Zeit als DSSV-Präsidentin hat Birgit Schwarze zahlreiche Kommentare zur Lage der Fitness- und Gesundheitsbranche veröffentlicht – eine Auswahl aus dem Jahr 2022 haben wir hier für Sie zusammengestellt.
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