In der aktuellen Zeit, in der Fitness und Gesundheit zunehmend an Bedeutung gewinnen, wird die Wichtigkeit von therapeutischen Ansätzen, die über die herkömmliche Trainingsplanung hinausgehen, immer deutlicher.
Ferner rückt die Bedeutung von Prävention und Gesundheitsförderung immer mehr in den Vordergrund (Badura, Ducki, Baumgardt, Meyer & Schröder, 2023).
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Diese Erkenntnis erfordert neue Ansätze im Trainings- und Therapiebereich. Mentales Coaching bietet hier die Chance, nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale Entwicklung der Kunden ganzheitlich zu unterstützen.
Begriffsverständnis 'Mentales Coaching'
'Mentales Coaching' ist eine Form des Coachings, die darauf abzielt, das mentale Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit einer Person zu verbessern.
Im Gegensatz zur Therapie, die oft darauf ausgerichtet ist, psychische Probleme zu behandeln, konzentriert sich Mentales Coaching darauf, gesunde Denkmuster zu fördern, persönliche Ziele zu erreichen und das volle Potenzial einer Person zu entfalten (Bender & Draksal, 2011, S. 13; Greif, 2008, S. 59).
Es ist wichtig zu betonen, dass es keine spezifische Technik gibt, die exklusiv mit dem Begriff 'Mentales Coaching' verbunden ist. Stattdessen handelt es sich um einen Sammelbegriff für verschiedene Coaching-Techniken, die darauf abzielen, die Psyche, das Verhalten, Muster und Emotionen eines Einzelnen zu erforschen und zu verbessern.
Bedeutung für den Therapie- und Trainingsbereich
Permanent laufen im menschlichen Geist Prozesse ab, wie sie auch im 'Mentalen Training oder Coaching' genutzt werden: Vorstellungen manifestieren sich und bestimmen unser Handeln. Das geschieht jedoch zumeist unbewusst und unkontrolliert.
Häufig wirkt dies kontraproduktiv, insbesondere wenn die Gedanken nur um Unsicherheiten, Ängste und Versagen kreisen. Dann blockiert man sich selbst und kann seine Ziele nicht positiv und lösungsorientiert anvisieren.
Durch eine Kombination aus Gesprächen, Reflexion und Übungen können mithilfe eines Coaches praktische Strategien entwickelt werden. Die Ziele des 'Mentalen Coachings' können dabei vielfältig sein und reichen von der Bewältigung von Stress und Angst bis hin zur Steigerung des Selbstvertrauens, der Konzentration und der Motivation.
Über den Autor
Sandra Gärttner ist Dozentin der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) für die Studienmodule Stressmanagement und Entspannung sowie Referentin der BSA-Akademie im Fachbereich Mentale Fitness/Entspannung. Sie verfügt über mehrere Jahre praktische Erfahrung im Individual- und Gruppentraining, als Kursleiterin, z. B. für Wirbelsäulengymnastik, Pilates, Achtsamkeits- und Entspannungstraining.
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Diese Ziele sind bei der ganzheitlichen Genese von großer Relevanz. Grundlage dafür muss zunächst das Wahrnehmen und Formulieren der eigenen Situation, der eigenen Fähigkeiten und der eigenen Ziele sein.
Der Coach hilft dem Klienten dabei, sich diese klar vor Augen zu führen. Im Rahmen des Coachings geht es darum, die Klienten selbstständig in die Lage zu versetzen, Kräfte zu realisieren, zu fokussieren und das eigene Potenzial zu erschließen.
Je nach individueller Situation und Bedarf gibt es unterschiedliche Bereiche oder Ansätze, an denen der Coach mit seinem Klienten oder seiner Klientin zusammenarbeiten kann, um das Ziel der gesunden Leistungsfähigkeit zu verfolgen und den Trainingserfolg in der Therapie zu begleiten (Böning & Kegel, 2015).
Integration im Kontext Therapie und Training
In die tägliche Arbeit als Therapeut und Trainer können sowohl die Grundhaltung als auch zahlreiche Kompetenzen des Coachings erfolgreich eingebunden werden.
Neben der Kompetenz als Trainer oder Therapeut ist es daher wichtig, auch Strategien zu haben, um eine gute Beziehung zu den Kundinnen und Kunden aufzubauen, sie zu motivieren und sie bei der Aufrechterhaltung dieser Motivation und ihrer Zielerreichung zu unterstützen (Middelkamp, Wolfhagen & Steenbergen, 2013).
Die Integration von Coaching kann je nach den Zielen, Bedürfnissen und der Art der Verletzung bzw. Erkrankung des Kunden variieren. Aus diesem Grund ist es essenziell, in die Qualifikation des Personals zu investieren, denn ein Therapeut oder Trainer mit dem nötigen Verständnis für die mentale Seite der Therapie kann die individuellen Bedürfnisse besser ansprechen und erfolgreicher unterstützen.
Zu Beginn eines 'Mentalen Coachings' ist eine umfassende Bedarfsanalyse ratsam, bei welcher der Therapeut und der Kunde die Ziele, Bedürfnisse und Erwartungen schriftlich definieren.
Aufbauend auf der Bedarfsanalyse entwickeln der Therapeut und der Kunde einen individuellen Plan. Dieser Plan berücksichtigt verschiedene Aspekte, um eine umfassende Unterstützung zu gewährleisten.
Dazu gehören Coaching- und Therapieansätze, die praktische Umsetzung des Trainings, Strategien zur Stressbewältigung, soziale Unterstützung, Motivationsinstrumente, ein klarer Zeitraum und eine regelmäßige Überwachung des Fortschritts.
Gleichzeitig werden mentale Techniken integriert, um sicherzustellen, dass der Kunde nicht nur körperlich, sondern auch mental gut auf das Training vorbereitet ist.
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Die soziale Unterstützung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Hier könnte der individuelle Plan beinhalten, wie Freunde, Familie oder Trainingspartner in den Prozess einbezogen werden, um eine unterstützende Umgebung zu schaffen.
Motivationsstrategien könnten darauf abzielen, den Kunden auch in herausfordernden Phasen des Trainings auf Kurs zu halten. Der Zeitrahmen wird klar definiert, um realistische Erwartungen zu setzen.
Im Verlauf der therapeutischen Begleitung fließen Coaching-Methoden in den Prozess ein, die bei der Erreichung positiver Veränderungen in Denkweise, bei Emotionen und Handlungen unterstützen. Ein konkretes Beispiel hierfür sind Visualisierungs- und Emotionsübungen.
Durch gezielte Anwendungen dieser Methoden wird dem Kunden ermöglicht, sich positive Emotionen zu visualisieren und diese zu kultivieren.
Weitere praktische Umsetzungsmöglichkeiten
Eine weitere wirksame Maßnahme ist die aktive Begleitung durch den Therapeuten während des Trainings. Hierbei erfolgt die Vorstellung von positiven Szenarien während der Durchführung von Bewegungen.
Dies hat nicht nur positive Auswirkungen auf das Selbstvertrauen des Kunden, sondern trägt auch zur Verbesserung der motorischen Fähigkeiten bei. Durch das gemeinsame Erleben von positiven Momenten während des Trainings wird eine unterstützende Atmosphäre geschaffen, die den therapeutischen Erfolg fördert und das Wohlbefinden des Kunden steigert.
Ein weiteres beispielhaftes Coaching-Instrument besteht in der Schulung von positiven Selbstgesprächen, Affirmationen sowie der Anwendung kognitiver Umstrukturierung. Besonders nach Verletzungen oder bei Erkrankungen können mentale Blockaden und negative Denkmuster auftreten.
Durch das gezielte Einüben von konstruktiven Selbstgesprächen, förderlichen Gedanken und stärkenden Affirmationen lassen sich diese Hindernisse überwinden.
Durch gemeinsam erarbeitete Gedanken oder Sätze, wie beispielsweise „Ich bin bereit und stark für die nächste Übung“, wird nicht nur die Motivation gesteigert, sondern auch das Selbstvertrauen des Kunden gefestigt.
Diese praxisorientierten Maßnahmen unterstützen dabei, negative mentale Zustände zu überwinden und den Fokus auf positive, aufbauende Gedanken zu lenken.
In diesem Zusammenhang ist die Entwicklung von Bewältigungsstrategien von großer Bedeutung. Dazu gehören Techniken wie Visualisierung, die Reflexion eigener Verhaltensmuster sowie das Management von Stress.
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Ein praxisorientiertes Beispiel für eine Bewältigungsstrategie könnte eine Atemübung zur Entspannung und Fokussierung vor dem Training sein, um den Kunden auf das Training einzustimmen bzw. vorzubereiten und die Konzentration zu intensivieren.
Eine weitere etablierte und unverzichtbare Maßnahme ist die Integration regelmäßiger Feedback- und Fortschrittsgespräche, die zum einen der Überprüfung des Therapie- und Trainingsfortschritts und zum anderen dem Austausch über Herausforderungen dienen.
Darüber hinaus trägt es zur Bewertung der Effektivität der angewandten Mentalen-Coaching-Maßnahmen bei.
Diese systematische Rückmeldung eröffnet die Möglichkeit einer kontinuierlichen Anpassung des Coaching- und Therapieprozesses an die individuellen Bedürfnisse und die angestrebte Zielerreichung des Kunden.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass 'Mentales Coaching' eine wertvolle Begleitung zu physiotherapeutischen Behandlungen und Training darstellt. Es eröffnet Möglichkeiten, die psychische und physische Gesundheit zu stärken und einen verbesserten Umgang mit unterschiedlichen Gesundheitsproblemen zu fördern.
Diese integrative Perspektive betont die positiven Impulse, die sich durch die Anwendung von 'Mentalem Coaching' in verschiedenen Lebensbereichen entfalten können.
Auszug aus der Literaturliste
Böning, U. & Kegel, C. (2015). Ergebnisse der Coaching-Forschung: Aktuelle Studien – ausgewertet für die Coaching-Praxis. Berlin: Springer.
Greif, S. (2008). Coaching und ergebnisorientierte Selbstreflexion. Theorie Forschung und Praxis des Einzel- und Gruppencoachings. Göttingen: Hogrefe.
Middelkamp, J., Wolfhagen, P. & Steenbergen, J. (2013). Kundenbindung in Fitnessclubs. Praktische Hilfsmittel zur Kundenbindung für Manager. KB`s-Hertogenbosch: BlackBox Publishers.
Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.
Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:
Gärttner, S. (2024). Bedeutung des 'Mentalen Coachings'. medical fitness and healthcare, 1, 80–82.