Corona-Alltag & Studio-Lockdown: Stecken wir in der Gewohnheitsfalle?

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf unsere Gewohnheiten und Aktivitäten im Alltag aus? Eine aktuelle Online-Studie von Schumann ACC bringt Licht ins Dunkel.
Lesezeit: 4 Minuten
fM Infografik zu Gewohnheiten in Krisenzeiten
fM Infografik zu Gewohnheiten in Krisenzeiten
Bis zu 50 Prozent unseres alltäglichen Handelns basiert auf Gewohnheiten. Sie haben für uns eine stabilisierende Funktion, indem wir sie ritualisierend ausüben. Gleichermaßen geben sie uns Struktur und damit Sicherheit und werden als hilfreich und gesund wahrgenommen. Aber was passiert, wenn wir in der Gewohnheitsfalle stecken und viele liebgewonnene Routinen, wie etwa regelmäßiges Fitnesstraining im Studio, aktuell nicht möglich sind? Die fM Infografik liefert dazu spannende Erst-Ergebnisse von Prof. Dr. Oliver Schumann (DHfPG).

Gewohnheiten sind aus der Sicht des Experten spannende, ambivalente Konstrukte, die es zu untersuchen gilt: Sie gelten als die größten Verhinderer von (Weiter-)Entwicklung, sowohl von Menschen, Unternehmen sowie ganzen Gesellschaften.

Gleichzeitig stellen sie die Grundlage für Planungssicherheit, Leistungsfähigkeit und Excellence dar. Gewohnheiten agieren oftmals unbewusst und unbemerkt – jetzt werden sie sichtbar, weil sie eingeschränkt werden.


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Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf unsere Gewohnheiten aus?

Prof. Dr. Oliver Schumann (DHfPG) ist dieser spannenden Frage in einer explorativen Online-Befragung auf den Grund gegangen und hat dazu das Netzwerk seines Consulting- und Coaching-Unternehmens Schumann ACC im Schneeballsystem zu unterschiedlichen Aspekten befragt.

Explorative Online-Umfrage zu den Gewohnheiten in Krisenzeiten

Spagat zwischen Einschränkungen und Bewegungsdrang

Das Coronavirus stellt uns alle vor große Herausforderungen: Die Einschränkungen sind nach wie vor in vielerlei Hinsicht spürbar und der Verzicht fällt schwer. Die Analysen des Sportökonomen und Sportpsychologen zeigen, dass es den Befragten leichter fällt, auf Spontanes und Überflüssiges (etwa unnötiges Shoppen und spontanes Bummeln) zu verzichten, wohingegen gerade der Verzicht von fitnessnahen Gewohnheiten aktuell vielen der Befragten schwerfällt.

Top 3 schwerster Verzicht von Gewohnheiten

Laut den Ergebnissen vermissen Frauen ihre Gewohnheiten stärker als Männer, Alleinlebende mehr als Menschen in Partnerschaften. Da gerade der soziale Kontakt und Austausch insbesondere beim Sport/Training ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, könnte eine Ableitung sein, dass gerade Alleinstehende diese Aspekte noch stärker vermissen.

Verzichte fallen schwer

Verzicht, nein danke! Aktuelle Kompensationsstrategien aus der Praxis

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier: In der Corona-Krise müssen alternative Lösungen her, denn Gewohnheiten wollen schließlich befriedigt oder zumindest kompensiert werden. Schließlich führt das Ausüben von Gewohnheiten zu einem guten Gefühl, Genuss und Glück. Und: Weil sie auch gesund und fit halten.

In puncto Training haben beispielsweise viele Fitnessstudiomitglieder die vergangenen Wochen improvisiert zu Hause trainiert (analog und digital unterstützt) – wie lange sie allerdings noch bereit sind, auf ihre liebgewonnenen Gewohnheiten zu verzichten, etwa im Fitnessstudio zu trainieren, klärt eine aktuell laufende zweite Befragungswelle. (Lesen Sie auch: Verwirrung um Lockerungen – völlig unterschiedliche Vorgaben auf Länder- und Kommunalebene)

Wodurch kompensieren wir Verzichte?

Neue Gewohnheiten – Chance und Ausweg aus der Krise

Bei der Mehrzahl der befragten Studienteilnehmer ist eine deutliche Bewegung in der Gewohnheitsum- bzw. -neubildung festzustellen. Hier zeigen Frauen im Vergleich zu Männern eine stärkere Veränderungstendenz.

Mit steigendem Alter der Befragten sinkt die Entwicklungsbereitschaft hier etwas ab. Was sich hinsichtlich der Gewohnheiten konkret verändert hat, zeigen wir Ihnen in dieser Grafik.

Ist es durch die Corona-Krise zu Anpassungen in unseren Gewohnheiten gekommen?

Steigendes Gesundheitsbewusstsein und ein Mehr an Sport

Die Befragten kompensieren stark mit Sport und Bewegung und gerade in dieser Krise mit 'mehr, viel, öfters' davon – so die Studie. Die Ableitung daraus: Aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen und vielleicht auch aufgrund der Angst vor einer Infektion gehen viele Menschen aktuell bewusster mit dem Thema Gesundheit um und haben ihre Gewohnheiten dahingegen umgestellt, noch mehr für ihr Immunsystem zu tun und sich intensiver körperlich fit zu halten. (Lesen Sie auch: Immun-Booster: Mit Fitness die Abwehrkräfte stärken)

Die Studie zeigt: Erste Sprachgewohnheiten machen den zunehmenden bewussten Stellenwert von Gesundheit deutlich. So begrüßen wir mit der Frage, ob der andere gesund ist und schließen die Konversation mit dem Wunsch, dass man doch gesund bleiben möge.

Die bisherigen Analysen der ersten Befragungswelle machen das Bedürfnis der Gewohnheiten 'Sport, Fitness und Bewegung' deutlich, weil sie in dieser Zeit vermisst werden. Sie zeigen, wie schwer es aktuell vielen Menschen fällt, auf Gewohntes und Liebgewonnenes zu verzichten. Das gilt insbesondere für das stationäre Fitnesstraining mit seinen zahlreichen positiven gesundheitsförderlichen Aspekten auf die mentale und physische Gesundheit.



Gewohnheiten leben: Fitnesstraining wieder möglich machen!

Deshalb plädieren der DSSV mit einem offenen Brief an die Bundesregierung (wir berichteten), die 'Stay Strong – Stay Together-Initiative' und viele Studiobetreiber, wie etwa Sabine Knoche-Lenz (Geschäftsführerin vom Sporteve in HH-Eppendorf, für ein Ende des Studiolockdowns und konkrete Maßnahmen zur Wiedereröffnung.

Die ganze Branche schaut gespannt nach Berlin und hofft auf ein baldiges Ende des deutschlandweiten Lockdowns. Dort beraten die politischen Entscheidungsträger der Länder am Donnerstag, 30. April 2020, über weitere Maßnahmen – es bleibt also spannend!  

Mehr über DHfPG-Dozent Prof. Dr. Oliver Schumann, sein Unternehmen Schumann ACC und die aktuelle Online-Befragung finden Sie hier.

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