Zivilisationskrankheiten, auch als Krankheiten des modernen Lebensstils bezeichnet, sind zu einem prägenden Merkmal unserer Gesellschaft geworden.
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Die Inzidenz dieser Krankheiten, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, Fettleibigkeit, Bluthochdruck und bestimmte Formen von Krebs, ist in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen und betrifft einen erheblichen Teil der Weltbevölkerung.
Diese Entwicklung ist eng mit dem modernen Lebensstil verbunden, der durch Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Stress und unzureichenden Schlaf gekennzeichnet ist.
Die WHO meldete z. B. für das Jahr 2017 weltweit 124 Millionen übergewichtige Kinder und befürchtet einen Anstieg der Diabetes-mellitus-Rate bis 2045 um ca. 50 Prozent.
Angesichts einer solchen alarmierenden Entwicklung stellt sich die Frage: Welche Lösungen und Herausforderungen gibt es für die Fitness- und Gesundheitsbranche, um dieser bedrohlichen Entwicklung entgegenzuwirken? Ich sehe hier für unsere Branche Verantwortung und Chancen zugleich.
Die Entwicklung der Zivilisationskrankheiten: eine alarmierende Tendenz
Die Zunahme von Zivilisationskrankheiten ist untrennbar mit der Urbanisierung und Industrialisierung unserer Gesellschaft verbunden. Während technologische Fortschritte und der Wohlstand vieler Nationen unbestreitbare Vorteile gebracht haben, so haben sie auch negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit verursacht.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass über 70 Prozent der globalen Todesfälle auf nicht übertragbare Krankheiten (NCDs) zurückzuführen sind, zu denen viele Zivilisationskrankheiten gehören. Besonders besorgniserregend ist, dass diese Krankheiten immer häufiger auch jüngere Menschen betreffen.
Der Diabetes mellitus Typ 2 ist eine Erkrankung, die früher fast ausschließlich bei älteren Menschen diagnostiziert wurde. Heute sind auch jüngere Menschen, selbst Kinder, zunehmend betroffen.
Laut dem International Diabetes Federation Report von 2022 leben weltweit über 537 Millionen Erwachsene mit Diabetes mellitus Typ 2, und diese Zahl wird voraussichtlich bis 2045, also innerhalb von nur zwei Jahrzehnten, auf 783 Millionen ansteigen. Ähnliche Trends lassen sich bei anderen Zivilisationskrankheiten beobachten.
Derart alarmierende Zahlen verdeutlichen, dass Zivilisationskrankheiten zu der mutmaßlich größten gesundheitlichen Herausforderung unserer Zeit geworden sind. Neben den gesundheitlichen Konsequenzen für den Einzelnen belasten sie die Gesundheitssysteme mit immer weiter steigenden Kosten, die laut Schätzungen der WHO mehrere Billionen Dollar weltweit betragen.
Doch es gibt Hoffnung: Viele dieser Krankheiten sind durch präventive Maßnahmen vermeidbar – und hier spielt die Fitness- und Gesundheitsbranche eine entscheidende Rolle.
Bewegung als Schlüssel zur gesundheitlichen Prävention
Ein zentraler Ansatz zur Bekämpfung von Zivilisationskrankheiten ist die Förderung von regelmäßiger körperlicher Aktivität. Bewegung ist das wohl effektivste Mittel zur Prävention und Behandlung dieser Krankheiten. Regelmäßiges Training verbessert die Herz-Kreislauf-Gesundheit, reduziert das Risiko für Diabetes, senkt den Blutdruck und trägt zur Gewichtskontrolle bei.
Außerdem hat Bewegung positive Effekte auf die psychische Gesundheit, indem sie Stress reduziert und die Lebensqualität verbessert.
Die Rolle der Fitness- und Gesundheitsbranche
Die Fitness- und Gesundheitsbranche hat das Potenzial, eine Schlüsselrolle in der Prävention und Behandlung von Zivilisationskrankheiten zu spielen. Fitnessstudios und Gesundheitseinrichtungen bieten eine ideale Plattform, um Menschen dabei zu unterstützen, einen aktiven Lebensstil zu führen.
Es geht hierbei nicht nur um das körperliche Training, sondern auch um die ganzheitliche Förderung von Gesundheit, die Beratung zu Ernährungsfragen und die Schaffung eines sozialen Umfelds, das Menschen motiviert, langfristig aktiv zu bleiben.
Daher haben sich viele Anbieter der Branche in den letzten Jahren zunehmend in Richtung Prävention und Rehabilitation orientiert. Viele Studios bieten mittlerweile spezielle Programme zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder zur Diabetesprävention an, ebenso Physiotherapiepraxen.
In Deutschland wurde im Jahr 2015 das Präventionsgesetz verabschiedet, das Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit und Prävention von Krankheiten unterstützt. Dies öffnete den Fitness- und Gesundheitsanbietern Türen, um durch zertifizierte Programme von Krankenkassen gefördert zu werden, was die Schwelle, ein Fitnessstudio zu besuchen, für viele Menschen gesenkt hat.
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Ein weiterer positiver Aspekt, der Fitnessstudios auszeichnet, ist die Flexibilität und Diversität der angebotenen Programme. Neben klassischen Kraft- und Ausdauertrainings gibt es eine Vielzahl von Angeboten, die auf spezielle Zielgruppen zugeschnitten sind, wie etwa Seniorensport, Programme für Menschen mit Diabetes oder Adipositas sowie Angebote zur Stressreduktion – nicht nur durch Yoga oder Meditation.
Diese Vielfalt ermöglicht es, dass jede Bevölkerungsgruppe angesprochen und individuell betreut werden kann.
Herausforderungen für die Branche und unsere gesamte Gesellschaft
Eine der größten Herausforderungen besteht darin, die Bevölkerung flächendeckend zu erreichen und langfristig zu motivieren. Viele Menschen wissen zwar um die Vorteile von Bewegung, schaffen es jedoch nicht, diese in ihren Alltag zu integrieren. Es gilt, durch Aufklärung, Motivation und innovative Konzepte die Menschen zu erreichen, die bisher keinen Zugang zu Sport und Bewegung hatten.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die enge Zusammenarbeit mit anderen Akteuren des Gesundheitssystems. Unsere Branche sollte verstärkt mit Ärzten, Krankenkassen und anderen Gesundheitseinrichtungen kooperieren, um Menschen gezielt in Präventionsprogramme zu integrieren.
An dieser Stelle ist auch die Politik gefragt, weitere Anreize und Vergünstigungen für einen gesünderen Lebensstil zu schaffen. Nur durch eine breite Bewegungsoffensive, die alle gesellschaftlichen Schichten erreicht, kann die Entwicklung von Zivilisationskrankheiten nachhaltig aufgehalten werden. Wohlgemerkt: Über 20 Prozent der deutschen Bevölkerung zwischen 15 und 65 Jahren sind bereits Mitglied in einem Fitnessstudio. Ein guter Start.