Christian Hörl (WKO): „Wir können das Wachstum und unsere Krisenresistenz belegen“

Wie stark ist Österreichs Fitnesswirtschaft? Christian Hörl (WKO) im Eckdaten-Interview.
Lesezeit: 6 Minuten
Eine sportliche Frau mit braunen Haaren hält eine Yogamatte und lächelt. Daneben Christian Hörl in weißem Hemd auf hellem Hintergrund.
Christian Hörl (WKO) im großen Eckdaten-Interview
Die 'Eckdaten der deutschen Fitnesswirtschaft 2025' belegen klar das Zukunftspotenzial in der Fitness- und Gesundheitsbranche. Welche Bedeutung die Daten für die DACH-Region und Europa haben, erläutert Christian Hörl (WKO) im Interview.

fM: Wie kam es zu dem Entschluss der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), in Österreich eine Studie zur Fitnesswirtschaft nach dem Vorbild der Eckdatenstudie des DSSV in Deutschland durchzuführen?

Christian Hörl: Immer wieder wird die WKO von den Medien, aber auch von EuropeActive bzw. Deloitte nach Zahlen von Österreich gefragt. Früher waren unsere Zahlen Erfahrungswerte, die durch Interviewrunden aggregiert wurden.

Um international vergleichbare Zahlen vorlegen zu können, haben wir beschlossen, uns an eine funktionierende bestehende Erhebung anzuschließen.

In Österreich sitzt ein Fitnessvertreter für jedes der neun Bundesländer in der Wirtschaftskammer. Ich vertrete Salzburg und bin seit 2020 Branchensprecher für ganz Österreich.

Wir waren alle neun der Meinung, dass wir für die österreichischen Eckdaten die Erhebungsweise der deutschen Eckdaten übernehmen wollen, zumal inzwischen auch die Schweiz dabei ist und der DACH-Raum so mit einheitlicher Methodik abgebildet werden kann.

Grundsätzlich bin ich sehr froh, dass das Setting für die Eckdaten in Deutschland langfristig so profund aufgesetzt wurde mit dem DSSV e. V., der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und Deloitte als Partner.

Weitere Interviews und Hintergründe

In weiteren Interviews sprechen Hermann Rutgers und Marcus Schwedhelm über die Bedeutung der Eckdaten für Europa und die Schweiz.

Lese außerdem unseren Artikel 'Fit. Stark. Gesund.' als Einstieg zum Interview.

Indem du auf das entsprechende Bild oberhalb dieses Textes klicken, gelangst du direkt zum jeweiligen Artikel.

Diese Seriosität hat mir dabei geholfen, die Studie auch in Österreich zu etablieren. Ich konnte begründen, dass dieser spezielle Zugang zum Thema und die Vergleichbarkeit einen enormen Wert für uns haben und die Methodik gleich aufgesetzt werden sollte.

2025 werden die 'Eckdaten der Fitnesswirtschaft Österreich' zum zweiten Mal erhoben. Was für eine Bedeutung hat die Erhebung dieser Studie speziell für Österreich?

Es gibt dadurch jetzt valide Daten, weil eine sehr große Anzahl von Clubs an der Umfrage teilgenommen hat. Das ist sehr erfreulich. Wir hatten nicht nur bei der Pressekonferenz eine sehr hohe Medienpräsenz, sondern es folgte auch eine sehr umfangreiche Berichterstattung.

Die Eckdaten landeten über die APA, die Austria Presse Agentur, in jeder Redaktion Österreichs auf dem Tisch. Diese Verbreitung war ein sehr wertvoller Aspekt für die gesamte Branche.

Haben Sie die Ergebnisse der ersten Eckdatenstudie der Fitnesswirtschaft Österreichs überrascht und welche Zahlen stimmten Sie optimistisch?

Positiv ist, dass sich die Fitnessbranche in Österreich in einem logisch nachvollziehbaren Maße gesteigert hat. Die wichtigste Erkenntnis war, dass sich keinerlei Diskrepanz zu den Zahlen ergeben hat, die wir vorher ermittelt hatten.

Die auf kleiner Basis getroffenen Aussagen konnten wir auf breiter Basis bestätigen und fundamentieren. Auch das hohe Interesse an den Eckdaten hat uns sehr positiv gestimmt.

Es ist wichtig und tut der Branche gut, dass über uns berichtet wird. Dafür machen wir das Ganze. Insgesamt hat sich gezeigt, dass eine hohe Vergleichbarkeit zwischen den deutschen, Schweizer und österreichischen Zahlen vorhanden ist, mit einigen länderspezifischen Nuancen.

Welchen Mehrwert bietet der Ländervergleich in der DACH-Region und der fundierte Blick über die Landesgrenzen hinaus für die Fitness- und Gesundheitsbranche?

Viele Firmen sind in Österreich noch nicht gut vertreten. Ich denke, gerade für die Industrie ist es wichtig, zu wissen, wie der österreichische Markt aussieht und wie er sich entwickelt.

Durch die Eckdaten lässt sich der österreichische Markt im Verhältnis zum deutschen Markt gut einordnen und einschätzen.

Bisher haben wir hier nur eine eingeschränkte Auswahl an Industriepartnern. Vielleicht wächst in der Industrie nun die Erkenntnis, dass es sich lohnt, verstärkt in Österreich aktiv zu werden (lacht).

Warum ist der Vergleich der Kennzahlen innerhalb der Fitness- und Gesundheitsbranche so wichtig? Glauben Sie, dass die Bedeutung der Eckdaten zukünftig in Österreich und den Nachbarländern steigen wird?

Ich habe darauf gepocht, sofort im zweiten Jahr wieder eine Eckdatenstudie für Österreich durchzuführen, weil wir ja eine Entwicklung aufzeigen wollen.

Nicht nur die Markterhebung an sich ist wichtig, sondern viel spannender ist es doch, die Marktentwicklung zu zeigen.

Damit können Branchenvertreter argumentativ gegenüber Dritten auftreten und belegen: Dieses Wachstum gab es in der Branche trotz schwieriger Rahmenbedingungen – andere Branchen sind geschrumpft oder stagnieren, aber unser Wachstum in der Fitnessbranche ist deutlich zu sehen.

Wir wollen die Studie auf jeden Fall fortsetzen, denn ihre Bedeutung wird zunehmen. Finanziert wird sie zur Hälfte durch die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) und zur anderen Hälfte über Sponsoren.

Wie unterscheidet sich der österreichische Fitnessmarkt vom deutschen Markt?

Einer der größten Unterschiede zu Deutschland ist die Durchdringung des Marktes mit Aggregatoren, die in Österreich in dieser Form noch nicht gegeben ist. Ich bin gespannt, ob sich dieser Punkt seit dem letzten Jahr stark verändert hat, denn in meiner Wahrnehmung ist es nicht so.

Ansonsten sind die Marktdurchdringung und die Zahlen sehr ähnlich und vergleichbar. Man darf jedoch nicht vergessen, dass wir in Österreich nur eine einzige wirkliche Großstadt haben, der Rest ist kleiner und ländlich geprägt.

Deshalb muss man im Vergleich mit den deutschen Ergebnissen spezifisch einzelne Bundesländer betrachten, um einen realistischen Vergleich zu sehen.

Ein zweiter Punkt betrifft die Tatsache, dass die Krankenkassen in Österreich keine Paragraf-20-Kurse oder Mitgliedschaften in Vereinen usw. unterstützen.

Das ist gesetzlich nicht geregelt und nicht existent, macht aber in Deutschland einen wesentlichen Anteil der Mitgliedschaften aus.

Wie sieht es mit Firmenfitness in Österreich aus?

Der Aggregator EGYM Wellpass hat erst im letzten Jahr begonnen in Österreich ein Netzwerk aufzubauen. Auch das Thema Firmenfitness ist hier nicht in gleichem Maße geregelt wie in Deutschland.

Für eine Firma ist es nicht leicht, ein Fitnessangebot in eine BGM-Maßnahme zu integrieren. Es ist sogar so, dass Mitgliedschaften bundesweit explizit ausgenommen sind.

Wie können Studiobetreibende das Potenzial der Eckdaten für sich nutzen, sowohl in Einzelbetrieben als auch in kleinen und größeren Ketten?

Das Potenzial besteht zum einen darin, dass ich als Studiobetreiber zum ersten Mal valide Vergleichswerte habe und Vergleiche mit meinen eigenen Zahlen anstellen kann. Wie steht meine Anlage da? Vielleicht sogar besser, als ich vermutet habe?

Zum anderen, und das ist aktuell ein wichtiger Benefit: Ich kann bei Finanzdienstleistern untermauern, in welcher Größe sich die Branche in Österreich präsentiert.

Mithilfe der zweiten Studie kann ich zeigen, wie sich die Branche entwickelt hat und dass sie trotz der Umfeldfaktoren wie Rezession, Energiekrise, Inflation und Wirtschaftsentwicklung sehr resistent und sehr gut durch die letzten Monate gekommen ist.

Die Studios haben aus meiner Sicht unglaublich viel erreicht und es wichtig, das belegen zu können.

Inwieweit profitieren Branchenverbände von den Eckdaten?

Auch für uns als Branchenverband sind die Eckdaten eine sehr gute Grundlage, mit der wir gegenüber der Politik argumentieren können. Wenn man jetzt Fitnesszahlen für Österreich im Internet recherchiert, kommen die Eckdaten an erster Stelle – ein wichtiger Aspekt.

Welche internationalen Märkte könnten aus Ihrer Sicht über die DACH-Region hinaus für weitere Erhebungen wichtig sein?

Wenn man Österreich betrachtet, kann man im Grunde mit kleinen Erweiterungen auch Südtirol und die deutschsprachigen Regionen wie Liechtenstein ergänzen. Dort herrschen ähnliche Strukturen und es können auch vergleichbare Ergebnisse erzielt werden.

Darüber hinaus ist Österreich aus der Historie heraus mehr an osteuropäische Länder angebunden; zu Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Ungarn usw. haben wir mehr Nähe als Deutschland.

Diese Märkte sind teilweise jedoch ganz anders organisiert. Beim Austausch mit EuropeActive haben wir festgestellt, dass sie sich mit derselben Befragungsmethode kaum abbilden lassen würden.

Laut Aussage der tschechischen Repräsentantin haben dort z. B. nur zehn Prozent der Kunden Abos, das ist die Minderheit. Bezahlt wird für Einzelbesuche oder im Block, es gibt unterschiedlichste Varianten.

Es ergibt aber nur Sinn, dort eine Studie zu erheben, wo die Grundidee, Fitness als Mitgliedschaft anzubieten, ähnlich ist, weil sich die Werte sonst nur schwer vergleichen lassen.

Über den Interviewpartner | Über die Interviewpartnerin

Porträtfoto Christian Hörl

Christian Hörl

Bundesbranchensprecher und Ausschussmitglied WKO

Christian Hörl hat über 35 Jahre Berufserfahrung in der Fitnessbranche und setzt sich als Branchensprecher aller österreichischen Fitnessbetriebe für die Anliegen der Branche ein. Er ist Inhaber von 21 Fitnessanlagen in allen Angebotssegmenten, einem Ernährungszentrum, vier Physiotherapieeinrichtungen, einer privaten Krankenanstalt und einem Kosmetikzentrum. In Partnerschaft mit Siggi Manz ist er Geschäftsführer der Firma DSB-ONE GmbH und kümmert sich dabei um die digitale Transformation von Fitnessbetrieben.

www.wko.at

fitness management - herausgeberwerk

-Anzeige-

Für fitness MANAGEMENT berichtet

Mehr von diesen Autoren

Das marea Fitness in Lingen hat das Zertifizierungsverfahren „ZertFit“ der BSA-Zert nach DIN-Norm 33961 erfolgreich absolviert und beantwortet damit zugleich...
An dieser Stelle haben wir Anfragen Ihrer Kollegen, unserer Mitglieder, zum Thema Rechte und Pflichten gegenüber Mitarbeitern gesammelt. Kurz und...
Schulung von UV-Fachpersonal: In der Wahrnehmung vieler Betreiber und auch der Öffentlichkeit ist die Schulung und Zertifizierung von UV-Fachpersonal der...

Das könnte dich auch interessieren

Eine lächelnde Frau mit Fitnessmatte vor einem blauen Hintergrund mit kreisförmigen Designelementen. Logos von DSSV, Deloitte und DHfPG links und in der Mitte unten in weißer Schrift der Text 'Eckdaten der deutschen Fitnesswirtschaft 2025'.

Fit. Stark. Gesund.

Mitgliederrekord, Umsatzhoch, mehr Investitionen: die Fitnessbranche boomt! Doch welche Trends treiben die Entwicklung an?
Eine sportliche Frau mit braunen Haaren hält eine Yogamatte und lächelt. Daneben steht Marcus Schwedhelm in weißem Hemd und grauem Sakko auf hellem Hintergrund.

Eckdaten-Interview swiss active

Wie stark ist die Schweizer Fitnesswirtschaft? Marcus Schwedhelm (swiss active) im Eckdaten-Interview.
Wie Sie mit einem modernen Markenauftritt überzeugen

Überzeugender und moderner Markenauftritt

Den eigenen Markenauftritt auf den Prüfstand stellen: Warum ein starkes Branddesign über Erfolg oder Stillstand entscheidet.
Fabian Menzel, Geschäftsführer XTRAFIT, im Interview: Überzeugender und moderner Markenauftritt

Praxisimpulse für ein zeitgemäßes Marketing

Rebranding mit Wirkung: Wie XTRAFIT durch das neue XFDS-Designsystem eine Auszeichnung beim German Design Award 2024 gewann.
Das Project Fit in Balingen ist ein topmodernes Studio

Project Fit Balingen

Sebastian Radunski verwandelte das Project Fit in Balingen in sieben Jahren in ein topmodernes Studio mit Premium-Angebot zu fairen Preisen und familiärer Atmosphäre.
fM-Redakteurin Anke Sörensen interviewt Bodybuildingstar Diogo Montenegro am Panatta Stand auf der FIBO 2024

Diogo Montenegro

Diogo Montenegro feierte als Sieger der Arnold Classic 2024 in der Klasse Men's Physique einen Höhepunkt seiner Karriere. Wir trafen ihn auf der FIBO zum Interview.