Auswirkungen der Krise auf die Fitness- und Gesundheitsbranche

Von der Corona-Krise und der Stilllegung zahlreicher Lebensbereiche ist auch die Fitness- und Gesundheitsbranche betroffen, wie die aktuellen Eckdaten zeigen.
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Die Corona-Krise und die damit einhergehende, von der Politik bestimmte Stilllegung zahlreicher Lebensbereiche trifft Unternehmen vieler Branchen schwer. Auch die Fitness- und Gesundheitsbranche ist von der Krise betroffen – Fitness- und Gesundheits-Anlagen mussten in 2020 für mehrere Monate schließen. Die Folgen dieser behördlich angeordneten Schließungen sind derzeit noch nicht vollständig absehbar. Ein Vergleich der Zahlen der aktuellen Eckdaten-Studie zum Stichtag 31. Dezember 2020 mit den Zahlen des Vorjahres lässt jedoch erste Auswirkungen erkennen.

Gemeinsam mit Deloitte und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) haben wir als Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV e. V.) diese wissenschaftliche Studie erstellt. Der Fitness- und Gesundheitsbranche liegt damit eine verlässliche Quelle aussagekräftiger Kennzahlen vor. Die „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2021“ sind eine repräsentative „Visitenkarte“ der Branche, ein Ausdruck der Wirtschaftskraft und ein Bekenntnis zur Transparenz. Nicht zuletzt ist diese Studie eine fundierte Grundlage für den Austausch mit allen an unserer Branche Interessierten – darunter Banken, Versicherungen und Partner aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft sowie Bildung, Forschung und Medien.


Eckdaten 2021 im Video

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Reaktionsquote erleidet einen „Knick“

Prävention, Fitness und Gesundheit – drei Determinanten, deren Relevanz und Akzeptanz in der breiten Öffentlichkeit, auch zunehmend durch die langanhaltende Pandemie, immer größer werden. Die aktuell ermittelte Reaktionsquote unterstreicht dies mit einem Wert von 12,4 Prozent (-1,6 Prozentpunkte): Rund jeder achte Bundesbürger ist weiterhin Mitglied in einer der 9.538 Anlagen. Viele Jahre zeigte die Entwicklung nur in eine Richtung – und zwar nach oben.



Mitgliederzahl sinkt

Nach über 30 Jahren des kontinuierlichen Wachstums erleidet die deutsche Fitness-Wirtschaft im Jahr 2020 einen pandemiebedingten Rückschlag. Entgegen der kontinuierlichen Steigerungen der letzten Jahre zeigt sich die Mitgliederzahl in 2020 erstmals rückläufig. Waren 2019 noch 11,66 Millionen Menschen Mitglied in einer Fitness- und Gesundheits-Anlage, sind es im Krisenjahr 2020 noch 10,31 Millionen. Der Anteil stillgelegter Mitgliedschaften ist zudem überproportional angestiegen. Dieser zusätzliche Anteil, der im Wesentlichen auf die behördlich angeordneten Schließungen sowie die Verunsicherung der Mitglieder aufgrund der Corona-Pandemie zurückzuführen ist, liegt nach Schätzungen des DSSV bei rund fünf Prozent über dem Normalniveau. Werden diese hauptsächlich coronabedingt stillgelegten Mitgliedschaften, die Ende des Jahres 2020 bestehen, herausgerechnet, zählen die Anlagen am Ende des Betrachtungszeitraums 9,79 Millionen aktive Mitglieder.

Branche erleidet Verluste trotz großer Solidarität der Mitglieder

Auch wenn in diesem Jahr ein Rückgang festzustellen ist, kann man erkennen, dass das Verständnis für die Situation der Betriebe und dementsprechend die Solidarität der Mitglieder aufrechterhalten werden kann. Dies bestätigt auch eine Endkundenbefragung, die von der DHfPG im November/Dezember 2020 durchgeführt wurde. Wie diese Studie zeigt, sind andere praktizierte Trainingsformen während der behördlich angeordneten Schließungen der Anlagen keine Alternativen für die Zukunft. Motivation und körperliches Wohlbefinden „erleiden“ während der Zeit der Schließungen – trotz eventuell praktizierter alternativer Trainingsformen – einen Tiefpunkt. (Lesen Sie hier: 'DHfPG Studien-Update zur Schließung der Studios')

Rund 25 Prozent Umsatzverlust

Der Umsatzeinbruch schlägt mit 1,35 Mrd. EUR zu Buche, was einen Rückgang um 24,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Im Vergleich zum Mitgliederverlust von 1,35 Millionen Mitgliedern (-11,6 % ggü. Vorjahr) bzw. – unter Berücksichtigung der genannten stillgelegten Mitgliedschaften – 1,87 Millionen Mitgliedern (-16,0 % ggü. Vorjahr) sinkt der Umsatz der Branche überproportional und beträgt im Betrachtungszeitraum 2020 nur noch 4,16 Mrd. EUR (2019: 5,51 Mrd. EUR). Hinzu kommt, dass die behördlich angeordneten Schließungen auch in 2021 anhalten und wichtige Monate zur Mitgliedergewinnung entfallen. Dies trifft die Branche doppelt, da neben den anhaltend hohen Kündigungszahlen auch die für diese Jahreszeit üblichen Neumitgliedschaften ausbleiben.

Schlüsselbranche für Prävention und Gesundheit als Teil der Lösung

Obwohl die Auswirkungen auf die Branche momentan so gravierend sind, gilt es dennoch festzuhalten, dass diese akuten ökonomischen Schwierigkeiten der Fitnessbranche nicht auf Ursachen struktureller Natur zurückzuführen sind, sondern als Folge der Krise entstehen. Die Fitnessstudios sind heutzutage zu einem elementaren Bestandteil der Gesundheitsversorgung geworden, tragen zum Wohlergehen der Menschen bei. Laut Einschätzung des DSSV, der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie vieler weiterer Experten ist die Fitness-Wirtschaft nach wie vor als wichtige Schlüsselbranche für Prävention, Fitness und Gesundheit anzusehen. Die Bedeutung von Bewegung für die physische sowie psychische Gesundheit und das Immunsystem ist wissenschaftlich nachgewiesen. Damit stellt diese Zukunftsbranche im Zuge der Corona-Pandemie einen Teil der Lösung dar.

Mitglieder wollen ihre Studios erhalten

Hinzu kommt eine starke emotionale Bindung der Mitglieder an das eigene Studio sowie eine ungebrochene Solidarität. Werden Beiträge während der Zeit der Schließungen der Anlagen eingezogen, sind 82,0 Prozent der Mitglieder vollkommen einverstanden damit. Die Mitglieder wollen ihre Studios erhalten, um auch künftig dort trainieren zu können. Viele Betriebe haben während der Monate der Schließungen die Mitgliedsbeiträge weiter eingezogen. Diese sollten in der Regel aufgrund der nicht erbrachten Leistung als Anzahlungen und nicht als Umsatz verbucht sein. Die Abgrenzung beziehungsweise Realisation der Umsätze kann in Abhängigkeit von der Einzelsituation im jeweiligen Studio unterschiedlich sein. Zudem müssen die Betreiber für diese Anzahlungen voraussichtlich vor allem in 2021, aber auch in den darauffolgenden Jahren Leistungen erbringen und zu diesem Zeitpunkt auf Beiträge und Zahlungen verzichten.

Prävention und Gesundheit als Treiber des zukünftigen Erfolgs

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass eine gute körperliche Fitness eine wichtige Basis für eine erfolgreiche Krankheitsbewältigung und ein wichtiger Schutzfaktor vor schwerwiegenden Verläufen bei Infektionserkrankungen ist. Generell führt regelmäßiges körperliches Training zu einer verbesserten Funktionalität des Immunsystems. Der Körper kann sich besser auf die Bewältigung einer Erkrankung einstellen. 

Erste Untersuchungen dazu, wie das menschliche Immunsystem das Coronavirus bewältigt, zeigen, dass es zu einem Anstieg der antikörperproduzierenden Zellen kommt. Durch körperliches Training kann die Aktivität der Zellen gesteigert werden. Deren Aufgabe ist die Zerstörung aller Zellen, in denen sich die Viren vermehren. Regelmäßiges Training und eine gute körperliche Leistungsfähigkeit sind somit für eine angemessene Immunreaktion des Körpers von wichtiger Bedeutung. Es hat bereits eine Sensibilisierung der Bevölkerung stattgefunden. Nun gilt es, diese wissenschaftlichen Erkenntnisse weiter nach außen zu tragen, um mit Prävention den weiteren Erfolg der Unternehmen anzukurbeln. 

Geringes Infektionsrisiko in deutschen Fitness- und Gesundheits-Anlagen

Eine 2020 vom europäischen Branchenverband EuropeActive in Auftrag gegebene Studie bescheinigt den europäischen Fitness- und Gesundheits-Anlagen ein geringes Infektionsrisiko mit COVID-19 (Lesen Sie hier dazu: 'Training ist sicher'). Insgesamt 115,3 Millionen Besuche in mehr als 4.000 europäischen Fitness- und Gesundheits-Analgen wurden analysiert. Das Ergebnis zeigt eine Infektionsrate von 1,12 pro 100.000 Studiobesuche. Im Vergleich dazu zeigen die Ergebnisse der Eckdaten-Studie für den deutschen Markt mit 0,44 Infektionen pro 100.000 Besuche in Fitness- und Gesundheits-Anlagen eine noch geringere Infektionsrate. Diese geringen Infektionsraten in europäischen bzw. insbesondere in deutschen Anlagen zeigen deutlich, dass die Fitness- und Gesundheitsbranche über gut funktionierende Sicherheits- und Hygienekonzepte verfügt, die konsequent und damit Erfolg bringend umgesetzt werden. Dass die Fitness- und Gesundheits-Anlagen die Bedeutung umfassender Sicherheits- und Hygienekonzepte kennen und ernstnehmen, zeigt sich in der Höhe der getätigten Investitionen in diesem Bereich. Insgesamt beträgt das Investitionsvolumen in Sicherheits- und Hygienekonzepte in 2020 54,6 Mio. EUR.

Qualifikation als Rückgrat der Branche

Die Endkundenbefragungen der DHfPG während der beiden Schließungszeiträume haben eindeutig aufgezeigt, dass sich viele zufriedene Mitglieder solidarisch mit den Unternehmen sowie den Mitarbeitern gezeigt und die qualifizierte, individuelle Betreuung im Studio schmerzlich vermisst haben (Lesen Sie hier: 'Training statt Stillstand'). Nach der Wiedereröffnung gilt es, die Mitglieder noch intensiver als bisher zu betreuen. Den Trainern kommt hier eine entscheidende Rolle zu. Schließlich sind sie der Schlüssel für eine intensive Kundenbeziehung, den effektiven Trainingserfolg sowie die künftige Mitgliedermotivation. Persönlich und individuell können sie den Wiedereinstieg nach der langen Trainingsabstinenz sichern und die Fokussierung auf die Wichtigkeit von Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen, die von der Branche bereits gut umgesetzt wurden, weiter vorantreiben. Umso wichtiger ist es deshalb, gerade jetzt gezielt in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sowie in hohe Qualifikationsstandards zu investieren. Diese sind die elementare Basis für langfristigen Unternehmenserfolg, künftiges Wachstum und die weitere Professionalisierung unserer Branche. Mit den wachsenden Marktherausforderungen steigen auch die interdisziplinären Anforderungen an die Mitarbeiterqualifikation kontinuierlich an. Diesen persönlichen, fachlichen und digitalen Herausforderungen gilt es, in der Praxis umfassend Rechnung zu tragen und gezielt in diese Bereiche zu investieren.

Fazit

Für 2021 beobachten wir voller Zuversicht ein sich festigendes Verständnis der Politik für die Gesundheitsrelevanz der Fitness-Wirtschaft für die Bevölkerung. Die Pandemie hat die Menschen mehr denn je für das Thema Gesundheit sensibilisiert und unsere Betriebe haben durch ihre Qualifikation und Professionalität die Gesundheitskompetenz erworben, um Teil der Lösung zu sein. Das bestätigt uns in unserer Überzeugung, dass die Fitness- und Gesundheitsbranche auch weiterhin ein Zukunftsmarkt ist.

Über den Autor

Florian Kündgen ist stellvertretender Geschäftsführer des DSSV e. V. Des Weiteren arbeitet er als Dozent für die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Als freier Mitarbeiter ist er im Bereich Unternehmensbewertungen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Fitness- und Gesundheits-Anlagen sowie im Bereich der steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Beratung tätig.

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