Fitness, Management | Autor/in: Alisha Dittmer und Jürgen Wolff |

Interview mit Eileen Post, Sebastian Jaramillo und Michael Folz: „Die Verbindung zum Mitglied macht den Unterschied“

Was zeichnet gute Trainerinnen und Trainer aus? Wir haben Eileen Post und Sebastian Jaramillo, International Presenter sowie National Trainer bei Les Mills, und Michael Folz, langjähriger freiberuflicher Kurstrainer, gefragt, was Mitglieder und Trainer brauchen, damit ein Konzept Erfolg hat.

Wettbewerbsvorteil Trainer – Interview mit Eileen Post, Sebastian Jaramillo und Michael Folz

fM: Wodurch zeichnen sich gute Trainerinnen und Trainer für Sie aus?

Eileen Post: Gute Trainerinnen und Trainer zeichnen sich durch ein Zusammenspiel aus Wissen, Authentizität, Menschenkenntnis und Leidenschaft aus: Natürlich spielen eine sorgfältige Vorbereitung und (Fach-)Wissen eine Rolle, aber gute Trainerinnen und Trainer verstehen es darüber hinaus, mit Menschen umzugehen, haben Interesse an ihnen, sind aufmerksam, empathisch, offen und treten ihren Mitmenschen mit Wertschätzung gegenüber.


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Denn wenn jemand von Liebe und Leidenschaft angetrieben wird, spürt und merkt man das. Genau das begeistert Menschen und steckt sie mit dieser Energie an.

Sebastian Jaramillo: Die Persönlichkeit ist entscheidend, denn die Verbindung zu den Mitgliedern macht den Unterschied. Wenn ich Fortbildungen durchführe, stelle ich immer die Frage: „Wie würdest du dich als Teilnehmer fühlen?

Was erwartest du von diesem zu hören, zu sehen und zu fühlen? Was würde dich motivieren, die Kurse durchzuziehen?“ Die Antworten lauten immer: „Jemand, der nett ist, der mir das Gefühl gibt, dass ich mich auf die Informationen verlassen und den Kurs beenden kann, jemand, der mir positive Energie gibt, jemand, der lächelt und mich immer in Verbindung hält.“

Wie wichtig sind qualifizierte und engagierte Trainerinnen und Trainer für den Erfolg eines Studios und was sind Mindestanforderung bei der Ausbildung?

Sebastian Jaramillo: Die wichtigsten Qualifikationen sind die A-, B- und C-Lizenzen, die einem die nötigen Informationen über Training, Physiologie, Anatomie und Ernährung vermitteln. Ich habe die B-Lizenz in Deutschland gemacht und bin der Meinung, dass sie mir das wichtigste Wissen vermittelt hat, um über das Training sprechen zu können.

Arbeitet man wie ich im Les Mills-Trainingssystem, sollten diverse Zertifizierungen dazu kommen.


Über unsere Interviewpartner

Eileen Post

Nach vielen Jahren als Balletttänzerin und der ersten Teilnahme an Fitnesskursen entschied sich Eileen Post bereits früh, ihre erste Les Mills-Ausbildung (BODYBALANCE) zu absolvieren. Im Jahr 2019 folgte der Aufstieg zur Presenterin und National Trainerin. Seit 2023 ist sie Teil des Global Development Squads und tritt dadurch nicht nur auf internationaler Ebene als Presenterin auf, sondern ist auch bei den Les Mills-Filmings dabei, bei denen neue Choreografien für die rund 140.000 Instruktoren und 23.000 Clubpartner aufgezeichnet werden.

Sebastian Jaramillo

Der gebürtige Kolumbianer arbeitet seit zwölf Jahren als Trainer und Presenter für Les Mills. Als National Trainer für Lateinamerika arbeitete er u. a. in Peru, Ecuador, Panama und Kolumbien. Seit einigen Jahren lebt Sebastian Jaramillo in Deutschland und gehört inzwischen der Global Development Squad an, für die er an den Filmings u. a. in Auckland (Neuseeland) beteiligt ist. Zusätzlich ist er als Teil von Les Mills Germany als Digital Solutions and Product Manager tätig.

Michael Folz

Die Trainerlaufbahn von Michael Folz startete als Kursteilnehmer im Studio seines Freundes, bevor er sich selbst mit der „Gruppentrainer-B-Lizenz“ als nebenberuflicher Trainer weiterbildete. Der studierte Informatiker ließ weitere Weiterbildungen im Group-Fitness-Bereich an der  BSA-Akademie und bei Les Mills folgen. Neben seiner Haupttätigkeit als Mediengestalter in der Fitness- und Gesundheitsbranche arbeitet er nun seit vielen Jahren nebenberuflich als Trainer für Yoga, Pilates und diverse Les Mills-Kurse.


Michael Folz: Die Grundlage ist, dass Trainerinnen und Trainer ein gutes und fundiertes Fachwissen haben. So kann man sich von anderen Studios unterscheiden, denn als Kunde fühlt man sich abgeholt und geborgen, wenn das Personal jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen kann.

Dafür bezahlt man gern etwas mehr. Das macht auch den Unterschied zu einem personallosen Studio, wo man eigentlich nur die Geräte mietet.

Welchen Stellenwert haben persönliche Charaktereigenschaften und Soft Skills für den Erfolg von Trainerinnen und Trainern?

Michael Folz:Charaktereigenschaften machen den Unterschied, ob deine Classes besucht werden oder nicht. Die eigene Persönlichkeit mit Ecken und Kanten macht nahbar und zeigt auf der gleichen Ebene den Teilnehmern, dass in meinen Kursen das Motto „Trainieren mit Freunden“ herrscht. So zeige ich zum Beispiel, dass auch mir die Übung schwerfällt oder ich heute mal weniger Power habe.

Eileen Post: Sicherlich bedeutet Erfolg für jeden etwas anderes. Ich verlasse die Class glücklich, wenn meine Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Class glücklich verlassen und mit einem besseren Gefühl nach Hause gehen, als sie gekommen sind.

Die Mitglieder erinnern sich immer daran, wie sie sich in deiner Gegenwart oder in deiner Class gefühlt haben – nicht an jedes Wort, was du gecoacht hast, welches Outfit du getragen hast, welches Gewicht du auf der Langhantel hattest.


Weitere Hintergründe

Lesen Sie unseren Artikel 'Wettbewerbsvorteil Trainer' als Einstieg zum Interview.

Indem Sie auf das entsprechende Bild oberhalb dieses Textes klicken, gelangen Sie direkt zum jeweiligen Artikel.


Ich glaube daran, dass die Menschen in die Kurse zurückkehren, wenn sie sich wohl, gut aufgehoben und wertgeschätzt gefühlt haben. Und dafür sind Empathie und Feinfühligkeit sowie Authentizität unentbehrlich.

Die Menschen, die in die Kurse kommen, können sehr unterschiedlich sein: Alter, Job, Lebensstil, Lebensgeschichten, Fitnesslevel, Ziele, Lerntypen etc. Mit der richtigen Einstellung kann man jeden Menschen dort auf seiner Fitnessreise abholen, wo er sich gerade befindet.

In welcher Rolle fungieren die Trainerinnen und Trainer bei der Motivation der Studiomitglieder?

Michael Folz: Als Trainer bist du nicht nur Motivator, sondern auch Coach und Vertrauter. Du benötigst die Empathie, dich in den Kunden zu versetzen und entsprechend seiner Wünsche, auch wenn sie noch unausgesprochen sind, zu lenken und zu unterstützen.

Aktives Zuhören hilft dabei und vor allem: Kenne deine Kunden! So kann man auf die Pains eingehen, um Pleasures zu erzeugen und sie auf die nächste Ebene zu bringen.


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Dazu zählt auch, man selbst zu sein und keine Rolle zu spielen. Klar soll man sich an die Essenzen und den Fokus einer Kursstunde anpassen können, aber es soll real wirken. Wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer merken, dass etwas runtergebetet wird, werden sie früher oder später die Lust an dem Kurs verlieren.

Sebastian Jaramillo: Der Trainer spielt eine entscheidende Rolle. Die Kurse haben nicht nur einen physischen Faktor in einem Fitnessstudio, sondern auch einen mentalen und psychologischen. Die Personen, die die Kurse besuchen, fühlen sich in der Regel nicht wohl dabei, allein zu trainiere, und brauchen die Energie einer Gruppe, um ihre Ziele zu erreichen.

Das bedeutet, dass vom Trainer, der die Kurse unterrichtet, abhängt, wie erfolgreich der Zusammenhalt der Teilnehmenden ist. Auch in einem Gruppentraining gibt es immer den berühmten Dominoeffekt, bei dem aus einem Teilnehmer zwei werden, aus zwei vier und so weiter.

Wie motiviert man Menschen mit verschiedenen Lifestyles und aus unterschiedlichen Zielgruppen am besten?

Eileen Post: Zunächst einmal sollte man die unterschiedlichen Zielgruppen und deren Interessen bzw. Bedürfnisse kennen. Wichtig ist auch, sich niemals davor zu verschließen, Neues auszuprobieren und Dinge zu verändern, und niemals voreingenommen gegenüber bestimmten Generationen zu sein.

Auch die Repräsentation der gleichen bzw. unterschiedlichen Altersgruppen im Trainerteam bietet den jeweiligen Zielgruppen die Möglichkeit, sich mit bestimmten Personen zu identifizieren und ein Gefühl der Zugehörigkeit aufzubauen.

Sebastian Jaramillo:Eines der wichtigsten Tools ist, dass man in einer Stunde nach Schlüsselmomenten suchen sollte. Du wirst immer Leute finden, die an Wissen interessiert sind und hören wollen, warum du diese Bewegung so ausführst.

Es gibt aber auch Personen, die motiviert werden müssen und Wert darauf legen, dass du mit guter Energie dabei bist, die Musik mit dem Training verbindest und die Teilnehmer eher zu einem Erlebnis als zu einem Workout bringst.

Dann gibt es auch die Leute, die dir einfach nur folgen wollen, um zu sehen, was du tust, und dafür musst du ein Vorbild sein. Kurz gesagt: Du solltest dir überlegen, wie du im Laufe des Kurses auf visueller, auditiver und kinetischer Art und Weise unterrichten kannst.

Michael Folz: Versuche, die Pains der verschiedenen Zielgruppen herauszufinden und anzusprechen. Bei älteren Menschen braucht man nicht mit dem Motto „Diese Übung ist für einen knackigen Po“ zu kommen, da wäre eher der Ansatz „So kommen Sie schmerzfrei durchs Leben“ hilfreich. Auch wenn es die gleiche Übung ist, man muss sie richtig verkaufen und dem Kunden schmackhaft machen. Was man vermeiden sollte, ist zum Beispiel sich „absichtlich“ jünger oder älter zu machen, indem man die Sprachgewohnheiten oder Verhaltensweisen übernimmt. Das wirkt schnell künstlich und nicht mehr authentisch.

Was ist das Geheimrezept, damit Mitglieder jeden Tag Spaß beim Training haben, Fortschritte erzielen und regelmäßig ins Studio kommen?

Eileen Post:Ein Geheimrezept gibt es nicht, da jeder Mensch andere Ziele, Bedürfnisse und Interessen hat. Wenn den Menschen mehr Auswahl geboten wird, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie das richtige Workout für sich finden. Und dann trainieren sie, weil sie möchten, nicht weil sie das Gefühl haben, dass sie müssen.

Diese intrinsische Motivation ist das, was Kontinuität schafft und Fitness zum Lifestyle macht. Oder anders gesagt: „Shredding for the Wedding“, „No Pain, no Gain“ usw. waren gestern. Wir bei Les Mills sagen daher: „Choose Happy“.

Wie unterscheiden sich die Anforderungen an das Team im Kursraum im Vergleich zu den Anforderungen auf der Trainingsfläche und wie sollten die Bereiche für eine optimale Customer Experience zusammenarbeiten?

Michael Folz: Es sollte versucht werden, möglichst alle Typen im Kursraum abzuholen und in der Stunde anzusprechen. Oft wird nur die komplette Gruppe angesprochen, die Kunst ist es aber, dass sich trotzdem jeder Teilnehmer persönlich abgeholt fühlt.

Sei es mit einem Augenkontakt, einem Lächeln oder auch einmal damit, jemanden aktiv anzusprechen und zu loben oder zu pushen, je nachdem, was der Teilnehmer in dem Moment benötigt. Vor allem ein persönliches „gut gemacht“ oder „starke Leistung“ nach dem Kurs gibt den Teilnehmenden immer das Gefühl, als Individuum da zu sein und nicht nur als Teilnehmer in der Class.

Eileen Post: Durch Zusammenarbeit und Team-Effort ist man immer erfolgreicher. Die verschiedenen Mitarbeitenden in den Bereichen können Meister in ihrem Fach sein, sollten aber ihre Schnittstellen und die Möglichkeiten kennen, Brücken zu den anderen Bereichen zu schlagen.

So kann schon bei einem Erstgespräch, einem Vertragsschluss oder einem Personal Training ein Kurs empfohlen werden, der zu den Bedürfnissen des jeweiligen Menschen passt.

Welche Rolle können Trainerinnen und Trainer für die Social-Media-Präsenz, die Außendarstellung und die Neukundengewinnung des Clubs einnehmen?

Sebastian Jaramillo: Social Media spielt heutzutage eine der wichtigsten Rollen, also sollten Trainer zu eigenen Influencern werden, indem sie an Kampagnen gebunden werden. Dazu zählt auch, dabei zu helfen, die Followerzahl zu vergrößern, damit sich die Kommunikation des Studios noch weiterverbreitet.

Je mehr Influencer-Instruktoren ein Studio hat und pflegt, desto mehr Menschen kann es erreichen. Die Rolle der Trainerinnen und Trainer in den sozialen Medien ist vergleichbar mit der von Schauspielerinnen und Schauspielern: Wenn sie zu „Rockstars“ werden, folgen ihnen die Menschen auch zu anderen Projekten.

Michael Folz: Trainerinnen und Trainer bringen dem Club Charakter und Charme und können als Aushängeschild dienen. Hat man einen großartigen Trainer mit einer guten Fanbase, kann man kleine Videos machen. Diese werden von den Kursteilnehmern gelikt und geteilt.

Das bringt neuen Trust zum Studio und letztendlich neue Kunden, weil diese auch in den großartigen Kurs wollen. Genauso auf der Trainingsfläche, indem Trainer Übungen erklären, Mythen auflösen oder einfach ein lustiges Video aufnehmen.

Somit kann man alle Typen des Content-Rasters abdecken. Es muss nicht immer der Chef oder Clubbesitzer vor die Kamera, sondern die Personen, die auch täglich „an der Front“ sind. Es gibt nichts Besseres für den Club, wenn ein neuer Kunde ins Studio kommt und am Empfang den Trainer sieht, den er vorher zum Beispiel auf Instagram gesehen hat.

Was müssen Studios tun, um ihre guten Trainerinnen und Trainer zu halten?

Michael Folz:Ein gutes Arbeitsklima schaffen. Die Trainer sollen sich wohlfühlen und ein Teil des Teams sein und nicht nur als Mittel zum Zweck gesehen werden. Gerade im Kursbereich kann schnell eine Art Anonymität entstehen, vor allem wenn man als Freiberufler unterwegs ist.

Dies kann man mit Meetings, Feiern oder einfach mit einem offenen und aktiven Austausch verhindern, damit sich alle als Teil des Teams fühlen.

Sebastian Jaramillo: Das Wichtigste für einen Gruppenkursleiter ist zunächst einmal, dass das Studio die Arbeit und die Energie nachvollziehen kann, die es braucht. Kursleiter brauchen ein Arbeitsumfeld, in dem Vertrauen und ständige Unterstützung vorhanden sind, denn sie sind diejenigen, die die Bedürfnisse der Classes und der Teilnehmer kennen.

Welche Voraussetzungen können Clubs schaffen, damit ihre Trainerinnen und Trainer erfolgreich arbeiten können?

Eileen Post: Als Trainerin, deren Herz für den Kursraum und die Gruppenfitnessclasses schlägt, denke ich als erstes an das passende Equipment und insbesondere an eine gute Soundanlage. Die Musik leitet den Rhythmus, die Energielevel, unsere Choreografie und auch unsere Emotionen. Die Qualität der Musik sowie die Qualität des Mikrofons haben einen maßgeblichen Anteil an der Qualität des ganzen Kurses.

Sebastian Jaramillo: Eine Bühne ist für die Trainerinnen und Trainer unerlässlich, da sie die Aufmerksamkeit der Teilnehmer an einem Ort bündelt und von jedem Teil des Raumes aus problemlos eingesehen werden kann. Um jeden Kurs auf die nächste Stufe zu bringen, können auch Lichter, LED-Bildschirme, ein fortschrittlicheres Soundsystem usw. genutzt werden.

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