Diskussionen um Infektionsrisiko: So sicher sind Fitnessstudios wirklich

Zwischen Modell und Realität: Praxisferne Berechnungen zum Infektionsrisiko diskreditieren die professionelle Arbeit der Fitness- und Gesundheitsstudios.
Lesezeit: 3 Minuten
Geringes Infektionsrisiko: Fitnessstudios keine Corona-Hotspots, sondern sichere Traininsgorte.
Geringes Infektionsrisiko: Fitnessstudios keine Corona-Hotspots, sondern sichere Traininsgorte.
Immer wieder sorgen theoretische Modellberechnungen zum Infektionsgeschehen in verschiedenen Branchen für Aufsehen und werden medial diskutiert. Aber wie repräsentativ und übertragbar sind solche Simulationsberechnungen und wo haben sie deutliche Grenzen und Schwächen? Anhand aktueller Berichte wird deutlich, warum derartige Zahlen reflektiert betrachtet werden sollten – damit kein verzerrtes Bild entsteht und falsche Schlussfolgerungen gezogen werden.

Im Journal Environmental Science & Technology wurde unlängst eine Studie veröffentlicht, die sich mit dem allgemeinen COVID-19 Infektionsgeschehen und dem theoretischen Ansteckungsrisiko bei verschiedenen Alltagsaktivitäten beschäftigt.

Darüber hinaus liefern die Autoren konkrete Handlungsempfehlungen zur Risikominimierung für verschiedene Bereiche des öffentlichen Lebens.



Auf Basis der Zahlen aus dieser Studie wird erneut kontrovers diskutiert, wie es um das tatsächliche Infektionsgeschehen in einzelnen Branchen, wie etwa im Einzelhandel, in der Gastronomie oder in den Fitness- und Gesundheitsstudios, steht.

Medialer Diskurs sorgt für verzerrtes Bild

Diese Zahlen sorgen in dieser Darstellungsform für Irritationen, weil sie einen falschen Eindruck erwecken und das aktuelle Bild deutlich verzerren. Aber warum ist das so?

In der öffentlichen Darstellung wird hier auf Basis der genannten theoretischen Modellberechnungen aus den USA ein absolutes Risiko dargestellt. Dieses lässt sich jedoch nur sehr bedingt auf die Praxis und die aktuelle Situation in Deutschland übertragen.


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So wird den Fitness- und Gesundheitsanlagen durchaus plakativ ein sehr hohes Infektionsrisiko von 35 Prozent (zum Vergleich: Supermarkt 0,001 bis 0,004%, Restaurants 3,1 bis 17%) attestiert.

Mangelnde Differenzierung

Diese absoluten Werte werden in entsprechenden Infografiken 1:1 gegenüberstellt, ohne dabei ausreichend zu differenzieren und aktuelle Rahmenbedingungen miteinzubeziehen.

Tatsache ist, dass die Aerosol-Ausschüttung während des Trainings höher ist als anderswo. Allein deshalb von einem derart hohen Infektionsrisiko auszugehen, ohne dabei die für die Studios aktuell geltenden Auflagen wie etwa Maskenpflicht, 2G plus oder Teilnahmebeschränkungen bei Gruppenkursangeboten miteinzubeziehen, ist deutlich zu kurz gegriffen, unseriös und schadet der gesamten Branche.

Darüber hinaus gelten in Studios schließlich weitere umfassende Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen (Luftfilteranlagen, Lüftungskonzepte, Abstandsregel etc.).


„Seit zwei Jahren wird unsere Branche immer wieder mit Studien zum Ansteckungs- und Verbreitungsgeschehen von COVID-19 in Verbindung gebracht. Es handelt sich dabei fast immer um theoretische Modellberechnungen, die häufig jeglichem Praxisbezug und der Realität in den Anlagen entbehren.“
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Florian Kündgen, stellvertretender Geschäftsführer DSSV e.V.


Bei einer differenzierteren Betrachtung wird deutlich, dass das Infektionsrisiko in den Studios durch die aktuellen Auflagen in der Praxis um ein vielfaches niedriger ist als die genannten 35 Prozent.

So verdeutlichen die Studienerkenntnisse von Peng et al. (2022) sowie aktuelle Expertenhinweise eben auch, dass sich das Infektionsrisiko beim Sport in Innenräumen durch gezielte Präventions-/Hygienemaßnahmen erheblich reduzieren lässt. Dass durch solche Vorkehrungsmaßnahmen das Infektionsrisiko auf etwa 0,73 bis 2,5 Prozent gesenkt werden kann, geht in den medialen Berichten häufig unter.

Umfassende Investitionen in die Sicherheit

„Aufgrund modernster Zugangs- und Hygienekonzepte, aber auch etlicher baulicher Maßnahmen, wie u.a. Luftaustauschanlagen, sind die Anlagen immer sicher gewesen. Viele Betreiber haben nicht erst aufgrund der Vorgaben durch Bund und Länder sondern bereits in den vergangenen Jahren viel Geld in die Sicherheit der Mitglieder investiert“, so Kündgen weiter.

Diese relativierten Annahmen spiegeln den Status quo daher deutlich besser wider und decken sich mit aktuellen Studienergebnissen, die den Studios ein sehr niedriges Infektionsrisiko attestieren.



Maßnahmen greifen: Risiko nachweislich gering

So wurden im Rahmen der zweiten 'SafeACTiVE Study' bei mehr als 185 Millionen Studiobesuchen lediglich 1.614 positive Fälle bei Mitgliedern und Mitarbeitenden nachgewiesen.

Europaweit lag die durchschnittliche Infektionsrate bei gerade einmal 0,87, d. h. weniger als ein Fall pro 100.000 Besuche.

Im Ländervergleich lag das Infektionsrisiko in deutschen Fitness- und Gesundheitsanlagen mit 0,45 Fällen pro 100.000 Check-Ins nochmals deutlich unter dem europäischen Gesamtdurchschnitt.


Jetzt lesen: 'Fitnessstudios keine Hotspots'


All diese Zahlen gehen in den öffentlichen Diskussionen aber leider allzu oft unter und sorgen für unbegründete Ängste, Verunsicherungen und falsche Schlussfolgerungen.

Prävention wichtiger denn je

Die Fitness- und Gesundheitsanlagen geben in der Praxis tagtäglich ihr Bestes, um ihren Mitglieder ein sicheres Training zu gewährleisten und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Gesunderhaltung der Bevölkerung.

Angesichts des wachsenden Präventionsbedarfs sollten wir deshalb in der öffentlichen Diskussion viel mehr über diese Dinge reden und nach zielführenden Lösungen suchen, wie Fitness- und Gesundheitsanlagen ihrem Gesundheitsauftrag in der Praxis auch effektiv nachkommen können.


„Die Fitnessanlagen sehen sich im Auftrag der Gesundheit. Wir verfolgen dasselbe Ziel wie das Gesundheitsministerium und wollen unseren Beitrag zur Pandemiebewältigung und der Prävention leisten.“
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Florian Kündgen, stellvertretender Geschäftsführer DSSV e.V.


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