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Vitamin D: Überschätzte Allzweckwaffe?

Das „Sonnenvitamin“ ist aktuell in aller Munde, aber bisher besteht kein wissenschaftlicher Konsens über Sinn und Nutzen einer Supplementation.

Ein kürzlich im Spiegel erschienenes Experteninterview mit Frau Prof Dr. Ingrid Mühlhauser spiegelt die aktuellen Debatten wider. Die Professorin für Gesundheitswissenschaften an der Universität Hamburg sieht den Hype um das Vitamin D kritisch und warnt vor zu hohen Erwartungen.

Das Robert Koch Institut (RKI) konnte zwar 2012 nachweisen, dass niedrige Vitamin-D-Werte in der deutschen Bevölkerung keine Seltenheit sind, aber inwieweit dieser Mangel tatsächlich in Zusammenhang mit gesundheitlichen Beschwerden steht, ist angesichts des aktuellen Forschungsstandes durchaus kritisch zu beurteilen.

Ein potentieller Vitamin-D-Mangel wird häufig mit verschieden Krankheiten und Beschwerden wie u.a. Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Abgeschlagenheit in Verbindung gebracht. Bislang existieren jedoch laut der Expertin Prof. Dr. Ingrid Mühlhauser keine eindeutigen wissenschaftlichen Befunde, die belegen dass ein Vitamin-D-Mangel tatsächlich Ursache für die genannten Beschwerden ist. Gleiches gilt auch für den tatsächlichen Nutzen einer zusätzlichen Supplementation für unterschiedliche Zielgruppen.

Einigkeit besteht aktuell lediglich über die positiven Effekte einer zusätzlichen Vitamin-D-Supplementation bei älteren pflegebedürftigen Menschen. Die positiven Effekte hängen jedoch laut der Expertin von der richtigen Dosierung ab. Studien belegen, dass in diesem Fall eine Überdosierung sogar kontraproduktiv sein kann. 

Dies ist nur eines von vielen Beispielen der Expertin die zeigen, dass hier noch deutlicher Forschungsbedarf besteht. Der generelle Nutzen und die Sicherheit von Vitamin-D-Supplementen sind laut der Expertin noch viel zu unklar, um allgemeingültige Empfehlungen einer optimalen Supplementation zu geben. In welchen Fällen eine zusätzliche Einnahme von Vitamin-D-Tabletten notwendig ist, bleibt immer eine Einzelfallentscheidung und ist von vielen weiteren Einflussfaktoren abhängig.

Robert Koch Institut: Studie RKI

Das gesamte Experteninterview finden sie hier: Vitamin D

Aktuelle Daten finden sie hier: Vitamin-D-Status in Deutschland - Fact Sheet - JoHM 02/2016