Kieser: Schweizer Unternehmen ‚regiert‘ gesundheitsorientiertes Krafttraining

Kein 'Schnickschnack', keine Ablenkung: maximale Trainingseffekte bei minimalem Zeitaufwand. Kieser bietet seit über 55 Jahren gesundheitsorientiertes Krafttraining.
Lesezeit: 5 Minuten
Einmal Boxer, immer Boxer – Werner Kieser blieb seiner ersten sportlichen Liebe treu
Einmal Boxer, immer Boxer – Werner Kieser blieb seiner ersten sportlichen Liebe treu
„Bei Kieser Training gibt es keinen Sport, sondern körperliche Wartungsarbeit“ – provokant und ebenso treffend. Werner Kieser (1940-2021), der legendäre Gründer von Kieser Training, war für seine polarisierenden Aussagen bekannt. Doch trifft sie hier den Nagel auf den Kopf, denn diese Haltung wird in den Kieser-Studios rund um den Globus seit über 55 Jahren gelebt. Das gesundheitsorientierte Krafttraining steht von jeher im Fokus. Kein ‚Schnickschnack‘. Keine Ablenkung. Das Versprechen: maximale Trainingseffekte bei minimalem Zeitaufwand.

Kiesern – ein wunderbarer Neologismus für gesundheitsorientiertes Krafttraining, oder? Denn genau dafür steht Kieser Training (seit 2023 nur noch Kieser) bereits seit der Unternehmensgründung im Jahr 1967. Und auch heute noch ist das Schweizer Unternehmen wie kaum ein anderes für gesundheitsförderndes Training bekannt.

Zweimal 30 Minuten Training pro Woche sollen ausreichen. Der Kieser-Methode, einem High-Intensity-Training, gehen die Mitglieder an den eigens konstruierten Trainingsmaschinen nach. Jede Trainingseinheit besteht aus ca. zehn Übungen à 90 bis 120 Sekunden.

Kieser bietet ruhige Trainingsatmosphäre

Damit sich die Trainierenden ganz auf sich und ihre eigenen „körperlichen Wartungsarbeiten“ konzentrieren können, herrscht bewusst eine ruhige Trainingsatmosphäre – keine Musik, keine Spiegel, keine Dekoration, nur die großen Maschinen, die Trainierenden und die Trainer.


Lesetipp:Nachruf Werner Kieser


Doch wieso eigentlich? Warum ist das Training bei Kieser so anders als in anderen Fitnessstudioketten? Wo liegen die Anfänge von Kieser und wie hat sich das Unternehmen entwickelt?

Wie alles begann

Manchmal muss erst einmal etwasschief gehen, bevor es so richtig gut gehen kann. So auch im Falle von Werner Kieser: 1957 zieht sich der 17-jährige Werner Kieser im Boxring eine Rippenfellquetschung zu. Während die Ärzte zur Schonung raten, empfiehlt ihm ein anderer Boxer, mit Krafttraining den Genesungsprozess zu beschleunigen.

Es funktioniert. Von da an trainiert Werner Kieser weiter und will immer mehr über Krafttraining erfahren.


Auch lesenswert:Wechsel zu KIESER


Nachdem er in Deutschland zum ersten Mal ein Fitnesscenter betritt, beschließt er, seine Begeisterung für Krafttraining mit anderen zu teilen und ebenfalls ein Studio zu gründen. Gesagt, getan. Mit Alteisen vom Schrottplatz schweißt der Pionier seine ersten Maschinen selbst zusammen und eröffnet schließlich 1966 sein erstes Center in Zürich – der Beginn von Kieser Training.

Damals aus Geldmangel, heute aus Überzeugung ist die Ausstattung des ersten Studios sehr reduziert und auf das Wesentliche beschränkt.

Kieser Training nimmt an Fahrt auf

In den Siebzigern experimentiert Werner Kieser kurzzeitig mit dem anderen, dem opulenten Angebot von Sauna, Bar, Solarium und Co. und muss schnell feststellen, dass dies so gar nicht zu dem gesundheitsorientierten Krafttraining passt, wie er es sich vorstellt: „Je breiter mein Angebot wurde, desto weniger trainierten meine Kunden.“


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Also zurück zum bewusst reduzierten Angebot. Im selben Jahrzehnt reist Werner Kieser in die USA und trifft dort den Entwickler der Nautilus-Trainingsmaschinen, Arthur Jones (1926–2007), der von da an zu seinem Mentor wird. Überzeugt von der Qualität und den Ideen hinter den Maschinen stattet Werner Kieser sein Studio als Erster in Europa mit den neuartigen Geräten aus.

Kieser-Konzept um Kräftigungstherapie erweitert

1987 bringt er dann auch die Lumbar Extension-Maschine (LE) von Arthur Jones nach Zürich. Werner Kiesers Frau, Dr. med. Gabriela Kieser, setzt die Lumbar Extension-Maschine in ihrer Praxis für medizinische Kräftigungstherapie ein und es zeigt sich schnell die enorm positive Wirkung der Maschine bei Schmerzpatienten. Die Kräftigungstherapie wird Teil des Kieser-Konzepts. (Auch interessant:Starke Verbündete gegen Krebs‚)

Werner Kieser an der legendären Nautilus-Pullover-Maschine

Noch immer höchst begeistert von den Geräten erwirbt die Kieser Training AG 1998 die Lizenz zur Produktion der Nautilus- bzw. zu diesem Zeitpunkt der MedX-Maschinen. Nur zwei Jahre später gründet Werner Kieser eine eigene Forschungsabteilung, um das eigene Angebot stets im Hinblick auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse überprüfen und anpassen zu können. Seitdem werden die Maschinen intern entwickelt und produziert.

Kieser: Franchises rund um die Welt

1981 entscheidet sich Werner Kieser, ein zweites Studio in der Schweiz mittels Franchising zu eröffnen. Und schließlich wagt er auch den Sprung in andere Länder. Zunächst folgen in den Neunzigern Studios in Deutschland (Frankfurt, Hamburg, Köln und München).

Damals ein höchst mutiger Schritt, denn Kiesers Purismus verwirrt zunächst die Deutschen, die mit Fitnessstudios völlig andere Bilder verknüpfen; die Vorstellung von Fitnesstraining ist Anfang der Neunziger bei der breiten Masse noch von Bodybuildern wie Arnold Schwarzenegger und Aerobic-Ikonen wie Jane Fonda geprägt.

Doch auch diese anfängliche Skepsis schlägt schon bald in Begeisterung um. So eröffnet Kieser Training 1999 in Luxemburg ein weiteres Franchise und tritt in den österreichischen Markt ein, indem es 2000 sein erstes eigenes Studio in Wien eröffnet.

Das Unternehmen, das als erste Franchisekette im deutschsprachigen Raum gilt, zählt heute weltweit 172 Studios.

Zu den europäischen Centern kommt 2006 ein weiteres Franchisestudio hinzu. Fernab, auf der anderen Seite des Globus, eröffnet Kieser eine Filiale in Australien. Mittlerweile sind in Down Under 26 Kieser-Standorte zu finden.

Der ‚Rückenguru‘ Werner Kieser

In welchen Ländern der Erde in Zukunft gesundheitsorientiertes Krafttraining à la Kieser postuliert werden wird, erfährt der Gründer und Namensgeber Werner Kieser leider nicht mehr. Am 19. Mai 2021 stirbt er im Beisein seiner Frau in Zürich. (Wir berichteten:Nachruf Werner Kieser‚)

Werner Kieser ist und bleibt aber untrennbar mit dem Unternehmen verknüpft. Auch Dr. med. Gabriela Kieser prägt, nicht zuletzt durch ihr medizinisches Fachwissen, die Entwicklung von Kieser Training.

Eigentümerwechsel bei Kieser (v.l.n.r.): Michael Antonopoulos, Werner Kieser, Dr. med. Gabriela Kieser und Nils Planzer

Mit der Lumbar Extension-Maschine und dem damit verbundenen Fokus auf Rückentraining, den zahlreichen Publikationen Werner Kiesers zu gesundheitsorientiertem Krafttraining sowie dem ‚Weniger ist mehr‘-Konzept, das sich von dem der anderen Fitnessstudios abhebt, verleihen die Medien Werner Kieser zahlreiche Spitznamen.


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‚Rückenguru‘, ‚Kraftapostel‘, ‚Rückenpapst‘ und ‚Feind aller Orthopäden‘ – all diese Titel wurden für Werner Kieser in der Berichterstattung über ihn und die Kieser-Methode verwendet und all diese Titel charakterisieren ziemlich gut Werner Kiesers Vision und das Kieser-Konzept.

Es geht um gesundheitsorientiertes Krafttraining, das die Muskeln stärkt und so den Trainierenden sowohl präventiv als auch reaktiv helfen kann. Nicht mehr und nicht weniger.

Kieser heute

Seit 2009 ist Michael Antonopoulos der CEO von Kieser, seit 2017 zudem gemeinsam mit Nils Planzer Eigentümer.

Auch heute noch entwickelt und produziert Kieser alle Maschinen selbst. Dabei werden aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse aus der internen Forschungsabteilung verwertet und kommen in den Kieser-Maschinen zum Tragen – Forschung und Maschinenentwicklung arbeiten Hand in Hand, um Trainingstechnologien voranzubringen und bestehende Maschinen zu optimieren. (Auch lesenswert:Neuer Kieser-Botschafter‚)

Und auch heute noch wird in den Studios nach dem Kieser-Konzept trainiert.

Zeitstrahl der Geschichte von Kieser

Interview zum Thema

Interview mit Kieser-CEO Michael Antonopoulos

Hat sich in über 55 Jahren Firmengeschichte also nichts verändert? Wo steht das Unternehmen jetzt und wie sieht seine Zukunft aus? Antworten dazu lesen Sie im Interview mit CEO Michael Antonopoulos.

Indem Sie auf das Bild oberhalb dieses Textes klicken, gelangen Sie direkt zum Interview.

fibo
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