Management, Markt | Autor/in: Jürgen Wolff |

Sven Janus im Interview: „Für unsere Strategie ein wichtiger Indikator“

Die Betreiber planen wieder mutiger und weitsichtiger, Interessenten kehren entschlossener in die Studios zurück und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehen das Potenzial der Fitnessbranche. Sven Janus, Geschäftsführer terra sports, erklärt im Interview, welche Bedeutung die Eckdaten '23 für Mikrostudios haben und wie sich der Markt nach der Pandemie entwickelt.

Eckdaten 2023: Interview mit Sven Janus

fM: Nehmen Sie regelmäßig an der Befragung zur Eckdatenstudie teil? Und wenn ja, warum?

Sven Janus: Hier zählt in erster Linie der Teamgedanke innerhalb der Fitnessbranche. Wir als Betreiber sollten nach den letzten herausfordernden Jahren auf möglichst vielen Ebenen zusammenarbeiten und da gehört die Teilnahme an der Eckdatenstudie dazu. (Lesen Sie auch: 'Team – Vier Buchstaben mit größter Bedeutung')

Welchen Stellenwert hat diese Datenerhebung für die Fitness- und Gesundheitsbranche allgemein und wie nutzen Sie die Ergebnisse der Marktanalyse speziell für terra sports?

Der Stellenwert ist in meinen Augen sehr hoch. Natürlich bekommt man im Vorfeld immer Stimmungen und Tendenzen mit, allerdings sind die Daten der Studie dann konkreter und so aufbereitet, dass sie für unsere Strategie ein wichtiger Indikator sind.


Über den Interviewpartner

Der gebürtige Gelsenkirchener Sven Janus ist Geschäftsführer der terra sports GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Essen wurde 2014 gegründet und ist Teil der WORTMANN Gruppe. Im Jahr 2023 betreibt terra sports 54 EMS-Studios in Deutschland, vorwiegend in Nordrhein-Westfalen, in denen 240 Mitarbeitende rund 9.300 Mitglieder betreuen.


Gerade bei der veränderten Erwartungshaltung der Interessenten in Bezug auf Hygiene und Sicherheit werden unsere Mitarbeitenden in der internen Kommunikation in die Pflicht genommen.

Inwiefern hat sich der Fitnessmarkt aus Ihrer Sicht im Frühjahr 2023 konsolidiert? Wie macht sich das gerade im EMS-Bereich bemerkbar? Hat der Mut zur Existenzgründung wieder zugenommen?

Nachdem die Branche in den letzten Jahren auf das Niveau von 2015 zurückgeworfen wurde, habe ich 2022 mehr Mut und Entschlossenheit festgestellt. Viele Betreiber planen wieder mutiger und weitsichtiger, während die Mitglieder und Interessierten entschlossener in die Studios zurückkehren.

An unseren Standorten kann so der Gedanke des Personal Trainings wieder vollumfänglich gelebt werden. (Auch interessant: 'Mentale Coaching-Tools für das Personaltraining')

Welche Strategie verfolgen Sie und welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um durch die Pandemie verlorene Mitglieder wieder zurückzugewinnen und neue Mitglieder zu akquirieren?

Diese Arbeit begann aus meiner Sicht bereits während der Schließungen und im direkten Wiedereröffnungsprozess, indem wir versucht haben, die ohnehin bereits enge Bindung zu unseren Mitgliedern weiter zu intensivieren: Z. B. durch Anrufe zu Geburtstagen oder Nachfragen zu Gesundheit und Familie haben unsere Trainerinnen und Trainer vor Ort ständig Kontakt zu unseren Mitgliedern gehalten.

Aktuell bieten wir unseren ehemaligen Mitgliedern eine Körperanalyse mit unseren InBody-Waagen an, um die verlorene Muskulatur oder zurückgekehrte Pfunde zu messen und sichtbar zu machen. Häufig wird den Interessierten in diesen Gesprächen der Bedarf für gezieltes Training schnell klar – so können wir mit Angeboten für Ehemalige eine Lösung für ihren Wiedereinstieg finden.

Gesundheitsaspekte und die Bekämpfung bspw. von Rückenbeschwerden sind seit der Pandemie und Homeoffice-Arbeitsplätzen ein Riesenthema. Wie wichtig ist die nachhaltige Positionierung als Gesundheitsdienstleister für die zukünftige Entwicklung der EMS-Branche?

Die verloren gegangene Fitness durch die Inaktivität spüren die Menschen häufig in Bezug auf ihre Gesundheit und die Rückkehr altbekannter Schmerzen. Durch weniger Muskulatur treten schnell wieder Rückenbeschwerden auf, die durch regelmäßiges EMS-Training eigentlich der Vergangenheit angehörten.

Zusätzlich kommen nun die Menschen hinzu, bei denen – verursacht durch ihre Tätigkeit im Homeoffice – häufig Beeinträchtigungen auftreten und die eine schnelle Lösung für ihre Probleme suchen. 


Auch lesenswert: 'Rückenfalle Homeoffice'


Gerade in dieser Thematik müssen wir uns als Gesundheitsdienstleister messen lassen und wollen das auch. Training generell und auch EMS-Training leisten einen enormen Beitrag für die Gesundheit der Menschen. Je professioneller sich unsere Branche präsentiert, desto eher werden unsere Dienstleistungen auch als wesentlicher Teil der Lösung wahrgenommen und akzeptiert.

Haben Sie das Angebot bzw. Ihre Marketingmaßnahmen verändert, damit terra sports stärker als Gesundheitsdienstleister wahrgenommen wird?

Unser Marketing hatte neben den Hauptthemen wie „Zeitersparnis“ und „Personal Training“ schon längere Zeit die Schwerpunkte Gesundheit, Rückenschmerzen und Prävention. Wir haben von Mitgliedern reale Erfahrungsberichte gesammelt und abgefilmt, um so konkret wie möglich die verschiedenen Themenfelder abzudecken, in denen sich Interessierte wiederfinden.

Wie haben Sie die Vorgaben der Strahlenschutzverordnung (NiSV) in Ihre Unternehmensqualifikation eingebunden? Wird die staatlich geprüfte Sicherheit von Ihren Kunden als Qualitätsmerkmal wahrgenommen?

Die Umsetzung der neuen Strahlenschutzverordnung war bei 54 Studios natürlich eine etwas größere Aufgabe. Unsere Zentrale und die Mitarbeitenden in den Studios haben sehr früh alle Maßnahmen und Änderungen angenommen und umgesetzt.

Für unsere Trainerinnen und Trainer war die „Fachkunde EMF“ eine wichtige Voraussetzung, um weiterhin als Personal Trainer im EMS-Bereich zu arbeiten. In guter Zusammenarbeit mit der BSA-Akademie konnten wir jedoch alle Mitarbeitenden mit der „Fachkunde EMF“ und in vielen Fällen zusätzlich mit der „Fitnesstrainer/in-B-Lizenz“ ausstatten. (Lesen Sie auch: 'FAQ zum Fachkundenachweis')

Viele unserer Kundinnen und Kunden haben über die Medien von der neuen Strahlenschutzverordnung gehört und erkennen unsere Bemühungen bei der strikten Umsetzung an. Zusätzlich präsentieren unsere Mitarbeitenden stolz ihre Lizenzen und Zertifikate in den Filialen und sorgen so für ein sicheres Gefühl bei allen Besuchern unserer Studios.

Viele Kunden wünschen sich heute flexible Mitgliedschaftsmodelle. Lässt sich das für Mikrostudios leichter oder schwerer umsetzen als in anderen Segmenten? Welche Lösungen helfen dabei, weiterhin die finanzielle Planungssicherheit zu gewährleisten?

In meinen Augen ist die Umsetzung für EMS-Betreiber etwas anspruchsvoller. Wir agieren bereits im höherpreisigen Segment und können so die Mitgliedsbeiträge nicht ständig nach oben schrauben.


Weitere Interviews und Hintergründe

In weiteren Interviews sprechen Fabian Menzel und Ralf Trierweiler über die Bedeutung der 'Eckdaten '23 der deutschen Fitnesswirtschaft' für sie. Lesen Sie außerdem unseren Artikel 'Aufschwung für die Branche' als Einstieg zu den Interviews.

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Seit der Gründung von terra sports haben wir lediglich zweimal die Preise angepasst, allerdings gleichzeitig auch jeweils die Laufzeiten angeglichen, um beiden Seiten eine Planungssicherheit zu bieten.

Durch die vom Gesetzgeber eingeführte monatliche Kündigungsfrist nach der ersten Vertragslaufzeit hat sich die Planungssicherheit natürlich ein wenig verändert. Wir müssen daher noch zuverlässiger unsere Qualitätsversprechen und -standards einhalten. (Auch interessant: 'Ausblick auf 2023: Wichtige Gesetzesänderungen für Studiobetreiber')

Verfolgen Sie darüber hinaus intensiver Entwicklungen der Branche, die aus den Eckdaten deutlich werden?

Mit Freude habe ich die wieder steigenden Mitgliederzahlen im Vergleich zum Jahr 2021 aufgenommen. Zeitgleich zeigen die Eckdaten, dass auch die Anzahl der Mitarbeitenden in der Fitnessbranche gestiegen ist und wir für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weiterhin als Branche mit enormem Zukunftspotenzial gesehen werden.

Es ist nun unsere Aufgabe, dieses Potenzial mit unseren Mitarbeitenden bestmöglich einzusetzen.

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fMi 02/2023