Gesunde Psyche und gesunder Körper bedingen sich gegenseitig

Psychische Störungen beeinflußen die physische Gesundheit und die Lebensqualität. Erfahren Sie hier, wie körperliche Aktivität bis ins hohe Alter davor schützt.
Lesezeit: 4 Minuten
Neben Herz-Kreislauf-, Krebs-, Stoffwechsel- und Muskel-Skelett-Erkrankungen gehören psychische Störungen zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in Deutschland. Etwa 30 Prozent der Erwachsenen sind davon betroffen. Durch regelmäßiges Fitnesstraining kann den häufigsten Krankheitsbildern wie Angststörungen, Depressionen und Demenz wirksam vorgebeugt und die psychische Gesundheit insgesamt verbessert werden.

Ein guter körperlicher Gesundheitszustand und eine gesunde Psyche sind gleichermaßen wichtig (WHO, 2013). Die psychische Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung für individuelles Wohlbefinden, Lebensqualität, Leistungs- und Arbeitsfähigkeit sowie soziale Teilhabe (Busch et al., 2011; WHO, 2019).

Störungen der psychischen Gesundheit verändern das normale Erleben (Gedanken, Gefühle, Gedächtnis etc.) und Verhalten. Sie führen zu erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensführung in mehreren Bereichen, verursachen bei den Betroffenen einen hohen individuellen Leidensdruck und gefährden auch die körperliche Gesundheit (Davison, Neale & Hautzinger, 2016; WHO, 2019).

Volkskrankheit Psychische Störungen

Psychische Störungen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in Deutschland. Sie haben mittlerweile den Status einer Volkskrankheit erreicht (Jacobi et al., 2017). Etwa ein Drittel der Erwachsenen lässt zeitweise mindestens eine klinisch bedeutsame psychische Störung erkennen (Jacobi et al., 2014; Wittchen & Jacobi, 2012).

Jede zweite Person muss im Laufe ihres Lebens damit rechnen, psychisch zu erkranken (Jacobi et al., 2017). Frauen sind wesentlich häufiger in ihrer psychischen Gesundheit beeinträchtigt als Männer (RKI, 2012). Zu den häufigsten psychischen Leiden zählen Angst- sowie Schlafstörungen, Depressionen und Demenz (Jacobi et al., 2014; Wittchen et al., 2011). 

Fast zehn Millionen Erwachsene weisen eine Angststörung auf (Jacobi et al., 2014). Diese ist durch eine übersteigerte Furchtreaktion bei Fehlen einer realen äußeren Bedrohung gekennzeichnet (Freyberger & Schneider, 2002). Etwa fünf bis sieben Millionen Menschen sind von einer Depression bzw. einer depressiven Symptomatik betroffen (Bretschneider et al., 2017; Busch et al., 2013; Hapke et al., 2019; Thom et al., 2017).

An einer klinisch relevanten Schlafstörung (Insomnie) leiden etwa 3,8 Millionen Erwachsene. Unter diesem Begriff versteht man eine über mindestens einen Monat anhaltende Ein- und Durchschlafstörung bei zusätzlich beeinträchtigter Schlafqualität mit daraus resultierenden Folgen wie zum Beispiel Tagesmüdigkeit, Erschöpfungszustände (Schlack et al., 2013).


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Psychische Störungen haben weitreichende Folgen für die Betroffenen, aber auch für die gesamte Gesellschaft. Sie sind mit erheblichen Einschränkungen der Leistungsfähigkeit, Alltagsbewältigung, Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität verbunden. Auch das individuelle Gesundheitsverhalten und die körperliche Gesundheit werden negativ beeinflusst (Busch et al., 2011; Jacobi et al., 2017; RKI, 2015).

Psychische Störungen gehören zu den häufigsten Gründen für krankheitsbedingte Fehltage am Arbeitsplatz und führen zu besonders langen Ausfallzeiten (Badura et al., 2020; RKI, 2016). Zudem verursachen sie hohe Krankheitskosten (Jacobi et al., 2017). Ferner haben Menschen mit psychischen Erkrankungen eine deutlich verringerte Lebenserwartung (DGPPN, 2021).



Während psychische Störungen im jungen und mittleren Erwachsenenalter weit verbreitet sind, dominieren im höheren Lebensalter die Demenzerkrankungen (Jacobi et al., 2017). Unter Demenz versteht man eine Reihe von Krankheitsbildern des Gehirns, die einen zunehmenden Abbau verschiedener kognitiver Funktionen (Gedächtnis, Denken, Sprache, Orientierung etc.) zur Folge haben.

Die häufigste und bekannteste Demenzform ist die Alzheimerkrankheit (RKI, 2005). In Deutschland sind circa 1,6 Millionen Menschen im Alter über 65 Jahre an Demenz erkrankt. Pro Jahr gibt es etwa 300.000 neue Erkrankungsfälle. Aufgrund der demografischen Alterung wird in Zukunft die Zahl der Demenzkranken deutlich zunehmen (DAG, 2020).

Demenzerkrankungen führen ebenfalls zu erheblichen Belastungen für die Betroffenen selbst, ihr soziales Umfeld und die Gesellschaft (RKI, 2016). Infolge der kognitiven Einbußen ist für Demenzerkrankte auf Dauer keine selbstständige Alltagsbewältigung bzw. Lebensführung möglich. Früher oder später führt Demenz zu Pflegebedürftigkeit (RKI, 2005).

Aufgrund der hohen Verbreitung von psychischen Störungen und der gravierenden Folgen für die Betroffenen, ihre Angehörigen und die Gesellschaft sind wirksame Maßnahmen zum Schutz und zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von zentraler Bedeutung (RKI, 2015; WHO, 2006 und 2013).

Fitnesstraining für die psychische Gesundheit

Regelmäßige körperliche Aktivität in Form von Fitnesstraining kann einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der psychischen Gesundheit leisten. Es ist wissenschaftlich gut belegt, dass körperliches Training eine stimmungsaufhellende, antidepressive sowie angstmindernde Wirkung hat. Verschiedene kognitive Funktionen können verbessert und das Risiko für eine Demenzerkrankung kann reduziert werden.

Richtig dosiertes Training fördert auch einen gesunden Schlaf. Zudem steigert es das Wohlbefinden und die Lebensqualität (ACSM, 2021; USDHHS, 2018; WHO, 2020). In Tabelle 1 sind die zentralen Effekte von Fitnesstraining auf die psychische Gesundheit zusammengefasst.

Empfohlene Trainingsdosis

Um die psychische Gesundheit zu erhalten oder zu verbessern und sich vor den häufigsten psychischen Störungen zu schützen, sollten Erwachsene (18–65 Jahre) und Ältere (65 +) mindestens 150 bis 300 Minuten pro Woche moderat-intensives oder 75 bis 150 Minuten pro Woche intensives Ausdauertraining (oder eine Kombination aus beiden Intensitäten) betreiben.

Zusätzlich sollte mindestens zwei Mal pro Woche ein Krafttraining unter Einbezug aller großen Muskelgruppen durchgeführt werden (USDHHS, 2018; WHO, 2020).


Fazit

Regelmäßiges Fitnesstraining verbessert die psychische Gesundheit. Es schützt vor den häufigsten psychischen Störungen und das bis ins hohe Alter.

In den Teilen eins bis fünf dieser Artikelreihe wurde der wissenschaftlich belegte Gesundheitsnutzen von Fitnesstraining für die wichtigsten menschlichen Organsysteme und die psychische Gesundheit dargestellt. Im sechsten und letzten Teil wird das breite gesundheitliche Wirkungsspektrum der 'Polypille' Bewegung noch einmal zusammengefasst.

Es wird aufgezeigt, wie Fitnessstudios durch die gezielte Umsetzung von evidenzbasiertem Fitnesstraining einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung der Bevölkerung leisten können.


Über die Autoren

Prof. Dr. Arne Morsch ist Fachbereichsleitung Gesundheitswissenschaften und Dozent der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Darüber hinaus leitet er den Fachbereich Gesundheitsförderung der BSA-Akademie.

Prof. Dr. Markus Wanjek ist stellvertretende Fachbereichsleitung Gesundheitswissenschaften und Dozent bzw. Referent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und BSA-Akademie. Er verfügt über eine 20-jährige praktische Berufserfahrung im Fitness- und Gesundheitsbereich.


Auszug aus der Literaturliste

American College of Sports Medicine. (2021). ACSM's guidelines for exercise testing and prescription (11th edition). Philadelphia: Wolters Kluwer Health.

Davison, G. C., Neale, J. M. & Hautzinger, M. (2016). Klinische Psychologie (8. Aufl.). Weinheim: Beltz.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

taispo

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