fM: Welchen Stellenwert hat die Regeneration im Trainings- und Betreuungskonzept Ihres Clubs?
Robert Jablukov: Der Stellenwert regenerationsfördernder Maßnahmen ist bei UFC GYM besonders groß, weil wir maßgeblich durch unsere Studios in den USA beeinflusst werden, die uns permanent Impulse für Anwendungen und Upselling-Optionen liefern. Dort sind die Menschen sehr viel weiter, was den Stellenwert aktiver Regeneration für den Trainingsfortschritt betrifft, und geben dafür sehr viel Geld aus.
Inwiefern hat sich das Bedürfnis nach Regeneration im Fitnessbereich in Deutschland in den letzten Jahren verändert?
Der Fokus der Kunden hat sich weiterentwickelt ebenso wie das Verständnis für das Zusammenspiel von Belastung und Erholung sowie die Erkenntnis, dass beides unter professioneller Betreuung in Studios am effektivsten praktiziert werden kann.
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Das belegen unsere Daten, deren Auswertung ein ständiger Prozess ist. Wie war die Auslastung der Kurse und bestimmter Trainer? Bei unseren Mitgliederumfragen ergeben sich Zusammenhänge, die man auf den ersten Blick nicht vermuten würde. Viele Mitglieder, die Jiu-Jitsu-, Kickbox- oder Muay-Thai-Kurse besuchen, gehen anschließend in Yogakurse, um beweglich zu bleiben.
Junge Männer, die es cool finden, Kampfsport zu machen, trainieren also gemeinsam mit Mitgliedern, die über das Yoga Interesse an Kampfsport entwickelt haben. Solche Zusammenhänge finden sich immer mehr in der Trainingsroutine unserer Mitglieder – und Regeneration ist dabei ein wesentlicher Faktor.
Welche regenerationsfördernden Maßnahmen sind Bestandteil Ihres Recovery-Konzeptes? Welche Kriterien waren ausschlaggebend für die Integration in Ihr Angebot?
In Hamburg haben wir eine elektrische Kältekammer und Lymphdrainage von Medner Medizintechnik sowie eine Hydromassage. In Berlin haben wir vier Lymphdrainagen von Normatec und weitere Produkte wie Perkussionsmassagen von Hyperice. In beiden Studios haben wir in den Umkleidekabinen für Männer und Frauen je eine finnische Sauna.
Über unseren Interviewpartner
Robert Jablukov studierte internationales Sport- und Eventmanagement mit Master-Abschluss sowie separat auch Fußballmanagement. Er hat mehrere Jahre Erfahrungen bei verschiedenen Bundesligisten im deutschen Profisport gesammelt. Die Fitness- und Gesundheitsbranche kannte er vor allem als Studiomitglied.
Über einen Bekannten kam der Kontakt zum Unternehmen UFC zustande, das sein Projekt „UFC GYM“ in Lizenz nach Deutschland bringen wollte. Robert Jablukov führte Gespräche und Verhandlungen mit potenziellen Partnern und übernahm zunehmend weitere Aufgaben. Im Mai 2022 wurde er CEO bei UFC GYM Germany und betreibt aktuell ein Studio in Berlin sowie eines in Hamburg, weitere sind in Planung.
Ausschlaggebend für die Implementierung der Angebote waren immer die spürbaren Effekte und die Performance in den USA.
Wie haben Sie diese Maßnahmen in die Trainingsplangestaltung und Trainingsbetreuung integriert?
Die Integration beginnt direkt bei Vertragsunterschrift. Dafür ist das Trainerteam zuständig. Jedes Neumitglied erhält zwei kostenlose Welcome-Sessions und wird einem Trainer zugeteilt, der zu seinen Wünschen passt und z. B. auf Athletiktraining bei Rückenproblemen spezialisiert ist.
Er gibt die Empfehlung für bestimmte Kurse und Gerätetraining. Dieser Trainer erstellt gemeinsam mit dem Mitglied den Trainingsplan. Je nach Trainingswunsch oder -ziel empfiehlt er auch Recovery-Angebote, z. B. ein Mal pro Woche die Kältekammer.
Von welchen Kundengruppen wird Ihr Recovery-Angebot genutzt? Welche Trends sehen Sie?
Frauen sind etwas weiter in der Akzeptanz von Recovery-Angeboten und lieben die Lymphdrainage – über alle Altersgruppen, Körperformen und Trainingsziele hinweg. Perkussionsmassagen werden von Kundinnen und Kunden aller Alterskategorien gleichermaßen genutzt und vor allem in Berlin besonders von Frauen und hart trainierenden Mitgliedern. Das Gleiche gilt für unsere Kältekammer in Hamburg.
Weitere Interviews und Hintergründe
In weiteren Interviews sprechen Alexandra Haase und Lukas Kohler über regenerationsfördernde Maßnahmen als lukrative Zusatzangebote. Lesen Sie außerdem unseren Artikel ‚Recover me!‚ als Einstieg zu den Interviews.
Indem Sie auf das entsprechende Bild oberhalb dieses Textes klicken, gelangen Sie direkt zum jeweiligen Artikel.
Jüngere Mitglieder nehmen wahr, dass erfahrene Mitglieder aus ihrem Kurs danach in die Lymphdrainage gehen. So stellen wir inzwischen eine Tendenz zur Nutzung auch bei jüngeren Mitgliedern fest. Sie verbinden die Anwendung mit einem Trainingsvorteil, ohne dass der medizinische Hintergrund zunächst eine große Rolle spielt.
Welche Regenerationsmaßnahmen sind in den Mitgliedsbeiträgen inbegriffen, womit generieren Sie Zusatzeinnahmen?
Wir haben aktuell mit dem Bunker Feldstraße auf St. Pauli und dem Kurfürstendamm Berlin zwei grundverschiedene Standorte mit unterschiedlichen Preisstrukturen. In Hamburg ist keins unserer Produkte – Kältekammer, Ganzkörperlymphdrainage und Hydrojet-Massage – in der Mitgliedschaft integriert, in Berlin in der teuersten Mitgliedschaft.
Wir haben im Pricing viele Erfahrungen gesammelt, die für weitere Standorte und Franchisenehmer wertvoll sein werden. Wir testen ständig, inwieweit sich Marketingaktionen, wie eine rabattierte Zehnerkarte für die Kältekammer oder 50 Prozent Preisnachlass auf die Kältekammer im Anschluss an die erste PT-Buchung in Hamburg auf das langfristige Nutzungsverhalten auswirken.
Welche Rolle spielen Ihre Mitarbeitenden bei der Umsetzung regenerationsfördernder Maßnahmen und deren Verkauf?
Mit unseren Mitarbeitenden steht und fällt alles. Sie müssen Bock haben, dass die Mitglieder besser werden, verstehen, wie sie sie anleiten müssen, und den Benefit entsprechend verkaufen. Der Verkauf ist erfolgreicher, wenn unser Team die Anwendungen auch selbst nutzt, weiß, wie sie wirken und wie man sich als Probant fühlt.
Unsere Trainerinnen und Trainer sollen mit gutem Beispiel vorangehen und die Kältekammer ausprobieren – aus Eigeninteresse, über die reine Anwendung und Schulungen des Herstellers hinaus.
Welche Qualifikationen in Ihrem Team haben sich im Alltag für das Management Ihres Recovery-Konzeptes bewährt?
Definitiv Credibility. Wir verkaufen Training und wir verkaufen Regeneration. Das Trainingsteam muss auf der einen Seite fachlich überzeugen, d. h. die Mitglieder in den Kursen und auf der Fläche an ihrem individuellen Limit zum Trainingserfolg begleiten.
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Mindeststandard ist eine B-Lizenz, die Qualifikation unseres Teams geht aber mit einschlägiger Kampfsporterfahrung und vielen Zusatzqualifikationen weit darüber hinaus. Auf der anderen Seite ist es wichtig, dass unser Team persönlich überzeugt und gern mit Menschen arbeitet, ihre Bedürfnisse sowie Vorbehalte sieht und berücksichtigt.
Die Balance zwischen fachlicher und persönlicher Qualifikation entscheidet. Trainerinnen und Trainer müssen authentisch sein, damit die Kunden ihren Empfehlungen folgen.
Planen Sie weitere Investitionen in Ihr Regenerationsangebot?
Unser vielfältiges Trainingsangebot und die begrenzte Studiofläche lassen kaum mehr Raum für weitere regenerationsfördernde Maßnahmen. In Berlin haben wir das mit einer externen Partnerschaft mit Cryopoint gelöst, die in fußläufiger Entfernung zum UFC GYM Kältetherapie anbieten, sodass wir auf eine eigene Kältekammer verzichten.
In Hamburg sind wir aktuell gut ausgestattet. Für kommende Anlagen planen wir separate Recovery-Bereiche mit Lymphdrainage, Massagegeräten sowie manueller Massage. Kältekammern sind dort aktuell nicht in Planung, wir denken aber über Zero Gravity Chairs nach, für Ganzkörpermassagen in der Schwerelosigkeit.
Welche Recovery-Angebote werden sich zu einer festen Größe in der Fitness- und Gesundheitsbranche entwickeln?
Alles, was leicht zu verwenden ist und keine physische oder psychische Überwindung kostet, wird akzeptiert. Dazu gehören insbesondere Lymphdrainage und alle Massageanwendungen, weil wir mit diesen Produkten Wellness assoziieren.
Eine Kältekammer lässt uns Grönland, Heizkosten und eine gewisse Enge assoziieren. Man kann nicht allein hineingehen, es muss immer jemand dabei sein. Der Spaß kommt erst, wenn ich mich überwunden habe, sie ausprobiert habe und ihre überragenden Effekte für die Regeneration kenne. Aufgrund ihrer Wirksamkeit wird sich die Kältekammer jedoch langfristig auch etablieren.
Und der Zero Gravity Chair, der in den USA so gut performt, wird ganz sicher auch in Deutschland einschlagen. Der Markt wird sich generell entwickeln und ich bin überzeugt, dass Recovery zum Standardangebot wird.