Die Physiotherapie ist ein essenzieller Bestandteil des Gesundheitswesens, die nicht nur zur Genesung von Patienten beiträgt, sondern auch zunehmend präventive Aufgaben übernimmt, um die Lebensqualität der Menschen nachhaltig zu verbessern. Dabei sind die Mitarbeitenden wichtigster Erfolgsfaktor und knappe Ressource zugleich, denn in der Branche herrscht seit Jahren massiver Fachkräftemangel (Bundesagentur für Arbeit, 2023; Kreis, 2021).
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In der Physiotherapie ist der Unternehmenserfolg eng mit der Qualität der erbrachten Dienstleistungen, der Zufriedenheit der Patienten/Kunden und der Effizienz des Praxismanagements verknüpft. Daher spielt insbesondere die Mitarbeiterentwicklung eine elementare Rolle, um langfristig die Effizienz und Qualität der Praxis und ihrer Dienstleistungen zu sichern. Eine systematische Mitarbeiterentwicklung benötigt eine klare Orientierung (Becker, 2020). Eine bewährte Vorgehensweise, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, ist die Implementierung von SMARTen Zielen. Sie können helfen, die komplexen betrieblichen Entscheidungen von Inhabern für das Praxisteam greifbar zu machen, die Mitarbeitenden zu motivieren, die Mitarbeiterentwicklung in der Physiotherapie nachhaltig zu steigern sowie den Unternehmenserfolg zu sichern.
Die Grundlagen der SMARTen Ziele
SMARTe Ziele basieren auf einem Konzept, das spezifische Kriterien verwendet, um die Effektivität von Zielen zu maximieren. Abbildung 1 fasst zusammen, wofür das Akronym „SMART“ in diesem Zusammenhang steht.
Diese methodische Herangehensweise dient als Leitfaden für die Zielsetzung und kann, richtig genutzt, dazu beitragen, die Motivation und das Engagement des Teams zu erhöhen, was letztlich auf den Unternehmenserfolg einzahlt. Als Führungskraft kommt Ihnen hierbei eine besondere Rolle zu. Mit gemeinsamen Zielen, Visionen und der richtigen Führung kann die Arbeit nicht nur Sinn stiften, sondern dem Team gleichzeitig auch die nötige Unterstützung und optimale Rahmenbedingungen bieten.
Daher sollten Führungskräfte in der Praxis eine klare Richtung vorgeben, für SMARTe Ziele sorgen und die Prozesse innerhalb des Unternehmens ständig reflektieren, hinterfragen und optimieren (van Recum & Schmidt, 2018). Eine gezielte Mitarbeiterentwicklung führt dazu, dass die Praxis sich den komplexen Anforderungen des umkämpften Arbeitsmarktes erfolgreich stellen kann und ein hochqualifiziertes und motiviertes Team beschäftigt.
Mitarbeiterentwicklung durch SMARTe Ziele
Die Mitarbeiterentwicklung ist aufgrund der kritischen Fachkräftesituation in Deutschland ein elementarer Faktor für den langfristigen Erfolg jeder Physiotherapiepraxis. Durch die Implementierung von SMARTen Zielen in der Mitarbeiterentwicklung können Physiotherapeutinnen und -therapeuten nicht nur ihre beruflichen Fähigkeiten weiterentwickeln, sondern auch ihre persönliche Zufriedenheit und Motivation steigern, was letztendlich die Arbeitgeberattraktivität und die Mitarbeiterbindung fördert.
Letzteres ist aus ökonomischer Sicht von besonderer Bedeutung, denn Fluktuationskosten (Leistungsausfall, Personalsuchkosten etc.) belaufen sich auf ca. 125 Prozent des Jahresgehalts des ausscheidenden Mitarbeiters (Bültel, 2020, S. 203).
- Fort- und Weiterbildung fördern
Spezifische und messbare Ziele im Bereich der Fortbildung (z. B. in einem Fortbildungsplan oder im Rahmen eines Onboardings) tragen durch die Teilnahme an bestimmten Weiterbildungen oder den Erwerb einer Zertifizierung in einem neuen Therapieansatz dazu bei, dass die Mitarbeitenden ihre fachlichen Kompetenzen kontinuierlich erweitern. Dies erhöht nicht nur die Qualität der Behandlungen, sondern stärkt auch das Vertrauen der Patientinnen und Patienten in die Praxis und deren professionelle Gesundheitsdienstleistungen.
- Karriereentwicklung und Aufstiegschancen
Mitarbeitende sind motivierter, wenn sie klare Aufstiegschancen und Entwicklungsperspektiven aufgezeigt bekommen. SMARTe Ziele können dafür genutzt werden, um Karrierewege aufzuzeigen und den Fortschritt in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Ein erreichbares Ziel könnte beispielsweise sein, innerhalb von zwei Jahren eine leitende Position in der Praxis zu übernehmen, wobei die Erreichung des Ziels an die Erfüllung bestimmter Qualifikations- und Leistungsanforderungen geknüpft ist. Diese wiederum können durch spezifische Meilensteine definiert und Fortschritte in regelmäßigen Feedbackgesprächen besprochen werden.
Über den Autor
Der M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement Sascha Tetzlaff verfügt über langjährige Branchenerfahrung im Zweiten Gesundheitsmarkt in den Bereichen Fitness und Physiotherapie. Er ist als pädagogischer Mitarbeiter und Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) im Fachbereich Gesundheitsförderung tätig.
- Förderung der Teamarbeit
Relevante und spezifische Ziele können auch zur Förderung der Teamarbeit innerhalb einer Praxis beitragen. Ein Beispiel wäre das Ziel, die interne Kommunikation und (interdisziplinäre) Zusammenarbeit in den nächsten zwölf Monaten zu verbessern, indem wöchentliche Teambesprechungen eingeführt werden. Die trägt nicht nur zu einem besseren Arbeitsklima bei, sondern fördert auch interdisziplinäre Behandlungsansätze und eine effizientere Patientenversorgung.
- Förderung der Eigenverantwortung
SMARTe Ziele können auch dabei unterstützen, die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden zu fördern. Durch einen Einbezug in den Prozess der Zielsetzung, übernehmen sie Verantwortung für ihre eigenen Ziele und deren Erreichung. Da die Mitarbeitenden das Gefühl entwickeln, aktiv zum Erfolg der Praxis beizutragen, kann dies die Motivation und Zufriedenheit am Arbeitsplatz nachhaltig steigern.
Herausforderungen und Erfolgsfaktoren
Den personellen und unternehmerischen Herausforderungen muss mit ganzheitlichen Strategien und neuen Lösungsansätzen begegnet werden (Rolli, 2022). Dabei können SMARTe Ziele bei der Steigerung der Mitarbeiterentwicklung und des Unternehmenserfolgs eine hilfreiche Unterstützung bieten. Insbesondere in einer komplexen und dynamischen Umgebung wie der Physiotherapie müssen bei ihrer Implementierung jedoch einige Punkte berücksichtigt werden:
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Checkliste
Individuelle Anpassung der Ziele
Eine der größten Schwierigkeiten besteht darin, SMARTe Ziele zu formulieren, die sowohl den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeitenden als auch den übergeordneten Zielen der Praxis gerecht werden. Daher müssen Ziele so gestaltet sein, dass sie realistisch und erreichbar sind, dennoch aber auch genügend Anreiz zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung bieten. Daher sollten die Ziele immer gemeinsam festgelegt werden (z. B. im Jahres-/Mitarbeitergespräch).
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Die dynamische Natur des Gesundheitswesens erfordert von Physiotherapiepraxen ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. SMARTe Ziele, die regelmäßig überprüft und angepasst werden, ermöglichen es der Praxis, schnell auf Veränderungen im Markt oder im regulatorischen Umfeld zu reagieren, ohne dabei den Fokus auf die langfristigen Unternehmensziele zu verlieren.
Kontinuierliche Überwachung und Anpassung
SMARTe Ziele sollten nicht einmalig festgelegt werden und in Stein gemeißelt sein. Es bedarf einer kontinuierlichen Überprüfung und wenn nötig, erforderlicher Anpassungen. In der Praxis kann die Überprüfung des Fortschritts in regelmäßigen Feedbackgesprächen sichergestellt werden. Ebenso mögliche Anpassungen der Ziele. Diese Flexibilität ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Ziele auch bei veränderten Rahmenbedingungen noch relevant und erreichbar sind.
Integration in die Unternehmenskultur
Damit SMARTe Ziele den aufgezeigten Nutzen liefern können, müssen sie dabei fest in die Unternehmenskultur integriert werden. Das bedeutet, dass das gesamte Praxisteam, von der Geschäftsleitung über die Therapeuten bis hin zum Verwaltungspersonal, die Bedeutung der Ziele versteht, verinnerlicht und diese gemeinsam aktiv verfolgt. Dabei sollten die Ziele nicht als zusätzliche Belastung empfunden werden, sondern als integraler Bestandteil der täglichen Arbeit. Gerade deshalb spielt Kommunikation und Partizipation gegenüber den Mitarbeitenden eine entscheidende Rolle.
Fazit
Die Implementierung von SMARTen Zielen in Physiotherapiepraxen ist ein wirkungsvolles Instrument, um die Mitarbeiterentwicklung nachhaltig zu steigern und den Unternehmenserfolg positiv zu beeinflussen.
Durch die klare Definition, Messbarkeit, Erreichbarkeit, Relevanz und Zeitbindung von SMARTen Zielen kann nicht nur die Servicequalität verbessert und die wirtschaftliche Effizienz gesteigert, sondern auch die Mitarbeiterzufriedenheit und -motivation gefördert werden.
Um den vollen Nutzen dieser Methode zu entfalten, ist es jedoch entscheidend, dass die Ziele individuell gestaltet, kontinuierlich überwacht und in die gesamte Unternehmenskultur integriert werden.
Auszug aus der Literaturliste
Becker, M. (2020). Personalentwicklung. In D. Wagner (Hrsg.), Praxishandbuch Personalmanagement (S. 431–544). Freiburg: Haufe.
Bültel, S. (2020). Mitarbeiterbindung. In D. Wagner (Hrsg.), Praxishandbuch Personalmanagement (S. 199–228). Freiburg: Haufe.
Kreis, M. (2021). Kundenbindung und Mitarbeiterqualifikation im Fokus. medical fitness and healthcare, 02/2021, 62–63.
Rolli, N. (2022). Dem Fachkräftemangel aktiv begegnen. medical fitness and healthcare, 02/2022, 72–75.
Voss, R. (2006). BWL kompakt. Grundwissen Betriebswirtschaftslehre (3. Aufl.). Rinteln: Merkur.
Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte literatur@fitnessmanagement.de.
Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:
Tetzlaff, S. (2024). Mit SMARTen Zielen führen. medical fitness and healthcare, 02/2024, 64–66.