Der Sommer kann kommen: Sonnenbaden ohne gesundheitliche Nebenwirkungen

Ferienzeit: Sonnenbaden gehört zum Strandurlaub wie das Meer und die Palmen. DHfPG-Experte Matthias Schömann-Finck gibt Tipps für eine gesunde Bräune.
Lesezeit: 6 Minuten
Sommer, Sonne, Sonnenschutz: UV-Schutz im Urlaub beachten!
Sommer, Sonne, Sonnenschutz: UV-Schutz im Urlaub beachten!
Viele Menschen zieht es zur Urlaubszeit wieder in die Sonne. Zusätzlich zum Sommerspaß im Freien schätzen viele einen natürlich gebräunten Teint als äußerliches Zeichen für Vitalität. Zugleich aber gibt es Jahr für Jahr warnende Stimmen, dass Bräunen schädlich sei. Damit sich der Urlaubsstress der Haut in Grenzen hält, werden in diesem Artikel einige Hintergründe zum Thema näher erläutert.

Die Haut gilt mit einer Fläche von rund zwei Quadratmetern als das größte Organ des menschlichen Körpers. Sie erfüllt eine Vielzahl von Funktionen und dient dem Körper insbesondere als Schutzbarriere.

Zudem spielt sie für das Tastgefühl, das Wärme-/Kälteempfinden, das Immunsystem, die Vitamin-D-Produktion und auch für das Aussehen und das Wohlbefinden des Menschen eine Rolle.


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Es existieren also viele gute Gründe, dafür zu sorgen, dass die Haut geschont wird, sodass sie ihre vielfältigen Funktionen langfristig wahrnehmen kann (Hertl, 2018).

Schicht für Schicht

Damit sie ihre zahlreichen Aufgaben erfüllen kann, ist die Haut in mehreren Schichten aufgebaut. Die unterste Hautschicht, die Unterhaut, ist insbesondere ein Fettspeicher, den die Evolution dem Menschen für ‚magere Zeiten‘ mitgegeben hat.

Die nächste Schicht ist die zäh-elastische Lederhaut, die sich wiederum in die Netzschicht mit dem Bindegewebe und in die Zapfenschicht mit den Rezeptoren für Kälte/Wärme und den Tastsinn unterteilen lässt.

Um sich beim Sonnenbaden gegen Sonnenbrand und schlimmstenfalls Hautkrebs zu schützen gilt es, geeignete Sonnenschutzmaßnahmen ergreifen.

Nach außen geschützt wird der menschliche Körper durch die Oberhaut. Deren beiden äußersten Schichten, die Horn- und die Glanzschicht, bilden eine Barriere gegen das Eindringen von Fremdkörpern wie auch gegen das Eindringen von Flüssigkeiten und anderen Substanzen.

In der untersten Schicht der Oberhaut sorgen basale Stammzellen für einen ständigen Nachschub an neuen Oberhautzellen, sodass bei mechanischen Belastungen auch genügend ‚Verschleißmaterial‘ zum Schutz des Körpers zur Verfügung steht (Hertl, 2018).

Hautbräunung als Schutzmechanismus

Welche Rolle spielt nun Sonnenstrahlung im Kontext der Hautgesundheit? Die Sonne sendet neben sichtbarem Licht und Wärmestrahlung auch UV-Strahlung aus. Diese Strahlung kann der Mensch mit seinen Sinnesorganen nicht wahrnehmen. Sie hat eine kürzere Wellenlänge als sichtbares Licht und transportiert damit mehr Energie.


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Diese Strahlungsenergie dringt in die Haut ein und kann die Zellen der Oberhaut schädigen. Hier sorgt insbesondere die energiereichere UV-B-Strahlung für Schäden an der Erbinformation in den Zellkernen der Oberhautzellen.

Die langwelligere UV-A-Strahlung kann auch bis in die Lederhaut vordringen und sorgt dort dafür, dass das Bindegewebe seine Elastizität verliert und die Haut altert, was sich äußerlich durch Faltenbildung erkennen lässt (Maverakis et al., 2010; Romanhole, Ataide, Moriel & Mazzola, 2015).

Zwei Schutzmechanismen der Haut

Um insbesondere die Zellkerne der Oberhaut vor Schäden zu schützen, gibt es zwei Schutzmechanismen der Haut. Zum einen wird durch wiederholte UV-B-Bestrahlungen die sogenannte ‚Lichtschwiele‘ aufgebaut. Hierunter versteht man eine Verdickung der Hornschicht, die ein Eindringen der Strahlung in tiefere Hautschichten erschwert.

Zum anderen aktivieren Zellschäden durch UV-B-Strahlen pigmentbildende Zellen in der Basalschicht der Oberhaut, die Melanozyten. Diese Zellen haben die Fähigkeit, das Pigment Melanin zu produzieren und an die umliegenden Oberhautzellen zu verteilen.

Diese lagern das Pigment ein und die sogenannten Melaninpartikel legen sich wie ein Sonnenschirm vor die Zellkerne, wodurch sie diese gegen die UV-Strahlung abschirmen.

Kosmetisch erwünschter Bräunungseffekt

Die melaninhaltigen Zellen lassen die Haut in den Tagen nach der UV-Bestrahlung dann dunkler erscheinen. Der kosmetisch erwünschte Bräunungseffekt stellt sich somit als Schutzmechanismus der Haut und Reaktion auf vorangegangene Schäden (!) heraus (D’Orazio, Jarrett, Amaro-Ortiz & Scott, 2013; Lehmann, 2018).

Schäden und Sonnenschutzmaßnahmen

Der Schutz der Haut ist vor allem hinsichtlich der Zellschäden in den Oberhautzellen wichtig. Denn hier kann es geschehen, dass sich diese Schäden zu Hautkrebs weiterentwickeln (Reifenberger, 2018; Roesch & Berking, 2018; Sterry & Stockfleth, 2018).

Das Zeichen für einen akuten, massiven Zellschaden der Oberhaut ist ein Sonnenbrand. Wie schnell es zu einem Sonnenbrand kommt, hängt vom Hauttyp und von der Intensität der UV-Strahlung ab. Für Letztere wird in einigen Wetterprognosen der ‚UV-Index‘ angegeben. Je höher dieser Index ist, desto stärker wird zu Sonnenschutzmaßnahmen geraten.

Wie lange geht Sonnenbaden ohne Sonnenbrand?

An Sommertagen liegt er in Deutschland bei 8 bis 9. In Höhenlagen, auf Gletschern zum Beispiel, können die Werte noch darüber liegen. Auf Meereshöhe am Äquator werden Werte bis 12 erreicht. Mithilfe des UV-Index und dem Wissen über den eigenen Hauttyp kann man grob die Zeit abschätzen, die man ohne Sonnenbrand in der Sonne bleiben kann (Deutscher Wetterdienst [DWD], o. J.):

Sonnenbrandzeit = Sonnenbranddosis des eigenen Hauttyps / (1,5 x UV-Index)

Der Hauttyp (nach Fitzpatrick, 1975) wird per Fragebogen bestimmt. Hierzu finden sich verschiedene Selbsttests im Internet, die dabei helfen, sich dem passenden Typ zwischen I (geringster Eigenschutz, helle Haut, rote Haare, hellblaue Augen, viele Sommersprossen) und IV (höchster Eigenschutz, schwarze Haut, schwarze Haare, dunkle Augen) zuzuordnen. Die meisten Menschen in Deutschland weisen Hauttyp III auf.

Hell oder dunkel? Der Hauttyp spielt eine entscheidende Rolle, wie lange wir das Sonnenbad genießen dürfen.

Als weitere negative Folgen führt UV-Strahlung zu einer reduzierten Wirksamkeit des Immunsystems und in der Lederhaut zur beschleunigten Hautalterung. Von der Haut abgesehen, kann UV-Strahlung zudem die Augen schädigen, sodass auch hier Schutzmaßnahmen vonnöten sind (Romanhole et al., 2015).

Sonnenschutz – Sonnenbrand vermeiden!

Es gibt vielfältige Sonnenschutzmöglichkeiten. Das Vermeiden von Sonnenbestrahlung ist der konsequenteste Weg, jedoch wollen viele Menschen nicht völlig auf Sonne verzichten, was aufgrund verschiedener positiver Effekte von Sonnenlicht auch nicht ratsam ist.

Es geht also darum, den Sonnengenuss bewusst zu gestalten. Die wichtigste Maßgabe ist hier: Sonnenbrand vermeiden!

Bereits kurze Phasen der Bestrahlung der Haut mit UV-Strahlung (Sonnenstrahlung im Sommerhalbjahr) sorgen für gesundheitspositive Effekte wie eine ausreichende Vitamin-D-Synthese (Zeeb & Greinert, 2010). Darüber hinaus ist Schutz angeraten. Am wirkungsvollsten zeigt sich hier die richtige Kleidung (lange Ärmel und lange Hosen plus Mütze und Sonnenbrille!).

Die Schutzwirkung erhöht sich, je dichter das Gewebe ist oder je mehr Lagen Kleidung getragen werden (Bundesamt für Strahlenschutz [BfS], 2019). Darüber hinaus und auch von vielen genutzt, besteht die Möglichkeit, Sonnenschutzmittel aufzutragen. Hier ist jedoch zu beachten, dass

  • ausreichend Sonnenschutzmittel verwendet wird (30 bis 40 Milliliter für den gesamten Körper),
  • dieses rechtzeitig vor dem Sonnenbad aufgetragen wird (30 min vor der Sonnenbestrahlung) und dass
  • regelmäßig nachgecremt wird. Das Nachcremen ist wichtig, um den Sonnenschutz zu erhalten (z. B. bei Wasserkontakt oder Schwitzen), nicht um ihn weiter zu erhöhen.

Die Stärke des Lichtschutzes einer Sonnencreme wird über den Lichtschutzfaktor (LSF) ausgedrückt. Der LSF gibt an, wie viel länger man sich theoretisch mit einem Sonnenschutzmittel der Sonne aussetzen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, als dies ohne das Sonnenschutzmittel möglich wäre (BfS, 2018).


Fazit

Sonnenstrahlung, insbesondere mit hoher UV-Intensität zur Sommerzeit, hat das Potenzial Gesundheitsschäden hervorzurufen. Aus diesem Grund sind Vorsichtsmaßnahmen ratsam. Die oberste Devise lautet: Sonnenbrand vermeiden!

Um von den gesundheitspositiven Wirkungen der Sonnenstrahlung zu profitieren, ist nicht so viel Strahlung erforderlich, dass derart lange Aufenthalte in der Sonne nötig sind. Für Sonnenexpositionen über einige Minuten Dauer hinaus ist es daher sinnvoll, die Haut durch Sonnenschutz, am besten in Form von körperbedeckender Kleidung, zu schützen.

Darüber hinaus sollte auch auf den Schutz der Augen durch Sonnenbrillen mit UV-Filter geachtet werden.


Matthias Schömann-Finck ist als Referent und Dozent für die DHfPG/BSA-Akademie in den Fachbereichen Gesundheitsförderung und UV-Schutz tätig.

Über den Autor

Matthias Schömann-Finck, M.A. Politikwissenschaft und Geschichte sowie M.Sc. Patient Management, ist seit 2010 als Referent und Dozent für die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG)/BSA-Akademie in den Fachbereichen Gesundheitsförderung und UV-Schutz tätig.


Literaturverzeichnis

Bundesamt für Strahlenschutz. (25.05.2018). UV-Schutz für die Haut, Bundesamt für Strahlenschutz. Zugriff am 03.07.2019.
Bundesamt für Strahlenschutz. (14.05.2019). UV-Schutz durch Kleidung. Zugriff am 03.07.2019.
Deutscher Wetterdienst. (o. J.). Definition des UV Index. Zugriff am 03.07.2019.
D’Orazio, J., Jarrett, S., Amaro-Ortiz, A. & Scott, T. (2013). UV Radiation and the Skin. International journal of molecular sciences, 14 (6), 12222–12248.
Fitzpatrick, T. B. (1975). Soleil et peau. The Journal of Medical Esthetics, 2, 33–34.
Hertl, M. (2018). Dermatologische Grundlagen. In G. Plewig, T. Ruzicka, R. Kaufmann & M. Hertl (Hrsg.), Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie (7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, S. 3–21). Berlin: Springer.
Lehmann, P. (2018). Photodermatosen. In G. Plewig, T. Ruzicka, R. Kaufmann & M. Hertl (Hrsg.), Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie (7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, S. 755–783). Berlin: Springer.
Maverakis, E., Miyamura, Y., Bowen, M. P., Correa, G., Ono, Y. & Goodarzi, H. (2010). Light, including ultraviolet. Journal of Autoimmunity, 34 (3), J247–J257.
Reifenberger, J. (2018). Basalzellkarzinom. In G. Plewig, T. Ruzicka, R. Kaufmann & M. Hertl (Hrsg.), Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie (7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, S. 1787–1799). Berlin: Springer.
Roesch, A. & Berking, C. (2018). Melanom. In G. Plewig, T. Ruzicka, R. Kaufmann & M. Hertl (Hrsg.), Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie (7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, S. 1869–1885). Berlin: Springer.
Romanhole, R. C., Ataide, J. A., Moriel, P. & Mazzola, P. G. (2015). Update on ultraviolet A and B radiation generated by the sun and artificial lamps and their effects on skin. International journal of cosmetic science, 37 (4), 366–370.
Sterry, W. & Stockfleth, E. (2018). Maligne epitheliale Tumoren. In G. Plewig, T. Ruzicka, R. Kaufmann & M. Hertl (Hrsg.), Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie (7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, S. 1801–1827). Berlin: Springer.
Zeeb, H. & Greinert, R. (2010). Bedeutung von Vitamin D in der Krebsprävention. Konflikte zwischen UV-Schutz und Anhebung niedriger Vitamin-D-Spiegel. Deutsches Ärzteblatt, 107 (37), 638–643.

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