Ernährung, Fitness | Autor/in: Florian Schmidt & David Köndgen |

'Carb Rinsing' bei der Fußball-EM – warum Profisportler ihre Getränke ausspucken statt sie zu trinken

Spucken statt schlucken: Viele Sportler tun es, und gerade bei den Fußballspielen der Fußball-Europameisterschaft (offiziell: UEFA EURO 2024) sehen wir diese durchaus skurrile Eigenart, wie schon während der FIFA Fußball-WM 2022 und der UEFA EURO 2020, wieder häufig. Beim 'Carb Rinsing' werden kohlenhydrathaltige Getränke in den Mund genommen, um sie anschließend wieder auszuspucken. Doch was bringt das? Warum es aus sportmedizinischer Sicht durchaus sinnvoll sein kann.

UEFA EURO 2024 Germany: Sommermärchen reloaded dank 'Carb Rinsing'? Bringt es wirklich einen Leistungsschub?

Ob Cristiano Ronaldo, Jamal Musiala, Niclas Füllkrug, Toni Kroos, Lamine Yamal, Kylian Mbappé, Riccardo Calafiori, Marcel Sabitzer, Manuel Akanji, Dani Carvajal oder Harry Kane – viele Fußballprofis tun es ...


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Tatorte sind das Volksparkstadion Hamburg, das Olympiastadion Berlin, das Dortmunder Westfalenstadion, die Arena AufSchalke, die Stadien in Köln und Leipzig oder die Fußballarenen in Düsseldorf, Frankfurt, München und Stuttgart.

Warum gehört Spucken zum Profifußball?

Wer die Partien der Heim-EM verfolgt hat, weiß, wovon die Rede ist: Immer wieder spucken Spieler ihr gerade zu sich genommenes Getränk auf den Rasen. Doch was hat es damit auf sich?

Rückblick: Bereits während der EURO 2020/2021 in ganz Europa, mit dem Finale in London und Europameister Italien war die Methode 'Carb Rinsing' in aller Munde. 

Und auch bei der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2022 im Wüstenstaat Katar (FIFA World Cup Qatar 2022, Weltmeister: Argentinien) stellten sich viele Fußballfans die Frage: Was soll das mit dem Ausspucken der Getränke? (Auch interessant: '#NoWater?')


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Ob bei den Amateuren oder bei den Profis, nur selten werden die Getränke in den Pausen hinuntergeschluckt. Oft gibt es zwar einen tiefen Schluck aus der Flasche, dieser wird jedoch nach kurzem Gurgeln wieder ausgespuckt. Da bleibt einem buchstäblich die Spucke weg, oder nicht?

Was im ersten Moment eher eklig aussieht, hat aus medizinischer Sicht jedoch durchaus einen Sinn – es kann die Leistung verbessern.


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Beim sogenannten 'Carb Rinsing' oder 'Mouth Rinsing' (deutsch: Mundspülung), nehmen die Spieler gezuckerte Konzentrate, mit einem Kohlenhydratgehalt von etwa sechs Prozent, zu sich und behalten diese für fünf bis zehn Sekunden im Mund, bevor sie ausgespuckt werden.

Steigert 'Carb Rinsing' die Leistungsfähigkeit?

Ernährungsexpertin Dr. Stephanie Mosler, bestätigte gegenüber Spiegel Online: „Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass die Methode bei intensiven Belastungen von circa einer Stunde ausreicht, um die Leistungsfähigkeit zu steigern.

Die Idee zum 'Carb Rinsing' kommt auch nicht von ungefähr. Das Konzept von Sportwissenschaftlern basiert auf der einfachen Grundlage, dass Muskeln Kohlenhydrate zur Energiegewinnung brauchen. Energiezufuhr in Form von Bananen oder auch gezuckerten Getränken ist daher bei Ausdauersport nicht unüblich.

Doch auch bei kurzem Training haben Wissenschaftler positive Effekte für den Körper beobachtet. Einen umfassenden Review zum Thema 'Carb Rinsing' finden Sie hier.

'Carb Rinsing': Weit mehr als eine Profi-Marotte

Bei einer Studie mit Radfahrern konnte etwa festgestellt werden, dass sowohl das Trinken als auch das kurze Gurgeln und spätere Ausspucken einer kohlenhydrathaltigen Flüssigkeit, eine Leistungsverbesserung von zwei Prozent bringt.


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Die Ursache für diese Wirkung ist bis dato noch nicht umfassend erforscht. Mosler vermutet: „Als mögliche Mechanismen sehen Forscher eine Aktivierung von bisher unbekannten Kohlenhydrat-Rezeptoren im Mund, die wiederum höhere Gehirnareale unter anderem im Belohnungs- und Bewegungszentrum aktivieren.“

Somit hat das 'Carb Rinsing' aus Sicht der Expertin auch einen psychologischen Effekt.

Mit steigender Dauer der Belastung nimmt der Effekt jedoch wieder ab: Wer sehr lange Sport treibt, verliert also mit dieser Methode Leistung, denn die wichtigen Kohlenhydrate kommen dann nicht mehr im Muskel an.

Kein Allheilmittel – Dauer der Belastung entscheidend

Im Fußball mit 90 Minuten ist 'Mouth Rinse' eine adäquate Methode, die man ausprobieren kann – vor allem, wenn die Spieler den Magen-Darm-Trakt nicht zu sehr belasten möchten“, so die Ernährungsexpertin Interview.


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„Ich empfehle dennoch, in der Halbzeitpause ein isotonisches Getränk beziehungsweise eine Apfelschorle (wenn sie vertragen wird) zur Flüssigkeits- und Energiezufuhr“, fügt Stephanie Mosler abschließend hinzu.

Wenn’s mal wieder länger dauert …

Bei Spielen mit Verlängerung ist daher der Griff zur Gelpackung nicht unüblich, um den Körper für die letzten Minuten noch einmal mit zusätzlicher Energie zu versorgen.

Wer den eigenen Körper während des Trainings mit Energie versorgen möchte, liegt mit isotonischen Getränken (etwa Apfelschorle) auf der sicheren Seite. Gerade natriumreiches Wasser ist hier zu empfehlen, da es einem potenziellen Natriummangel durch ausschwitzen entgegenwirkt.

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