Management | Autor/in: Prof. Dr. Karsten Schumann |

Erfolgsmanagement: Lehren aus dem Profisport

Erfolg und Leistung – ob im Sport oder in der Unternehmensführung – sind immer eng verbunden mit hohem Einsatz, Disziplin, Teamwork und guter, motivierender Führung. Welche Lehren und Impulse Fitness- und Gesundheitsunternehmen aus dem Leistungssport ziehen können, zeigt dieser Artikel.

Erfolgsmanagement im Profisport: Prof. Dr. Karsten Schumann teilt wertvolle Einblicke und Lehren für Fitness- und Gesundheitsunternehmen

Um im Leistungssport nachhaltig Erfolge zu erzielen, geht es immer um ein individuelles, persönliches sowie gesundes Wachstum für jede Sportlerin und jeden Sportler. Der Karriereweg von Athleten und Athletinnen beginnt oft früh, bereits im Kindes- und frühen Schulalter.

Nach den ersten positiven Berührungspunkten und kleinen Erfolgen bzw. Fortschritten wächst nach und nach eine Leidenschaft für etwas, was man jeden Tag machen möchte und vermisst, wenn man es einen Tag nicht ausüben kann.

Erfolg ist kein Sprint, sondern ein Marathon

Der Weg zu sportlichem, persönlichem und/oder wirtschaftlichem Erfolg ist kein Sprint, sondern ein Marathon mit Höhen und Tiefen, der Durchhaltevermögen, Motivation, Charakter und Resilienz erfordert (Duckworth, 2017).

Auf so einem langen Weg entwickeln sich nach und nach Persönlichkeiten, die nach ihrem Besten streben, täglich an sich arbeiten wollen und auch bereit sind, dafür an ihre Grenzen zu gehen, die Komfortzone zu verlassen und 'Extrameilen' in Kauf zu nehmen, um sich und das Team voranzubringen.


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Dieses Engagement, diese Hingabe und diese Berufung sind etwas ganz Besonderes, was in der heutigen Zeit keinesfalls selbstverständlich ist. Wenn man neu in ein Team kommt, wird man zunächst zu einem kleinen Teil von etwas Größerem und bringt sich und seine Talente im Idealfall ein.

Mit der Zeit wird man dann ein fester und tragender Teil eines erfolgreichen Teams und übernimmt nach und nach mehr Aufgaben und zusätzliche Führungsverantwortung (Schumann, 2021).

Leistungsverbesserung und Weiterentwicklung

Für Trainerinnen und Trainer sowie Führungskräfte geht es bei der Teamentwicklung vor allem darum, inhaltlich sowohl die sportliche bzw. fachliche als auch die persönliche Entwicklung jedes einzelnen Teammitglieds im Blick zu behalten.

Dieser inspirierenden, kreativen und herausfordernden Führungsaufgabe müssen sie sich täglich stellen und mit Rückschlägen, Problemen und Schwierigkeiten fertig werden.


Über den Autor

Prof. Dr. Karsten Schumann, Sportwissenschaftler, verfügt über umfangreiche Erfahrung im Profisport und arbeitete viele Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter und sportlicher Berater für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und den FC Bayern München. Seit 2017 ist er Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG).


Dieses Entwicklungsstreben nach höchstmöglicher Leistung und Perfektion geht über den Sport hinaus und ist ein Kennzeichen für leistungsstarke Organisationen/Unternehmen.

Langfristige Höchstleistungen brauchen ein breites, stabiles und tragfähiges Erfolgskonzept: Sportler wie Mitarbeitende sollten dazu persönliche Voraussetzungen wie Eigenmotivation, Talent, Passion, Leidenschaft, Hingabe und individuelle Eigenschaften wie Mentalität/Moral sowie eine ausgeprägte Selbstreflexion mitbringen.

Dafür wird schon beim Recruiting ein wichtiger Grundstein gelegt (Schumann, 2019). Der unbändige Wille, gemeinsam etwas zu erreichen und voranzukommen, ist ein wichtiger Eckpfeiler und Motivationstreiber.

Für das große Ganze einstehen

Jedes Teammitglied trägt Verantwortung und sollte in jeder Situation – ob Sieg oder Niederlage – bereit sein, für das große Ganze einzustehen und sich und seine Leistung selbstkritisch zu hinterfragen.


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Jede und jeder Mitarbeitende sollte sich daher die Fragen stellen: „Will und kann ich das?“, „Bin ich dafür bereit?“ und „Habe ich heute alles, was mir möglich war, getan, um unsere Ziele zu erreichen“.

Erfolg ist immer eine Teamleistung

Erfolg ist nichts, was einfach zugeflogen kommt oder vom Himmel fällt, sondern ein langer Prozess, an dem man hart, kontinuierlich und zielgerichtet arbeiten muss. Das kann nur gelingen, wenn man an gemeinsame Werte und Visionen glaubt und von seiner eigenen Arbeit überzeugt ist.

Respektvoll sein, sich umeinander kümmern, Interesse am anderen zeigen, Wertschätzung ausdrücken und den Erfolg als Erfolg der Gemeinschaft verstehen – all das sind Dinge, die für eine erfolgsorientierte Zusammenarbeit unerlässlich sind.

Trainer im Profisport wie Führungskräfte im Unternehmen sollten diese Werte in ihrer Arbeit als Vorbilder täglich vorleben und auch von ihrem Team einfordern.

Positive Menschenführung und Leadership bedeuten, aktiv den Kontakt zum Team zu suchen, regelmäßige Feedback- und Entwicklungsgespräche zu führen, an individuellen Stärken und Schwächen zu arbeiten und das Team bei seiner Entwicklung optimal zu unterstützen.

Selbstreflexion als Entwicklungstreiber

Erfolgreiche Teams suchen nach Niederlagen und Rückschlägen nicht nach Ausreden, sondern selbstkritisch nach Lösungen und Auswegen.

Um Fehler – egal ob als Trainer, Studiobetreiber oder Mitarbeitender – einzugestehen und daraus zu lernen, braucht es vor allem Kritikfähigkeit und Vertrauen, auch schwierige und unbequeme Aspekte anzusprechen. Rückschläge und Kritik sollten immer als Antreiber und Chance zur Verbesserung gesehen werden.

Neben diesen Eigenschaften zeichnen sich erfolgreiche Teams auch dadurch aus, dass sie gewillt sind, die eigene Komfortzone zu verlassen, und keine Angst haben, Neues auszuprobieren oder unsicheres, ungewisses Terrain zu betreten.

Zusätzlich braucht es auch die nötige Leidensfähigkeit, um in schwierigen Momenten und kritischen Phasen nicht aufzugeben, sondern dranzubleiben, sich auch mal zu quälen, wieder aufzustehen und sich auch bei starker Konkurrenz zu behaupten.

Um Außergewöhnliches zu erreichen, braucht es manchmal auch eine Prise Verrücktheit und Unberechenbarkeit, um die letzten paar Prozent herauszukitzeln und Höchstleistungen zu ermöglichen (Gunga, 2021).

Erfolgshungrig bleiben!

Gemäß dem Motto 'The best never rest' sollte man immer danach streben, noch besser zu werden und nicht nachzulassen. Diese Anspannung und den Ehrgeiz langfristig aufrechtzuerhalten, ist keineswegs einfach – insbesondere, wenn man erfolgsverwöhnt ist.

Erfolgshungrige Unternehmen wollen immer noch besser werden, suchen stets nach dem Warum bzw. Wie und haben ihre nächsten Ziele schon fest im Blick (Sinek, 2021). Das ist der Grund, warum sie ständig unzufrieden mit ihrer Entwicklung sind.

Und gleichzeitig, so paradox das klingt, damit zufrieden sind, unzufrieden mit sich selbst zu sein und weiter konsequent an sich zu arbeiten.

Digitale Erfolgspotenziale nutzen

Durch die rasante Entwicklung der Digitalisierung bestehen im Spitzensport und der Unternehmensführung immer mehr Möglichkeiten, um Erfolge und Entwicklungen schnell und einfach messbar sowie transparent nachvollziehbar zu machen.

Anhand dieser können Teammitglieder weiterentwickelt und Prozesse auf individueller Basis analysiert und zielgerichtet verbessert werden. Gleiches gilt auch für Erfolge von Trainierenden. Im Rahmen der zunehmenden Professionalisierung werden im Spitzensport wie auch in den Studios die Teams immer interdisziplinärer und größer.

Sportmediziner, Athletik- und Mentaltrainer, Ernährungsberater, Physiotherapeuten usw. arbeiten gemeinsam am Erfolg – was die Abstimmung untereinander immer komplexer und schwieriger macht.

Deshalb sollten Führungskräfte das Potenzial der Digitalisierung auch dafür nutzen, um einzelne Abteilungen noch besser zu vernetzen und so eine optimale und zeiteffiziente Zusammenarbeit zu ermöglichen, die langfristig den größtmöglichen Erfolg verspricht.


Fazit

Spitzenleistungen und Erfolge sind immer ein Ergebnis von Teamwork und basieren auf einem komplexen Bündel von unterschiedlichen Einflussfaktoren, die man mit der richtigen Führung positiv beeinflussen kann.

Umso wichtiger ist es, an jeder einzelnen Stellschraube konsequent zu drehen, um gemeinsam noch mehr zu erreichen und eine Top-Performance abzurufen. Dafür lohnt sich der Blick über den Tellerrand der eigenen Branche hinaus.

Ein Perspektivwechsel schafft neue Ideen und Ansatzpunkte, um erfolgshungrig zu bleiben und deckt Verbesserungspotenziale auf, wie bestimmte Dinge anders und/oder auch noch besser gemacht werden können.

Somit können die aufgezeigten Parallelen aus dem Profisport Fitness- und Gesundheitsunternehmen dabei helfen, weiter zu wachsen und nachhaltig erfolgreich zu bleiben.


Auszug aus der Literaturliste

Branahl, M. (2018). Jeder Erfolg hat sein Geheimnis, jede Niederlage ihre Ursache. medical fitness and healthcare, 02, 40–43.

Duckworth, A. (2017). GRIT – Die neue Formel zum Erfolg: Mit Begeisterung und Ausdauer ans Ziel. München: C. Bertelsmann

Schumann, K. (2021). Gemeinsam noch stärker werden. fitness MANAGEMENT international, 6 (158), 72–74.

Sinek, S. (2021). Frag immer erst: warum. Wie Topfirmen und Führungskräfte zum Erfolg inspirieren. München: Redline.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:

Schumann, K. (2024). Erfolgsmanagement: Lehren aus dem Profisport. fitness MANAGEMENT international, 3 (149), 90–93.

 

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